Stuttgart, Liederhalle,
10. Mai 2014


Giórgos Daláras
Rembetiko unplugged


Hinweis: Die im Folgenden verwendeten Videos wurden von der Plattform Youtube eingebunden. Da es von der Rembétiko-Tour leider nicht viele Videos gibt, haben wir hin und wieder Darbietungen in anderen Besetzungen verwendet. Wundert euch also nicht, wenn Daláras während unserer Beschreibung plötzlich wieder mit langen Haaren auftritt ;-) Hoffen wir, dass die eingebetteten Videos die Zeit bei der deutschen Version von Youtube überdauern.

„Sie sind immer bei uns, jeden Abend“, sagte Giórgos einmal bei einem anderen Auftritt, und meinte die alten, schon verstorbenen, großen Meister ihres Fachs. Komponisten, Poeten und Interpreten einer Musikrichtung, die zeitlos ist und in erster Linie ein Lebensgefühl widerspiegelt, das Gefühl der Sehnsucht und der Wehklage: der Rembétiko.

Paraponiarikó mou - Mein kleiner Wehklagender


Was du auch im Herzen hast,
ich will, dass du es mir sagst, mein Kleiner,
und nicht, dass du dasitzt und weinst,
mein kleiner Wehklagender.

Und wenn ich dich verbittert habe
mit meinem Eigensinn,
finde wieder Gefallen an mir und weine nicht,
mein kleiner Wehklagender

Heute Abend werde ich kommen, um es dir zu sagen,
dass ich dich liebe, mein Kleiner,
und seufze nicht mehr heimlich,
mein kleiner Wehklagender

Rembétiko, eine Musik, die seit über hundert Jahren besteht und sich aus den traditionellen Klängen der vergangenen Jahrhunderte herausgebildet hat. Es sind die Lieder insbesondere der Flüchtlinge aus Kleinasien, der Vertriebenen und in Armut Zurückgebliebenen, der Ausgegrenzten, in Piräus und am Rand der Städte, die von Hoffnungslosigkeit und Sehnsucht, von unerfüllter Liebe, von schönen und verruchten Frauen, von fernen Ländern, von Drogen und dem Schmerz über ihr Leben singen. Lieder, die wirklich JEDER Grieche kennt und mitsingen kann, nicht nur die Betroffenen der unglückseligen Vertreibung von 1923, sondern auch die Auswanderer zu Wirtschaftswunderzeiten nach Deutschland (und davon gibt es in Stuttgart jede Menge) und in andere Länder.
Sehnsucht und Wehklage, tiefe Gefühle, die wir alle kennen. Warum sonst sollten wir den Sängern nach Arabien folgen, um eine Zauberin zu treffen, die den Bann löst, mit dem sie belegt sind?

I Mághissa tis Arapiás - Die Zauberin von Arabien


Diese Aufnahme von 1983 zeigt Daláras mit Vassílis Tsitsánis und unterstreicht, warum man im Programm am heutigen Konzertabend immer wieder auf bekannte Stücke dieses Komponisten und Lehrers, wie sein Beiname nicht zufällig lautet, zurückgriff.
Es ist insbesondere Giórgos Daláras zu verdanken, der sich von solchen großen Musikschaffenden, deren Kunst aus der Seele vieler Menschen sprach, inspirieren ließ. Er sorgte zu Zeiten, als andere Musikrichtungen populär wurden, dafür, dass der Rembétiko nicht in Vergessenheit geriet und den flachen, oberflächlichen und austauschbaren Liedchen der Musikindustrie zum Opfer fiel, denn Sternchen am Schlagerhimmel mit wirklich schlechter Musik gibt es auch in Griechenland zuhauf. Ihm ist es in besonderem Maße zu verdanken, dass der Rembétiko die Zeit überdauerte und bis heute lebendig geblieben ist.
Deshalb war unsere Freude groß, als wir erfuhren, dass Giórgos Daláras uns auf diese musikalische Reise im Rahmen seiner Rembétiko-Tour mitnehmen wollte. Als Ausgangsort wählten wir die Liederhalle in Stuttgart, einer Stadt, in der seit Jahrzehnten viele Griechen zu Hause sind. Wir freuten uns auf einen Abend mit Liedern, die wir alle kennen, und einen Sänger, den wir verehren. Und wir waren gespannt, wen Giórgos uns als musikalische Begleitung dieses Mal mitbringen würde.


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