Kykladentour Oktober 2008
Teil 6: Am Südwestrand des Großraums Athen
Copyright puchheim = MartinPUC, April 2009


Piräuseindrücke

Je näher man dem Piräus auf Schiffsplanken kommt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, an einem dieser mausgrauen Dinosaurier unter den Frachtern vorbeizuziehen, die entweder auf Reede liegen oder langsam und gemächlich einem der Häfen (nord)westlich des Piräus zusteuern.
Es sind überdimensionierte, unergründliche Schiffsklötze, man vermisst als Erstes die üblichen Bullaugen, rätselt herum, was sich in so einem abweisenden Koloss nur verbergen könnte, tippt auf etwas Verbotenes, Gefährliches. Ich schätze mal, es handelt sich um riesige Autofähren aus Fernost.
Ein junger Grieche neben mir an Bord der Blue Star Naxos meint zu seinem Freund: Schau mal, das sind ja wahre Elefanten!

Wir haben den 31. Oktober, das Wetter könnte nicht schöner sein, als wir kurz nach 15 Uhr in den Zentralhafen einlaufen. Das altehrwürdige Vapóri Ágios Geórgios hat soeben abgelegt und schiebt sich Richtung Hafenausgang, mit Kurs auf die Westkykladen.

Ich freue mich schon auf den Abendspaziergang, angesichts all der Herrlichkeiten von Fährschiffen um mich herum. Relativ mickrig wirken heutzutage die Schiffe der GA Ferries, gleich drei von ihnen haben an der Dodekanes–Abfahrtsstelle weit draußen am Hafenrand festgemacht. Nebenan einmal wieder die Blue Star 1 (nicht die 2), am schönsten wie immer die großen Kretafähren weiter einwärts, die der ANEK: die überlange, so schön geschwungene Kriti I (oder auch II), daneben die prächtige neue Elyros.
Seit sie so auffallend rot gefärbt sind, gefallen mir die neueren Minoan–Pötte nicht mehr besonders, sie sind mir aussehensmäßig etwas zu gewollt auf futuristisch getrimmt. Nein, da lob ich mir dagegen das zeitlose Weiß des Schiffsrumpfes, das Gelb und Blau der Schornsteine der herrlichen ANEK–Schiffe.
Wie bescheiden andererseits, wie klein das LANE–Schiffchen nebenan, die V. Kornáros. Sie wird nicht beladen, auch nicht später am frühen Abend, ein großes Rätsel, denn ich weiß zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht, dass der LANE–Fährbetrieb über Santorin und Kreta nach Kárpathos und Rhodos inzwischen ganz eingestellt wurde.

Das Zimmer in meinem bisherigen Piräus–Stammquartier ist sehr hübsch, ich kann nicht klagen, nur der Preis behagt mir nicht mehr so ganz, muss ich heute doch den Doppelzimmerpreis bezahlen. Vorbestellung ist also inzwischen nötig geworden, zu viele direkte oder indirekte Empfehlungen für das Haus, auch meinerseits, bringen überreichlich Gäste. Das nächste Mal werde ich was Neues um die Ecke herum ausprobieren.

Die Kalamarischeiben in dem mir bekannten Kafenío–Tavernchen unweit des Fischladens serviert mir die russisch oder bulgarisch wirkende Angestellte recht unwillig, war sie doch schon auf die Nachmittagsschließung eingestellt. Der Wirt zwinkert mir zu, macht einen guten Preis. Ich lobe die Frau für ihre Kochkünste.

Mein Spaziergang führt mich zuerst in ein sehr bescheidenes, verstecktes Passagen–Kafenío hinter dem östlichen Hafenrand, an der Aktí Miaoúli, das mir bislang nie aufgefallen war. Nur zwei Tische stehen im Halbdunkel des langen Durchgangs, im winzigen Innenraum sitzt sowieso niemand außer den Wirtsleuten, die Preise absolut gemäßigt. Im kahlen Ladenlokal gegenüber langweilt sich eine Reisebüroangestellte ohne jegliche Kundschaft an ihrem PC – ein merkwürdiges Geschäft.
Draußen, wo es viel teurer ist, vorne beim Südende der Platía Themistokléous, befindet sich ein viel belebteres Café. Man ist offensichtlich ein bisschen statusbedacht, gibt gerne doppelt so viel fürs Gesehenwerden aus.

Immer verlockend, einer der beiden Läden mit KRETISCHEN PRODUKTEN nahe dem hafennahen Ende der Gounári–Straße! In dem größeren Geschäft, wie auch das kleinere schräg gegenüber dem guten zypri(oti)schen Lokal gelegen, nehme ich eine kleine Plastikflasche Rakí mit, die große ist mir für mein Rucksackgepäck zu riskant, ich befürchte ein Auslaufen und ein hochprozentiges Kleiderbad im Flugzeugrumpf.
Zu Hause tut es mir endgültig leid, nicht ein "größeres Risiko" auf mich genommen zu haben. Kenner versichern mir nämlich, dass dieser Tresterbrand vom Allerfeinsten ist, nicht aufdringlich scharf, sondern wohltuend weich und aromatisch, sich ohne Weiteres mit viel teureren italienischen Grappas vergleichen lässt.

Und Zigarettenliebhaberinnen und –habern sei's gesagt: Nur ein paar Schritte weiter, einen kleinen Durchgang hinter, gelangt man zu einem Zigarettengroßhandel für die kleinen Leute, wo jede Stange einen geringen Cent–Betrag günstiger kommt als am Kiosk – ein schlagendes Argument für die vielen weniger gut Betuchten.
Da ich aber Kioske liebe, besonders den meinen, einen von mehreren an dem leicht chaotischen Platz vor der Südflanke des Piräus–Metrobahnhofs, den mit einem ziemlich intellektuell wirkenden Insassen (– kein Wunder, die Intelligenzija sitzt in GR in Kiosken!), suche ich ebendiesen auf und kaufe ihn fast leer – leer von Karelia Filtro, den einfachen mit dem immer noch griechischen Tabak, der heutzutage keine so guten Chancen mehr hat bei der heimischen Jugend, die sich längst dem teureren amerikanischen Einheitsgeschmack zugewandt hat – die weiße Flachpackung Karelia Filtro: eher was für ältere Fischersleute auf abgelegenen Inseln als für großstädtische Yuppies und Möchtegerne.
Ich brauche mindestens 20 Packungen als Mitbringsel. Vorsicht: Es gibt (oder inzwischen: gab? Ein Flop?) auch eine viel teurere Karelia–Flachpackung mit US–amerikanischem Virginia intus. Aber die ist gelblich braun, nicht weiß, und schmeckt für meine Begriffe scheußlich.

Spaziere zur westlichen Hafenseite hinüber, zu den Kretafähren. Was für eine Schau! Riesenschlangen von LKWs warten auf ihre Einschiffung. Ein paar Neugierige stehen herum, Knabbersachen werden an Ständen feilgeboten. Ein fataler, großartiger Auspuffgestank liegt in der Luft. Aaah, diese wunderbaren weißen ANEK–Schiffe (sprich: Anäck, mit Ton auf dem „ä“), diese überlangen, schön geschwungenen Dinger!
Und still liegt sie da, meine geliebte Vitséntzos. Kornáros von LANE (sprich: Lanäääh), es ist kein Bewacher zu sehen, es tut sich nichts.

Leicht erschöpft nehme ich Platz in meinem bereits erprobten anderen sehr einfachen, geradezu urtümlichen Hafenkafenío in einer ganz kurzen Passage gleich gegenüber dem Karaiskáki–Platz, das ich bisher als "namenlos" bezeichnet habe, dem mit der Wandzeichnung der Insel Ikaría und der Fourni–Inseln, und es heißt, aus der Wandüberschrift zu schließen: Foúrni Ikarías.
Erstmals fällt mir auf, wie manche Gäste Teller voller hübscher Mezédhes vor sich stehen haben, ein verlockendes Angebot. Setze mich draußen an einen Tisch rechts des Eingangs, wenn man zur Straße hin blickt, auf dem kleinen Plateau oberhalb der Stufen in der Kurzpassage.
Vor der anderen Eingangsseite ein weiterer Tisch. Den besetzt schließlich eine kretische Paréa, die auf eine der abendlichen Schiffsabfahrten wartet. Ihr Chef bestellt in einer Tour leckere Mezé nach, was meinen Appetit ungemein anregt.
Nicht im Traum hätte ich mir vorstellen können, welche Köstlichkeiten dieser bescheidene Laden (mit dem wie es sich gehört krass versifften Toilettenbereich) hinter seiner einfachen Theke hervorzaubern kann. Ich bekomme einen dieser verführerischen Teller, und mir schmeckt sogar die Blutwurst darauf, auch das Ousáki ist nicht von schlechten Eltern. Klar, dass ich eine zweite Portion bestelle, als die Kreter schon bei der vierten angelangt sind – natürlich ohne Ouzo, denn auf Kreta trinkt man als Einheimischer "keine Chemie", sondern nur klares Selbstgebranntes: Ratschí, Tsikoudhiá (Vorsicht: Stereotyp!).

Unvorstellbar anregend, diesen eng umgrenzten Ausschnitt des Straßenlebens von meinem Tischchen aus zu studieren. In den zwei Stunden, die ich hier verbringe, hasten alle Arten von Passanten, Fahrzeugen, Bussen vorbei, flüchtig eingerahmt in ein Quadrat, dem sie sich ganz rasch wieder entziehen. Airportbusse spucken ihre Fracht da draußen zu meinen Füßen aus, diverse Linienbusse machen halt. Ich präge mir die vorbeigleitenden Busnummern ein, und die Namen über der Windschutzscheibe, sofern der quadratische Lebensausschnitt es zulässt. Was sich vor meinen Augen abspielt, ist echtes orientalisches, zumindest levantinisches Flair. Es wäre geeignet für ein Video im Rahmen der nächsten Biennale d'Arte di Venezia.


Ein Samstagmorgenausflug nach Pérama

Anderntags stehe ich zeitig auf und genieße mein Frühstück auf einem Barhocker am einzigen Minitisch in einem gut funktionierenden modernen Eckimbiss an der nordöstlichen Hafenfront, Aktí Possidhónos, den ein tüchtiger Thekenmann, unterstützt von einer geschickten Frau, trotz der Unmengen Laufkundschaft gut im Griff hat.
Wunderbarer Kaffee, und beste Sandwiches. Ein Dauerstressjob, aber sie machen gute Miene zum nervenaufreibenden Spiel.
Der kleine Abstecher hinaus auf die zentrale Mole der Aktí Tzelépi gehört einfach zum Morgenritual, Schiffe gucken, wenigstens die, die noch nicht abgelegt haben.

Dann versuche ich den geeignetsten Einsteigort in einen Bus nach Pérama zu finden – es ist schließlich tatsächlich die Haltestelle vor dem größeren Passagen–Kafenío, da, wo auch die Airportbusse halten. Erst einmal gilt es viele unpassende Liniengefährte vorbeizulassen, bis endlich das richtige auftaucht.
Noch weiß ich nicht, wo mich die Nr. 843 ausspucken wird, oder wo ich freiwillig aussteigen werde, doch eines weiß ich ganz genau: mich reizt das Unbekannte überaus, und das weitaus Unbekannteste, das ich mir vorstellen kann, ist in Elládha die Megalópolis Athína mit ihren zahllosen Vororten.

Im Zickzack geht es in dem langen, modernen Gelenkbus durch die Viertel des nördlichen Piräus. Bald erkenne ich den großen, begrünten Platz wieder, an dem ich mich schon im vorigen Mai gerne aufgehalten habe. Er, zumindest sein größerer westlicher Part, heißt wirklich Platía Laoú, Platz des Volkes, und gehört bereits zum südlichen Keratsíni. Zu Fuß war es natürlich viel schöner, diese eigenständige Gemeinde zu durchstreifen, doch heute hab ich vier Stunden weniger Zeit bis zum Rückflug als im Wonnemonat und muss mich etwas sputen.

Auf dem breiten Leofóro(s) Dhimokratías erreichen wir in einer leichten Rechtskurve die Hafengegend von bzw. bei Keratsíni. Eher ein Ölhafen für die Elektrizitätsgesellschaft, linksab. Dann ein riesiger Container– und Frachthafen, eine Art Raffinerie, eher mehrere, auch landseitig setzen sich die Anlagen fort.
Längst befinden wir uns in Pérama, einem wahrlich unfeinen Wohn– und Industrieviertel, vor dem jeder halbwegs Begüterte eiligst Reißaus nehmen würde. Es erstreckt sich mit seinen unspektakulären Wohnhäusern auf vielleicht maximal 2 km die nördlichen Hänge hinauf, aber über viele Kilometer westwärts, meerseitig eingegrenzt von der unendlich langen Dhimokratías–Straße und den Industrie– und Hafenanlagen. Kilometerweit ist die Uferavenue schließlich gegen das Meer hin eingefasst von einer fast ununterbrochenen alten, verfallenden Fabrikhauszeile, ab und zu mit Durchlässen, müllgefüllten Flecken, auf denen sich Hundestreuner aufhalten, ein echtes wasteland, ein Flair von Harlem in NYC, auf der Ufermagistrale dröhnen wir stur vor uns hin, wie mit Scheuklappen auf eine bessere Zukunft hoffend, landwärts regt sich mehr Leben als am Meer: Gaststätten, Läden, parkende Autos, die ersten Nebensträßchen.

Das Faszinierende aber liegt für mich an diesem Tag eher meerwärts. Eine Unzahl ankernder Schiffe, großer wie kleiner, man hat kaum Zeit, sie aus dem dahineilenden Bus alle wahrzunehmen, und die Häuserzeile verdeckt irgendwann das meiste, raubt den zuerst so weit reichenden Blick.
Schließlich biegt der Langbus etwas weiter hinein ins Viertel, umrundet einen Platz, stößt dann wieder senkrecht zum Wasser hin und trifft bald auf die Endhaltestelle.
Es bleibt mir nun nichts anderes mehr als auszusteigen, als einer der wenigen Übriggebliebenen.
Unmengen von Autos jagen einem nahen, mir noch unbekanntem Ziel zu. Ich begebe mich auf Wanderschaft hin zu dem großen Einlasstor.

Sind die Schwarzafrikaner beim Piräus–Metrobahnhof eher eine flüchtige, immer wieder vor eintreffenden Polizeistreifen fliehende (Taschen–)Händlererscheinung, so haben sie hier einen echten Verkaufsstand mit allem möglichen Firlefanz gemietet. Auf der anderen Straßenseite reihen sich kleine Gaststätten aneinander, auch Kaffeehauskettenfilialen sind darunter, weiter vorne immer mehr Imbissstände. Wirkt alles, wie auf Laufkundschaft ausgerichtet.

Ich durchschreite eines der Tore und befinde mich in einem – Fährhafen!
Zwei ganz schön große Dinger von Autofähren mit weiten, offenen Decks liegen vor Ort, und ein nicht enden wollender Strom von in erster Linie PKWs prescht im Eiltempo auf sie zu. Es ist eine geradezu unwirkliche Wochenendhektik, die mich da umfängt.

Gleich links nach dem Hafeneingang dagegen eine wohltuend friedliche Szene: Ein kleines, altersschwaches Bootsgefährt, bereits voller Passagiere, der kleine Innenraum dicht besetzt, dümpelt im Abseits vor sich hin, gegenüber die Ticketbude. Mit dieser "Nebenlinie" lässt es sich besonders preisgünstig übersetzen ins nahe Salamína/Salamis, wenn im Vergleich mit den Großfähren auch anderswo angelegt wird. Ich frage, wohin es geht, und die netten einfachen Leute bitten mich herein zu sich, doch ich möchte ja gar nicht mit. Aber was für ein Gegensatz zu den Autorasern gleich nebenan!

Ich suche Lücken in der Autokolonne, zwänge mich durch und am Großfährengeschehen vorbei hin zu einem Durchlass in der westlichen Begrenzungsmauer.
Über leicht vermülltes Gelände gelange ich hinauf auf eine lange Mole, die an ihrem westlichen Ende einen Haken nach Süd schlägt. Auf meinem erhöhten Weg sind sogar Sitzbänke angebracht, die auch von den recht zahlreichen Anglern genutzt werden. Der Blick geht nach Nord, auf die Engstelle zwischen dem nördlichen Salamis und dem Golf von Elefsína mit seinen stark von der Petrochemie und der Stahlerzeugung geprägten Küste.
Hier also war es, dass 480 v. Chr. die übermächtige Flotte der Perser vernichtet wurde, sie hatten es wirklich relativ eng.
Gegenüber, an der nördlichen Ostküste von Salamína, ein Kriegshafen mit etlichen grau gestrichenen Schiffen, weiter südlich die Bucht von Paloúkia mit ihrem Häusermeer, vor dem auch die großen Autofähren anlegen.

Unter mir, auf der breiten südlichen Molenfläche, ein Grünstreifen mit einer Hundemeute, davor Boote und Jachten.
Als ich den Molenhaken nach Süd gehe, die paar Stufen hinabsteige, treffe ich auf einige Bootshütten und ein riesiges, noch leeres Restaurant vor den vertäuten Wellenschauklern. Abends wird es da ganz schön zugehen, nehm ich mal an.
Beim Zurückschlendern muss ich mit etwas gemischten Gefühlen an der kläffenden und aufgeregt herumlaufenden herrenlosen Hundeschar vorüber, aber die Viecher sind Menschen gewohnt und werden nicht übermäßig zudringlich. Bin dennoch froh, als ich wieder vor den weit ausladenden platten Schiffsbäuchen stehe, die in nicht endender Hektik Hunderte von Autos aufzunehmen scheinen.
Salamis, die begehrte Insel! Liegt es nur am Wochenende? Na ja, der Südwestteil scheint ja relativ unbesiedelt zu sein, wenn ich der Karte glauben darf. Aber allzu imposant wird die Idylle wohl nicht sein (oder doch?) – ich muss einfach mal hin, mir ein Bild davon zu machen.

Einen Bus lass ich noch abfahren, steh noch unschlüssig herum. Hinter dem Zaun und der ersten Hallenzeile zum Meer hin bei der Busendhaltestelle reihen sich größere Pötte in einer Art (Reparatur–)Werft aneinander, alle mit dem Heck zum Kai hin gerichtet. Es schimmert auch blau und gelb durch, ein derart bemalter Schornstein ragt hoch in den Himmel. Mit Müh und Not erkenne ich durch einen Spalt im Zaun bruchstückhaft den Schiffsnamen: es ist die recht neue Lefká Óri, ein sehr stattliches Fährschiff der ANEK. Gleich daneben ein Pott derselben Firma, das muss die Prévelis (hieß früher Préveli, ohne das "s") sein. Die werden wohl kurz überholt, ich kann nur raten.
Vielleicht liegen sie auch nur hier geparkt. Freu mich natürlich, die beiden an diesem entlegenen Ort angetroffen und erkannt zu haben.

Nachdem ich in Pérama auf das Mittagessen verzichtet habe, werde ich es in Piräus nachholen. Der nächste Gelenkbus ist meiner, und ich such mir einen Platz, an dem das Fenster nicht mit diesen unangenehmen Großpunkten verklebt ist, die sowohl Teil einer Reklame sind als auch als Sonnenschutz dienen.
Noch einmal passiere ich die unendlich langen Hafen– und Industrieanlagen mit ihrer Vielzahl von Schiffen. Dann biegen wir wieder nach Keratsíni hinein.

Zum Schluss noch einmal Pireás

Direkt bei meinem alten Kafenío–Favoriten am Hafen von Piräus steige ich aus dem Bus, geh die Aktí Possidhónos vor, biege in die Gounári–Straße ein und überquere sie gleich darauf. Einen Block weiter südöstlich hinein befindet sich ein kleiner, aber ganz netter Samstagsmarkt, man braucht nur eine Seitengasse zu nehmen, um auf den Platz zu gelangen.
Gemüse, Fisch, Kleidung sind im Angebot, zu dem neben einigen Ständen auch die dauerhaft installierten Geschäfte beitragen. Was mich ganz besonders in seinen Bann zieht, ist aber das Marktkafenío, das sich zumindest heute so nennen darf.
Ein älterer Herr, der bestimmt als Original gehandelt wird, unterstützt durch eine jüngere Frau, schmeißt diesen Laden. Draußen haben es sich die alten Hasen des Viertels gemütlich gemacht und fühlen sich im Mittelpunkt des Geschehens, diverse kleinere Fischgerichte stechen mir von den Tischen der Spätvormittagsgenießer her ins Auge. Genau das habe ich gesucht! Drinnen zieren eine Menge Bilder und Fotos die Wände, was dem Lokal ein sehr gemütliches Ambiente gibt. Die Fischchen schmecken mir gut, nachdem ich recht lange auf sie gewartet habe.

Alles in allem hätte ich mir keinen schöneren Abschluss meiner Urlaubsreise wünschen können. So steige ich zufrieden in den Flughafenbus, und weder das Tohuwabohu auf den Straßen, noch die gelegentlichen Hässlichkeiten am Straßenrand trüben diesen Eindruck. Ob ich es mal wieder schaffe, NICHT von ATH aus zurückzufliegen?

Copyright puchheim = MartinPUC, April 2009