Teil 3: Wiederkehr nach Kálimnos,
der spröden Schönen

Copyright puchheim = MartinPUC, August/September 2009


Nachtfahrt auf der Diagóras

Um etwa Viertel nach acht Uhr abends legt die Diagóras von Paros ab. Eine von zwei wöchentlichen Mai–Verbindungen ab Piräus über Páros zu den Dodekanes–Inseln bis Rhódos – einmal die Woche sogar bis zum winzigen Kastellórizo.
Gespannt bin ich schon, welchen Kurs das Schiff nehmen wird, ob westlich oder nördlich an Donoússa vorbei, ob nahe bei oder ferner weg von Amorgós.

Ich mache es mir an einem Tisch auf dem einsamen Oberdeck in der hinteren Schiffshälfte direkt vor den Schornsteinen bequem. Der Teil ist ganz eingeglast, also gut geschützt vor dem Fahrtwind. Besatzungsmitglieder tauchen ab und zu aus einer hinteren Tür auf, machen eine Zigarettenpause. Später lässt sich ein britisches Paar einige Tische weiter nieder. Niemand sonst. Das Schiff ist nicht gerade überfüllt.
In weitem Bogen wird zunächst einmal das nördliche Páros umschifft, und in ebensolchem die Nordspitze von Náxos. Lange flackern uns die Lichter der ausgedehnten Chóra übers Meer entgegen, später die von Apóllonas und der Orte im Nordosten der großen Kyklade. Die Dunkelheit bricht herein.

Bald ist klar, dass wir nördlich an Donoússa vorbeiziehen. Kaum ein Licht ist erkennbar, die Insel zeigt uns ihre abgewandte, menschenleere Seite. Nun beginnt das große Rätselraten. Gerne wüsste ich, wo genau wir langfahren.
Ich laufe von Backbord nach Steuerbord, spähe draußen auf den Treppenabsätzen in die Nacht hinein, um irgendwelche Insellichter auszumachen. Gelegentlich blinkt auch was zu mir herüber, ob es wohl von Kínaros herkommt? Oder von einem der unbewohnten Eilande zwischen Kínaros und Levítha? Doch auch von Nord her sind immer wieder mal Lichter zu erkennen – die meisten stammen von anderen Schiffen, doch das ist nicht gleich so ganz klar. Ohne all die Positionierungsgeräte vor Augen komme ich mir vor wie ein antiker Seefahrer, der sich nur an den Gestirnen orientieren kann.
Da lob ich mir die Blue Star 2, die einen tollen Service anbietet: den Blick auf ein GPS–Navigationssystem für die Passagiere.
So aber kann es nur bei Vermutungen bleiben, bis ich vielleicht einmal nachts im Internet den Kurs meiner Fähre bei "marinetraffic.com" nachverfolgen kann.

Also, wenn sie etwas Sprit sparen wollen, müssten sie eigentlich irgendwo zwischen Kínaros und Levítha durch, irgendwo durch den Riegel kleinerer Inselbrocken, denke ich mir. Das ist wohl auch geschehen, doch beweisen kann ich's hier nicht. Schwarze Nacht. Nur selten Inselschemen, diese auch nur zu erahnen. Weiterhin irritieren die Lichter passierender kleinerer Schiffe. Diejenigen, die nahe an uns vorbeigleiten, wirken wie verlorene, matt erleuchtete Oasen in der unendlichen, alles nivellierenden Schwärze.

Irgendwie merkt man auch, wie relativ langsam unsere Diagóras ihres Weges zieht, ruhig und stabil dahinstampft. Aber schön ist sie schon, so eine bedächtige Nachtfahrt durch einen weithin unbekannten Meeresteil.
Es ist kühl geworden nach Mitternacht. Nun bin ich allein an Deck. Meine beiderseitigen Ausblicksversuche laufen sich tot an den dunklen Eisschollen der Himmels– wie der Meeresschwärze. Nur ganz schwach, ganz kraftlos schimmernde Lichtpunkte blitzen gelegentlich auf in diesem allumfassenden Dunkel.

In der Ferne zeigen sich irgendwann vereinzelt Lichter weit im Norden bzw. Nordosten. Und langsam stellt sich die Zeit ein, da mir die Nachbarin meines Zieles entgegenblinkt, entgegenleuchtet. Erst die typische Lichterformation auf der Nordseite der Kéfalos–Halbinsel, wie eine gewollt aufgereihte Kette zur Orientierung der christlichen und auch muslimischen Seefahrt. Dann kleinere koische Küstensiedlungen, lichtermäßig größer wirkend als sie es tatsächlich sind. Schließlich das "große" Mastichári, hangaufwärts gestaffelt. Indirekt also offenbart sich die Nähe zu Kálimno, sozusagen im Spiegel, doch die Gegenseite bleibt lange im Finstern verborgen.


Ankunft auf Kálimno

Bis zum Όρμο(ς) Καλύμνου, der Bucht der Hafenstadt Póthia, herrscht tatsächlich überwiegend Dunkelheit, bei nächtlicher Annäherung. Der Inselkörper tritt zurück ins schwarze Nichts. Ganz unvermittelt und nur ganz kurz, und nur, wenn man darauf gefasst ist, gibt sich die schmale Bucht von Vlichádhia durch intensives Leuchten dem Späher preis, je nach Geschwindigkeit des Schiffes.
Wenn man einmal ums Akrotíri Ajíou Jeorjíou gebogen ist, wird es deutlich heller – die große Stadt strahlt ihre Erscheinung, ihren Phänotyp nunmehr ungehindert in die Nacht hinaus. Etwas Beachtliches rückt näher!
Nicht nur das Großkreuz da oben links, nein. Auch eine kilometerweit sanft bergauf ansteigende, eine lange Talung füllende städtische Bebauung mit viel steiler aufgetürmten küstennahen Wohnvierteln beiderseits des weit ausladenden Hafens mit langer, schützender Mole.

Es hat etwas länger gedauert, und es ist schon gut nach halb zwei. Nach dem Anlegen strömt eine nicht gering bemessene Menge von Leuten aus dem Schiff. Nach 200 m Fußweg treffe ich auf nur etwa 5 Taxis. Instinktiv ist mir klar, dass die alle vorbestellt sind, nachdem mir der erste Taxifahrer Bescheid gegeben hat, dass er besetzt sei. Ich weiß, was ich zu tun habe – aber nur, weil es nicht meine erste Griechenlandreise ist. Melde mich also sozusagen bei mehreren Taxifahren an, als Interessent für eine Stadtfahrt. Nach 5 min haben sie sich alle abgesprochen, geeinigt.
Es riecht nicht einmal nach Hafenbecken wie anderswo, zu gut ist hier die Durchlüftung.
Ich steige in ein Taxi mit Mutter und Sohn als weiteren Fahrgästen. Die verlassen vor mir das Gefährt, noch in der Unterstadt. Aber auf meinem Weg. Meinem Weg hinauf in die Gegend des Archäologischen Museums, na ja, schon ein paar Hundert Meter davon entfernt. Zur damals noch als solcher bekannten Villa Themelina, aber schon damals neuerdings in Villa Melina umgetauft.

Ich steige aus, gebe gutes Trinkgeld, wünsche dem jungen Taxifahrer eine gute Nacht, er bedankt sich, sagt, es sei seine letzte Fahrt gewesen. Ich sehe mich mit einer leicht "verwunschenen" Villa mit quietschendem Eingangstor konfrontiert, durch das ich mich nach einigen Öffnungsversuchen durchzwänge, hinein in einen nachtdunklen Märchengarten.
Donnerwetter, ziemlich düster hier, das hatte ich mir nicht so vorgestellt. Bei unserem Telefonat hatten A(n)dónis und ich alles ganz klar vereinbart. Er hatte mir genauestens den Weg beschrieben, die Farben der unterschiedlich gestrichenen Häuser um den großen Pool herum. Was wir nicht bedacht hatten, war die Nacht. Nächtens ändern sich alle Farben. Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Ockergelb und Rosarot, wenn die Beleuchtung auf ein Mindestmaß zurückgefahren wurde. Und ich sollte mich auf das "gelbe Haus" konzentrieren, eine ziemliche Aufgabe.
Irre also herum, mitten in der lautlosen Nacht. So gut sehe ich noch, dass ich den abgrundtiefen, wasserlosen Swimmingpool umgehen kann – würde man da hineinfallen, täte man sich echt weh. Ich krame sicherheitshalber meine starke Taschenlampe hervor. Nach fast 10–minütiger Ratlosigkeit, nach Herumirren von Haus zu Haus, hab ich die Erkenntnis erlangt, mal hochzusteigen und befinde mich endlich auf dem richtigen Weg in ein dank der Taschenlampe irgendwie gelblich wirkendes Haus. Endlich stimmt auch die mir mitgeteilte Zimmernummer. Also nichts wie rein, die Tür ist, wie versprochen, nicht verschlossen.

Sehr großzügig bemessen, das Ganze. Andónis hatte nicht übertrieben. Wirklich schön. Als Erstes eine Dusche! Eine echt liebenswerte griechische Unterkunft habe ich da bekommen. Keinesfalls I–A, Gott sei Dank! Den Handtuchaufhänger im Bad vermisst so mancher vielleicht schmerzlich – aber kann man nicht improvisieren? Das geöffnete kleine Fenster zum Außengang sowie die Badezimmertür müssen als Handtuchträger herhalten. Ansonsten alles wunderbar: Kochnische, Kühlschrank, kleiner pflanzenumwickelter Balkon mit Überblick über den Innenhof mit Pool und einige Stadtteile bis zum Hafen. Im teureren alten Vorderhaus, der eigentlichen Villa, hätte man einen noch viel schöneren Ausblick über die Stadt.

Ziemlich müde sinke ich ins Bett.


Fühlungnahme mit A(n)dóni

Den Ausblick, diese Übersicht, genieße ich zum ersten Mal so richtig am folgenden Morgen von meinem Balkon im zweiten Stock aus.
Als Erstes nehme ich die höfliche, die innenhöfliche Szenerie meiner nächtlichen Irrungen wahr, das Terrain rund um den noch ungefüllten Pool. So viele Pflanzen, üppig wuchernde Büsche, Treppen, Aufgänge, Nebenhäuser! Dann scanne ich die alte "Villa", das Haupthaus mir genau gegenüber ab, einen wahrlich stattlichen Bau alten italienischen Stils. Ihre rückwärtige, mir auf 50 m Distanz zugewandte Terrasse in einem oberen Stockwerk ist schon außergewöhnlich, auch groß, hat eine durchbrochene Säulchenbalustrade als Begrenzung, die auf der anderen Hausseite bietet den Totalüberblick über Stadt und Umland und das Meer.
Von meiner Warte aus erkenne ich gerade noch, über benachbarte Hausdächer hinweg, größere Schiffe im Hafen. So z. B. eine GA–Fähre, wahrscheinlich war es die Marína.

Im späten Morgenlicht zwinkern und lächeln mir von schräg unterhalb meine Münchner Bekanntinnen entgegen. Sie haben ein ganzes Häuschen auf der Ebene des quasi ersten Stocks für sich, eine eigene Terrasse, schöne Liegen, und ein herrlicher Blumenstrauß ziert ihren Terrassentisch.
Beim gemeinsamen Frühstück lerne ich dann endlich Andóni und seine Frau kennen, später noch seinen Sohn.
A. ist mir spontan sehr sympathisch – kein Wunder, er sieht aus wie ein Bilderbuchgrieche, ist sehr gastfreundlich und entgegenkommend und nimmt sich viel Zeit für seine Gäste – manchmal sogar zum Leidwesen seiner Frau, die sehr viel Arbeit hat. Diese zwei Welten lassen sich bestimmt nicht ganz einfach in Einklang miteinander bringen.

Frühstück in der Villa Melína ist eine interessante Angelegenheit, denn es geht im Haus recht international zu, und man kommt sich am Tisch teils ganz nah. Belgier, Niederländer, Franzosen, Deutsche waren zu meiner sechstägigen Anwesenheitszeit präsent, das Haus aber nicht annähernd voll, war ja auch erst Mitte Mai. Besonders nett das französische Paar aus Paris, das wegen späten Erscheinens meist an einem Nebentisch dicht beim Swimmingpool zu sitzen kam, und ich wollte wirklich, ich wäre geübter in Französisch!
Drinnen in einem stilvollen Raum ist das Frühstücksbuffet aufgebaut, das für griechische Verhältnisse ganz beachtlich ist. Zu dieser Morgenzeit ist auch die nette Aushilfe zugegen, eine ältere, sehr sympathische Griechin.
A. steckt sich schon mal eine Zigarette an, während er sein vielleicht (?) zweites Frühstück einnimmt, an einem Tisch mit Gästen, er setzt sich gerne dazu, besonders gern zu Deutschsprachigen – nicht nur Andónis, sondern die ganze Familie spricht hervorragend Deutsch.
Da werden dann gleich und ganz beiläufig Pläne für den Tag besprochen. Ich darf mich glücklich schätzen, mit zwei so strahlend netten Damen befreundet zu sein, die länger als ich einen guten Draht zu Andóni und seiner Familie haben und hier sehr geschätzt sind. Es sollte so manche leckere Fischmahlzeit für uns stattfinden.


Quer in Póthia

Die Inselhauptstadt kenne ich, auch ohne Andóni und die Villa M. persönlich gesehen zu haben, seit Längerem. Sie hat nichts von ihrem eigenartigen Charme für mich verloren, durch die Bekanntschaft mit den Ex–Aachenern definitiv noch ein gutes Stück Attraktivität dazugewonnen.

Meinen Grigóri (siehe frühere Berichte über Kálimno) hab ich über der neuen Bekanntschaft bestimmt nicht vergessen. Bei ihm trinke ich jeden Tag mein Bierchen, lasse mir auch seinen Chthapódhi mit dem beigefügten scharf schmeckenden Gartenkraut, das G. selber anbaut, munden. Ich finde es wunderbar, das Hauptgeschehen an der entscheidenden Straßenverkehrsstelle im Ort aus nächster Nähe zu verfolgen. Beim Grigóri kehren die alten Fischertypen ein, meist nur ein paar, die Jugend ist anderswo zu finden.

"Quer" bedeutet auch, dass ich mich meinem diesjährigen Unterkunftswechsel stelle. Ich bin nach wie vor an meiner so aussichtsreichen und gemütlichen, wenn auch vergleichsweise unkomfortablen, dafür sehr preisgünstigen ehemaligen Bleibe interessiert, dem Innenposten des Greek House, und eine undefinierbare Kraft zieht mich nach dem Bier beim Grigóri in diese kleinen Gassen, nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass die Besitzerfamilie ihr hafennahes Café aussehensmäßig absolut (un)gekonnt zerstört hat, irrsinnig übermodernisiert. Mag sein, dass sie es an irgendeinen jungen Verwandten übergeben haben.
Kaum hab ich auch nur um die Biegung des abseitigsten Nebengässchens geschaut, hat mich die aufmerksame, auf ihr Geschäft bedachte Besitzerin schon ausgemacht (!). Plötzlich sehe ich mich mit einer resolut auftretenden Frau konfrontiert, die mich eine Spur eher wiedererkennt als ich sie.
Unsere Interessen treffen sich aber ganz unkompliziert. Sie will mich in ihr Haus kriegen, mir Gewissensbisse machen, und ich will noch einmal auf diese fantastische Dachterrasse steigen, über die eiserne Wendeltreppe da draußen. Mir den Wahnsinnsrundblick über Póthia und auf die Berge von der anderen Seite (im Vergleich mit der Villa M.) einverleiben. Dort oben bin ich also, da, wo die Katze ihre Jungen im nur von der Terrasse aus zugänglichen Bettdeckenschrank zur Welt gebracht und versteckt hatte und allabendlich zur Fütterung erschien – echt idyllisch. Und von wo aus man gut rüberblickt zur weit entfernten Villa M. am gegenüberliegenden Stadthang. Und von wo aus der serpentinenartige Wanderweg rauf auf die Hochebene Richtung Tal von Vathí so gut zu erkennen ist.
Als ich wieder runtergestiegen bin, noch im Spiralkoller, kommt die Hausfrau aus ihrer Wohnung im ersten Stock heraus und verabschiedet mich herzlich – inzwischen ganz erstaunlich aufgepäppelt mittels Lippenstift und anderer Schönheitstricks. Soll ich etwa in mich gehen? Alle Mittel werden eingesetzt. Aber wer weiß, vielleicht handelt es sich nur um eine Abendeinladung bei irgendwelchen wichtigen Leuten? Alles ist möglich, denkbar.

Don Ottavio singt gerade, im Fernsehhintergrund, seine wunderbare, seine göttliche Arie aus Salzburg, von den diesjährigen Sommerfestspielen: Dalla sua pace la mia dipende ..... (aus dem Don Giovanni = Sankt Johann).

Was ist das Allerschönste in einer Stadt wie Póthia? – Verschiedene Dinge, Gegebenheiten. Ich weiß nur, dass ich den Ort seit Jahren sehr mag. Deshalb bin ich voreingenommen.

Andónis meint, den Luxus des Kaffeehausbesuchs ließen sich seine Mitstädter nicht nehmen, und so stelle ich zwar einen Rückgang der Besucherzahlen fest, aber die Kafenía sind davon bestimmt nicht so stark betroffen wie die Estiatória. Der Platz unten am Hafenbecken ist also, besonders abends, nach wie vor eines der Highlights von Póthia.

Zum Allerschönsten gehört bestimmt der Besuch einer Gaststätte namens To Stéki ton Naftikón (= das Stammlokal der Seeleute), auf das mich meine Bekanntinnen aufmerksam machen. Es befindet sich im hinteren, also nördlich oder nordöstlich des Rathauses und der Busfahrkartenverkaufstelle gelegenen Hafenviertels, noch ein Stück jenseits des höchst beliebten Lebensmittelgroßmarkts an der Uferpromenade, in dem jeder Sparbewusste in town seine Einkäufe tätigt.
In besagtem Lokal stimmen die Preise, zumindest für uns Fremde, und es ist ein Genuss, die Tintenfischbällchen zu kosten, und noch vieles anderes, insbesondere auch extralecker zubereitetes Vegetarisches.

Besucht die versteckten Kirchen, Leute! In der Unterstadt denke ich besonders an eine, mittendrin und doch verborgen. Sehr heimelig, zur Gottesdienstzeit, sonntags.

Allgemein ist feststellbar, dass sich das Erscheinungsbild der Hafenstadt inzwischen, und binnen kurzer Zeit, bemerkenswert geändert hat, hin zum Positiven, zu mehr Gepflegtheit – aber ich möchte nicht wissen, wie viele Tiere (Katzen, Hunde) dafür ihr Leben lassen mussten und wie viele Asylbewerber und vergleichsweise exotische Straßenhändler auf einmal von der Bildfläche verschwunden sind.
Eine längere Parallelgasse zur und hinter der nordöstlichen Hafenpromenade, ein Straßenzug, der etwa 50 m nördlich des Rathauses auf die innenstädtische Ausfallstraße nach Nord trifft, wurde nun sogar zur Fußgängerzone mit entsprechender Betonung auf seine Geschäfte und Galerien. Vor einer Parfümerie sind verlockende Seifen mit allerhand Verzierungen und Düften aufgebaut. 6 Euro für so ein Stück sind nicht wenig, aber man nimmt irgendwann eines, weil sie halt so schön und ausgefallen sind.

Den Weg von der Villa hinunter und aus der Stadt zurück finde ich jedes Mal sehr interessant und belebend. Das Grußritual mit der Oma vor der Wohnung wird zum alltäglichen Usus. In leichten Kurven trottet man bergab/–auf, zickzackt um einige Ecken, verläuft sich zunächst etwas, dann nie mehr, denn man hat sich einige Fixpunkte eingeprägt. Und wie schnell man dann unten in Hafennähe und wieder oben ist!
Es scheint, die ganze Stadt kauft nur in dem einen Großsupermarkt an der nördlichen Hafenpromenade ein. Ist auch viel billiger dort als etwa in dem kleinen Laden oben in der Nähe meiner Bleibe. Man muss halt länger schleppen, und bei der Flaschenpfandrückforderung gibt es eine groteske Prozedur, bis man die paar Cent ausgehändigt bekommt. Normalerweise wird das ja auf den nächsten Einkauf gutgeschrieben, meinen sie – es reist ja normalerweise keiner ab. Aber alle kaufen sie da ein, denn auf Kálimnos gibt es noch keinen Billigmarkt aus deutschen Landen.

Unweit von dem Hafen–Megamarkt jenseits des Rathauses und auch der bereits genannten empfehlenswerten Essenslokalität behauptet ein Fischgeschäft seine Stellung und Lage zwischen lauter Restaurantterrassen. Als ich mir eines Vormittags all die Herrlichkeiten vor Augen führe, auch mal Fragen stelle, greift ein jüngerer Papás ins Gespräch ein und erläutert mir die Herkunft des Namens eines Fisches mit auffallend großen runden seitlichen dunklen Flecken. Den Beinamen Christópsaro habe der Fisch wegen dieser beiden runden Flecken, da, wo Christus selbst ihn einmal angefasst habe.

Nichts Schöneres gibt es freilich, als eines Sonntagsmorgens dem Gesang aus den Lautsprechern zu folgen und auf kleinen Umwegen aus der Villa M. heraus durch ein verwunschenes Nachbargartenstück über eine privat wirkende Treppe hinauf zur nahen Kirche zu steigen, in ein sehr authentisch gebliebenes kalymnisches Wohnviertel.
Von der Kirchenterrasse bieten sich Einblicke durch Fenster und Tür in den prall mit Gläubigen gefüllten Innenraum. Der Singsang des Priesters tönt mir nach, als ich die Gasse südostwärts weitergehe. Hier ist man bereits hoch über der Stadt, unweit der freien Berghänge. Auf Stufen und Stühlen sitzen die Bewohner dieser Nachbarschaft vor ihren teils bunt gestrichenen Häusern und unterhalten sich angeregt. Als Fremder erhalte ich sofort ungefragt Instruktionen, wo es zum Einstieg in den Wanderweg nach Vathí geht, der nur mehr wenige Schritte entfernt ist. Und auch, wo es zum "Museum" geht, dem archäologischen. Was für ein Übereifer! Sind überhaupt alle sehr freundlich da oben.

Auf dem Rückweg suche ich dann tatsächlich einmal nach dem Museum, das nicht ganz so nah an der Villa M. liegt, wie man es mir weismachen wollte. Eine Viertlerin führt mich fast bis hin. Es ist ein ganz moderner Bau an einer größeren, das heißt etwas breiteren Zufahrtsstraße in das hoch gelegene Viertel. Ich war in früheren Urlauben schon öfter daran vorbeigekommen, hatte an ein offizielles Gebäude gedacht, vielleicht eine Schule, es ansonsten nicht so beachtet, das Schild an der Mauer nicht erkannt. Lust reinzugehen hab ich wieder nicht. Das nächste Mal (und bei schlechterem Wetter!) – denn alle, die drin waren, loben die Sammlung in den höchsten Tönen. Übrigens auch Manólis in Vathí.


Ein Ausflug zum Heiligen Pandeleímona

Eines Vormittags zieht es mich hinaus in bisher unbekannte Gefilde. Der Hinweg ist mir größtenteils bekannt, doch irgendwo in Pánormo geht es rechts ab, und ich bin auf die Busbesatzung angewiesen, die das weiß.
Ich hätte gleich die Stufen um das Kapellchen über der Straße nehmen können, etwas abkürzen. Aber sicherheitshalber gehe ich die Asphaltserpentine aus, ist natürlich etwas weiter.

Das Sträßchen zieht sich etwa 1,5 km aufwärts durch ein ziemlich zersiedeltes Gebiet in großflächiger Aussichtslage, in dem dennoch die Garten– und Wiesenflächen überwiegen.
Rechts macht eine albanische Baukolonne gerade Mittagspause. Irgendwo liegt ein weit nach hinten versetztes Haus, dessen Eigner sich die Kontaktpflege mit der englischsprachigen Südhalbkugel auf die Fahnen geschrieben hat.
Ich biege zum Glück nicht halb rechts ab, sondern gehe die breitere Straße weiter und befinde mich nach wenigen Hundert Metern an der Abzweigung zum Kloster. Aus der Ferne schon hat der exponierte Glockenturm herübergegrüßt. Hier hat endlich die Zersiedelung aufgehört, tritt die Landschaft wieder in den Vordergrund.

Die Zufahrt ist am Eingang des ausgedehnten Klostergrundstücks zu beiden Seiten umzäunt und mit einem verschließbaren Tor ausgestattet. Zu seiner Linken eine Art Wärterhäuschen, oder eher –haus. Hier scheint sich auch das ganze klösterliche Leben abzuspielen, während weiter oben, in der eigentlichen Klosteranlage, alles leblos wirkt.
Wenn ich von klösterlichem Leben spreche, meine ich den einen alten Mönch, der, umringt von drei oder vier Hunden, im Nadelwald unmittelbar hinter dem Häuschen herumspaziert und irgendwelche Arbeiten bei den Hühnern und dergleichen ausführt.

Es ist dennoch eine ganz großzügig angelegte Anlage, denn gleich innerhalb des Tores biegt die Straße durch ein stattliches, schattiges Stück Wald, man hat nicht damit gerechnet. Seelenbalsam.
Mitten im Wald ist am Straßenrand eine einzelne Ziege angebunden, sie kann nicht fliehen, hat nur ein paar Meter Spielraum. Die ersten Autostellplätze – ganz ohne Autos, Besucher werden eher an Festtagen erwartet.
Dann steht man unterhalb des weißen Klosters, sieht das Schild und macht sich daran, die Treppe nach rechts oben hochzusteigen.
Beim Toilettenhäuschen – was für ein Service – geht es dann nach links weiter, bald steht man auf der platzartigen Hochfläche vor dem Eingang zur Höhlenkirche. Links eine Terrasse, von der aus es sich hinabblicken lässt in den Klosterhof, zumindest Richtung – alles wirkt verlassen. Obwohl die Bauten erstaunlich groß dimensioniert sind.

Die kleine Höhlenkirche. Ein sehr gepflegtes Gotteshaus, kein Vergleich mit so manch anderer Höhle auf Kálimno, und sei auch eine Kirche drin – moderige Gruften!
Die Höhle des heiligen Pandeleímonos ist hier eigentlich schnell vergessen, wirkt eher wie eine kleine Kapelle.

Vielleicht ist der eigentliche Höhleneingang ja draußen, hinter dem Tor in der Felswand?
Da geh ich vorbei auf dem Weg die paar Stufen hoch zur winzigen Aussichtsplattform unterhalb des Kampanile.
Wie schön man von diesem Standpunkt aus doch übers Land blickt, hin nach Télendo und hinaus aufs Meer.
Leider bin ich ganz alleine, keine Spur eines mehr oder weniger aufdringlichen Aufsehers oder Devotionalienverkäufers – die fehlen mir jetzt richtig.

Eine wahrhaft große Gelegenheit, in sich zu gehen, in sich hineinzuhorchen.


Erstmals in Vlichádhia und Umgebung

Jedem das Seine. Meine beiden gut gelaunten Begleiterinnen sind eher auf ein erfrischendes Bad im Meer aus, ich auf die Erkundung der Umgebung. Gemeinsam nehmen wir den Bus ab der Rathaushaltestelle in Póthia. Der fährt eine lange Schleife durch die Innenstadt, bevor er endlich auf die Höhenstraße zu Füßen der westlichen Berghänge einbiegen kann.
Die ganze Länge der Stadt geht es dann wieder, freilich über ihr, südostwärts zurück, hin zum Meer, und endlich kommt der große Knick nach West, und die Stadt entschwindet aus dem Rückspiegel.
Wir passieren die Abzweigung hinauf zum Kloster des Hl. Sávvas, ganz nah am "Volkskundemuseum" vorbei. Ja, da bin ich vor ein paar Jahren hochgeschwitzt, ein kleiner Hund hat sich mir angeschlossen. Es war ein echtes Abenderlebnis, dieses Kloster.

Nun aber dringen wir ein in Neuland, erreichen bald das friedliche Dorf Vothíni, das sich hangauf– und –abwärts zu beiden Seiten der Straße ausbreitet. Mir fallen ein paar ausländische Autonummern auf.
Nach West hin türmt sich der Merovígli–Bergstock in die Höhe, der von zwei entlegenen Wanderwegen umklammert wird.
Das Tal hinab nach Vlichádhia wird fast zur Schlucht, doch schon nach knapp 1,5 km sind wir am ersten Strand angekommen, wo wir alle aussteigen, während der Bus noch einige Hundert Meter weiter fährt und beim zweiten Ortsstrand eine kurze Pause einlegt.

Ein paar Leute sind schon da, liegen auf den Kieseln oder im Schatten einiger Bäume. Sogar eine Dusche scheint mir da hinten installiert zu sein, wohin sich meine Freundinnen nun begeben. Wir machen ganz vage einen Treff kurz vor Abfahrt des letzten Busses aus, und schon gehe ich hinter, um die Kurve, um beim Busfahrer noch nach dem Weg Richtung Ajía–Ekateríni–Kloster zu fragen. Der empfiehlt mir nicht den Einstieg von hier unten, sondern den von Vothíni aus – und ich darf noch einmal mit zurück in den weiter oben gelegenen Ort fahren.

Dort frage ich mich durch und finde endlich meinen Weg auf der zweiten "Hauptstraße" des Örtchens. Es dauert ein bisschen, bis man den westlichen Ortsausgang erreicht hat. Bald geht es bergauf, immer noch auf einem schmalen Teersträßchen, vorbei an den letzten, bereits einzeln stehenden Häusern, einige bewacht von aufmerksamen Hunden, die mir aber nicht nahe kommen. Leider knallt die Sonne recht unbarmherzig auf mich herab, und es ist insofern alles andere als gutes Wanderwetter – schon deutlich zu heiß. Ein Geistlicher fährt in seinem Auto an mir vorüber, wohl unterwegs zu einem der beiden Klöster.
Weit und breit ist kein anderer Tourist zu sehen, ich befinde mich hier wirklich auf weniger ausgetretenen Pfaden.

Die Gegend wirkt kahl und zeigt sich praktisch baumlos, bis auf die Gewächse innerhalb von Mauern und in dem bald erreichten großen Kloster. Dieses Nonnenkloster der Hl. Katharina ist ein ziemlich neuer Bau mit einigen Kirchen, in rot–weißer Bauweise, wenn ich mich recht erinnere. Die Teerstraße endet kurz hinter der Einfahrt ins Kloster, und der eine Wanderweg, der nordwärts an der Ostseite des Merovígli herumführt, müsste gleich hier beginnen, bergauf in dem unattraktiv und mit niedrigen Stall– und Lagerräumen verbauten trockenen Bachtal gegenüber der Klosterzufahrt.
Ich lasse das angeblich besuchbare Kloster links liegen und will lieber ein Stück des anderen, küstennahen Wegs erkunden. So steige ich weiter den breiten Fahrweg hoch, der bald nach Süd umbiegt und endgültig zum Feldweg wird.

Nun kommt ein Kapellchen, zu dem man ein paar Schritte raufgehen müsste. Unweit daneben der einzige Baum im weiten Umkreis. Rechts auch ein größeres Wohnhaus mit Auto im Hof. Nur noch einige wenige Schritte, und man blickt hinunter über die Bucht zwischen dem Kefála–Kap und der Insel des Ajíou Andréa.
Links über mir ein neu geschobenes Feldwegsystem, auf dem sich noch ein Bulldozer austobt, bis die ganze Bauarbeiterschaft Mittagspause macht. Auch ich raste kurz auf einem Felsen, in der glühenden Sonne. (Fern bist du, grünes Sífnos!). Dann steig ich den Feldweg rechts hinunter in Richtung eines weiteren, des letzten und gewiss ziemlich neuen großen Hauses in der Gegend. Es ist ein richtig großer weißer Kasten inmitten der Einöde.

Kurz bevor man diesen Kasten erreicht hat, bietet sich der Abstieg auf den Wanderpfad an, der in erster Linie dazu da ist, die Kefálas–Höhle zu erreichen.
Nach wenigen Metern wird es ein richtig schöner, bequemer Pfad. Die ferne Ájios–Andréas–Kapelle ist im NW in ihrem weißen Leuchten am Hang über der Küste dauernd zu sehen.
Dort, wo der Weg auf den Talschluss trifft und entsprechend abknickt, sind es nur noch wenige Meter bis zum unscheinbaren Höhleneingang.
Ich hatte, ehrlich gesagt, überhaupt nicht damit gerechnet, dass diese Höhle eine offiziell begehbare ist.
Ein hellbeiger Außenverschlag schützt ihren Eingang. Sieht alles etwas mickrig aus. Umso interessanter wird es sicher drinnen. Doch es ist noch zu früh im Mai, der Zutritt ist noch nicht gestattet. Das sagt mir der Wärter, eine energiegeladene Person um die 40, der gerade bei Säuberungsarbeiten ist und sich zufällig im Eingangsbereich aufhält, als ich gerade daherkomme.
Kommenden Dienstag schon, wäre sie schätzungsweise frei zur Besichtigung, meint er, aber ich winke ab, da sei ich möglicherweise schon abgereist. Und so scharf bin ich auch nicht auf eine weitere tiefe Kalkgrotte. Mich hat damals die Höhle von Pírgos Dhírou an der Westseite der inneren (also, nach unserem Empfinden, "äußeren", nämlich ins Meer vorgeschobenen) Mani–Halbinsel schon sehr beeindruckt. In ihren gigantischen Ausmaßen sicher kein Vergleich zu der Höhle hier. Sogar mit Booten gefahren (worden) ist man dort.
Na, da geh ich lieber weiter zur Kapelle des Hl. Andreas. Es ist nicht mehr weit. Aber ich steige ins Inselabseits, auf meinem Weg dorthin, unter einer gnadenlos sengenden Sonne.

Das Kirchengelände ist abgesperrt, verriegelt, es ist ein großer Garten, ein kleiner Park, doch ohne jeglichen Durchlass. Man müsste wohl bergwärts um die Anlage herumklettern, unterhalb ist sie schlecht umgehbar, eine kleinere Felswand wirkt als Sperrriegel.
Gleich zu Füßen des Zauns jede Menge Abfall, Schutt, Eisentrümmer. Überreste nicht nur vom letzten Kirchenfest, sondern auch von der letzten Instandhaltungsaktion. Einfach in die Gegend, auf die Felsen, die Halbsträucher gekippt und geworfen. Im Inneren des Kapellenbezirks mag es einladend sein, hier draußen herrscht ein echtes Schutthaldenfeeling – Umwelt: ein Fremdwort! Wohin ich trete und steige, treffe ich auf Müll. Eines der Enden der Welt. Das haben die Wanderer noch nicht so richtig entdeckt, und so besteht keine Notwendigkeit des Aufräumens und auch der Wegepflege oder gar Wegebeschilderung über diesen heiligen Ort hinaus – Stand Mai 2009, kann sich ja bald was ändern.

Auf einer kleinen Felsplattform unterhalb der Kirche und außerhalb der Umzäunung mache ich meine kurze Rast inmitten des Abfalls. Es hält mich nichts lange hier, ich mache mich bald auf den Rückweg.
Kurz nach dem Höhleneingang nehme ich versehentlich einen abzweigenden Pfad Richtung Küste gegenüber der kleinen Insel, gelange durchs weglose Terrain zurück auf den richtigen Weg.

Ein paar Schritte hinter dem Kloster der Hl. Katharina geh ich durch ein Gatter und versuche mich durch eine zugewachsene Minischlucht durchzuarbeiten, die bestimmt hinunterführt zum zweiten Kloster, dem des Hl. Kyprianós. Bald geb ich es auf, mich in dem unwirtlichen, offensichtlich nicht mehr begangenen Gelände weiterzubewegen und kehre um, nehme lieber die komfortable Straße. Nur ein paar Hundert Meter vom oberen (Nonnen)Kloster weg zweigt ein asphaltiertes Sträßchen zum unteren (Mönchs)Kloster ab.

Auf einer von der Natur geformten Aussichtsplattform setz ich mich noch einmal hin und guck übers Land. Rechts von mir, etwas oberhalb der Straße, ein improvisierter Kleinbauernhof, eine bäuerliche Außenstelle mit Federvieh und Hundebewachung, aber gerade ohne menschliche Bewohner.
Serpentinen. Bald bin ich unten in der von Bergen eingefassten Ebene, in der sich das recht unstattlich wirkende Kloster des "zyprischen" Heiligen befindet, zu dem sie immerhin eine relativ pompöse Zufahrtsstraße gebaut haben, zu Zeiten, wo wir alle das noch finanzieren konnten. Hübsche Ebene, relativ hässliches Klösterchen – sieht eher wie eine Ansammlung notdürftig hingestellter Sozialbauten aus, aber es kommt ja auf die Idee des Geistlichen an, nicht auf die Gebäude (!).

Man ist versucht, schon ein Stück vor dem Kloster die Schlucht hinunterzusteigen, aber bitte nicht! Der Wanderweg, oder eher Einheimischenpfad (der verschwindend wenigen übrig gebliebenen Nichtautofahrer), führt direkt links an der Außenseite des Klosters vorbei, ist dann auch einigermaßen ausreichend markiert. Aber es ist eh klar, dass man am besten an der Flanke der kleinen Talung entlanggeht. Die Anávas(s)i–Karte, obwohl im absolut wandererfreundlichen Maßstab 1:25.000, schlägt hier eine kleine abschließende Bergtour vor: sehr fantasievoll! Kann ja sein, dass eine Wegalternative existiert. Aber warum noch einmal hochsteigen?
Einige Meter muss man dann über Stufen steiler absteigen, alles gefahrlos, aber etwas wild. Wilder wird es noch ganz zum Schluss, beim Einlauf in die Ortschaft Vlichádhia. Da wird die Pfadführung geradezu abenteuerlich, man steigt wieder ein paar Meter hoch, viel ist zugewachsen.
Hinter dem Endpunkt meiner Herumsteigerei wundert sich ein hitzeresistenter Albaner oder Bulgare über mich aus dem Nichts auftauchendes Gespenst – er schuftet am Ende einer Gasse an irgendeiner Straßenarbeit.

Aaaah, zurück in Vlichádhia!
Alle Wege führen zum inneren Ortsstrand, aber bevor man dort ist, bestaunt man die Terrassenstufen von Bauzeilen den Westhang hinauf. Alles erweckt den Eindruck einer Neben– oder Außensiedlung, weniger den eines vollwertigen Dorfes.

Beim Strand und der langen Tamariskenreihe angelangt, springen mir weniger die anwesenden Badegäste ins Auge als vielmehr der niedrige Bau hinter der Uferstraße, der in einer Hälfte eine Kombination aus Krämerladen und Kafenío beherbergt. Auf der überdachten Terrasse sitzt eine Männerrunde.
Ich geh rein in den Laden. Ein wahrhaft altes Mütterchen erwartet mich. Reicht mir meine Limo plus mein Bier. Tut das gut, endlich Platz zu nehmen, angekommen zu sein, nach all der Sonne und Ungewissheit.

Beim Vorgehen zum anderen Strand, wo ich meine Gefährtinnen treffen will, bemerke ich linksab, nach hinten versetzt, das merkwürdige Museum, mache einen Schlenker in diese Tiefe. Museum of Sea World. Da hat sich eine engagierte Person die Mühe gemacht, alles Mögliche zu sammeln, was mit kalymnischen Gewässern zu tun hat: Schwämme, Muscheln, ein antikes Wrack, neuzeitlichere untergegangene Schiffs– und Flugzeugteile, dem Meer entrissenes Kriegsgerät aus dem II. Weltkrieg ...
Bemerke auch die Taverne, die das U des Versorgungs– und Museums–Komplexes nach Osten hin abschließt.

Wir warten auf den angesagten Bus. Wir warten lange, doch er kommt nicht. Ich gehe in die Taverne, lasse mir eine Vorspeisenplatte schmecken. Schaue dem Afrikaner zu, der allen möglichen Krempel, teils fantasievolles Zeugs, an die Leute zu bringen versucht. So mancher greift zu. Dann eben den nächsten Bus nehmen.
Der nächste und absolut letzte Bus kommt auch nicht. Wir haben vergebens gewartet. Die in Póthia ausgehängten Fahrpläne sind leider nicht up to date. Soeben hat sich der Fahrplan geändert, später erfährt man es – erstaunlicherweise hin zum Schlechten! Wo sonst gibt es das: Zum Sommer hin werden es WENIGER Busse. Nur auf Kálimno! Vlichádhia ist eben ein Ort, wo man selber hinfährt, nicht den Bus nimmt.

Die beiden Damen trampen, werden von einem Autofahrer mitgenommen. Ich steh nach meinem Tavernenbesuch da und halte Ausschau nach der nächsten Mitfahrgelegenheit.
Ein altersschwaches Moped kommt daher. Der Fahrer hält. Hust! Das bin ich nicht gewohnt, hab aber in Filmen gesehen, dass man den werten Bauch des Fahrers umklammert, und das mach ich auch, als der im rasanten 40 km/h–Tempo abzischt, auf seiner Klappermühle. Ein bereits etwas älterer Herr, der sich mit mir während der kurvigen Fahrt unterhalten will. Wie viel ein neues Moped in Deutschland kostet? Ich weiß es leider nicht, rate. Die chinesischen Modelle wären zwar billig, meint er, aber taugten im Vergleich zu denen aus Mitteleuropa überhaupt nichts. Ich frage mich, wer bei uns überhaupt noch Mopeds baut. Bei uns kaufen die Leute eher Motorräder, sag ich ihm, wenn sie nicht gleich Autos kaufen. Er gibt sich damit zufrieden. Ist ein netter Typ.

Wir kurven über der Stadt ein, auf der Höhenstraße. Bei der ersten Abzweigmöglichkeit rein ins Viertel des Hl. Nikólaos ist mein Fahrer zu Hause angekommen. Ich steige ab, biete ihm an, sich abends von mir einladen zu lassen, in einer bestimmten Taverne, wo wir alle essen würden. Das freut ihn. Aber er wird nicht kommen. Ich sollte ihn zwei Tage darauf in einer Gasse unweit meiner Unterkunft wiedersehen. Da streicht er eine Hausfassade – er ist Maler, weiß es zu schätzen, dass ich ihn wiedererkannt habe.
Schön ist das, für einen Fremden wie mich, ein wenig ins örtliche Leben eindringen zu dürfen, anflugweise dazuzugehören, mit meinen doch sehr beschränkten Sprachkenntnissen. Es gibt wenig Inseln, wo ich mich nach mehreren und doch immer noch wenigen Besuchen so wohl fühle, wie hier auf Kálimno. Ich mag die einfachen Leute, ich hasse alles Überdrehte, Pompöse.


Eine Tour durch die Nordhälfte der Insel

Für einen Tag wenigstens wollen wir zusammen ein Auto mieten, uns den Norden zu Gemüte führen und auch die neue Straße von Arjinónda hinüber nach Vathí.

Andónis organisiert den Leihwagen, den wir nach dem Frühstück neben der Villa geparkt vorfinden.
Nun gilt es, sich mit Geschick durch die vielen kleinen Gassen zu mogeln, bis runter zur Ausfallstraße nach Nord. Gleich am Anfang machen wir den ersten Fehler. Ein Taxi weigert sich, uns durchzulassen. Nach 1 min haben wir geschnallt, warum: Einbahnstraße! Letztendlich grinst uns der erfolgreiche Taxifahrer durch seine Windschutzscheibe hindurch an, hatte er doch sooo recht.
Vorbei am Museum schlängeln wir uns der Hauptausfallstraße auf dem Talgrund zu. Auf ihr angekommen, halten wir gleich Ausschau nach einer Tankstelle und investieren nur eine kleinere runde Summe fürs Benzin – das sollte mehr als gut ausreichen.

Als wir an den Resten der alten Basilika links der Straße am Ortsausgang von Chorió/Chóra vorbeikommen, kriege ich etliche Mahnungen zu hören, doch endlich einmal diesen heiligen musealen Ort aufzusuchen – es sei wunderbar, unter dem noch gut erhaltenen Halbrund der Apsis zu stehen und zu staunen.
Schon beginnt Olivenland, zumal im Ortsteil Eliés der Gemeinde Pánormos. Einmal wenigstens muss ich nicht den Schlenker hinab nach Ka(n)doúni mitmachen – als Businsasse, nein, wir ignorieren den Abzweig einfach.
Die Serpentinen runter. Schnell haben wir Mirtiés–Massoúri–Sikiá–Armeós durchquert, die nicht gerade überlaufenen Zentren des Tourismus. Unser erster Halt ist auf einer Parkbucht am Straßenknick gleich nördlich vom Kap Kastélli.

Herrlich die neue, durchgehende Straßenrandbepflanzung mit Oleanderbüschen. Sie erinnert mich stark an die New Road, die geschwindigkeitsbegrenzte "Schnellstraße" an der Nordküste Kretas.
Abgestellte Fahrräder und Mopeds weisen auf Kletterer hin, die nördliche Westseite von Kálimnos ist ja ein reines Kletterparadies, und da sehen wir sie schon, wie sie sich am Steilfelsen des Kaps versuchen.
Wir gucken über sie hinweg zum noch wesentlich höheren Steilfelsen der Insel Télendos hinüber, sind wie üblich sehr angetan von der landschaftlichen Schönheit auch der großen Bucht nach Nord hin. Ganz fantastisch wirkt der Bergriegel im nördlichen Hintergrund auf uns. Das sind die Anblicke, derentwegen wir eine lange Anreise nicht scheuen!


Aufenthalt in Arginónda

Unten im Meer die Fischfarmen. Nach einer Fastgeradeausfahrt mit nur kleineren Kurven rollen wir nach wenigen Minuten im hübschen Örtchen Arginónda ein. Parken am zentralen Platz unterhalb der Kirche. Lassen uns als Erstes einen Honig aufschwatzen – der Mann, der den kleinen Stand betreibt, ist sehr freundlich und aufmerksam.
Gehen dann rüber zum Saal unter der Kirche, wo sich gerade eine Totengedenkfeier mit anschließender Verköstigung abgespielt hat. Wir bekommen noch etwas ab von den Getränken.
Ob der alte, wackelige Pfarrer wohl noch lebt? Nein, der sei vor etwa einem Jahr gestorben, teilen uns die Frauen bereitwillig mit. Kurz darauf stehe ich vor seinem Grab – ja, das war er, der greise wackere Bootsbemaler mit dem schönen alten byzantinischen Namen. Vielleicht hat er sogar in dem einfachen, nun verlassenen Häuschen gewohnt, das sich an den Kirchenkomplex nach West hin anschließt und vor dessen Tür ein prächtiger Kapernbusch sprießt, dessen Früchte gleich von einer meiner Begleiterinnen abgeerntet werden. Sie strahlt über diesen Fund, wird sich zu Hause ans Einlegen machen.

Vorspazieren zum nördlichen Ortsende. Die Damen steigen runter zum Strand, ich nehme auf der Terrasse des Kafeníos unterhalb der Straße Platz. Bei der Konkurrenz oben auf der anderen Straßenseite ist soeben eine große Wandergruppe eingetroffen, deren meiste Mitglieder Schweizer sind – man hört es.
Bei meinem Frappé kann ich wieder einmal Kletterer beobachten, wie sie sich draußen im Fels der nahen Steilhänge hocharbeiten.

Später hab ich zunächst Mühe, die Frauen wiederzufinden. Sie haben sich in eine erdige Zugangsstraße zum Strand hin verzogen und bestellen gerade was zu trinken an der Außentheke einer improvisiert wirkenden Taverne.
Wir nehmen zusammen Platz am Tisch einer griechischen Grillrunde. Die Paréa besteht außer uns aus lauter Einheimischen. Wir kommen gleich ins Gespräch, erfahren nicht nur, dass die Straße zum Tal von Vathí nun fertig ist, sondern auch, was die Dorfbewohner so alles im Krieg mitgemacht haben. Bombardements und Beschießungen sowohl von deutscher als auch von britischer Seite. Die Briten hätten ihre Aktionen gegen die Deutschen schließlich vom nahen Léros aus unternommen. Und den Ortsbewohnern sei nichts anderes übrig geblieben, als sich in eine der zahlreichen Höhlen im Fels zu flüchten und dort Tage und Nächte zu verbringen.


Emboriós

Was meinen beiden Begleiterinnen in Emborió neben der hübschen Umrandung durch die weite Meeresbucht und den steilen Felsklippen besonders gut gefällt, ist die kleine Kirche mit ihrem Glockenturm und ihrer blauen Kuppel, den tiefgrünen Bäumen auf dem kleinen Friedhof und dem umwerfenden Panorama von der Kirchenterrasse aus.
Weiter gehen wir gar nicht. Ich erinnere mich ja noch gut an das Darüberhinaus, die Kephála–Halbinsel mit ihren Höhen und Buchten, und ihren Ausblicken bis nach Léros.
Es besteht auch kein Einkehrbedarf, und so warte ich, bis ich einmal hier ein paar Tage verbringen werde und mir noch mehr von der Gegend einprägen werde als bei meinem ersten Besuch im Mai 2005 – siehe den betreffenden Kálimnos–Bericht unter der Rubrik Dodekanes.
Nach Verlassen der Ortschaft werfen wir einen ausgiebigen Blick hinunter zu der schon gut besuchten Taverne in der Kalamiés–Bucht – soll ein kulinarischer Geheimtipp sein, gut erreichbar auf einer kurzen Stichstraße. Doch der Appetit muss sich erst einstellen.


Abstecher nach Paliónissos

Direkt gegenüber dem Panormítis–Kirchlein zweigt die Teerstraße zur Stavrós–Aussichtskirche hoch ab. Den Weg kenne ich, diese Serpentinen bin ich schon einmal gegangen. Nun aber fahren wir sie im Leihwagen, eigentlich zu bequem und weniger spannend.
Dafür geht es schneller, und für mich ist eher das Ziel am Ende der Nebenstrecke interessant, etwas Neues, mir noch Unbekanntes.

Klar machen wir einen Halt schon bei der Stavrós–Kirche, nehmen den Einstieg in den Wanderpfad nach NW hin wahr – er würde zunächst zur nächsten Bergkuppe hinführen. Wir schauen ein wenig hinaus über die Fluten, doch für echte Fernblicke reicht es nicht.
Nur vielleicht 500 m weiter offenbaren sich dann aber all die nahen und ferneren Inseln. Zunächst das große Léros, dessen Osthälfte sich uns darbietet, dahinter spitzt sogar Lipsí noch durch mit ein paar klitzekleinen Inseltrabanten. Halb rechts in der Ferne Agathoníssi, und ganz rechts noch Farmakoníssi.
Vor uns die Bucht von Sikáti, zu Füßen des Korakiá–Berges die Georgskapelle am Strand. Oben auf der Halbinsel Chondhrí Míti (= Fette Nase) die Ruinen irgendeiner Siedlung.
Wir kurven die schöne, unbeschädigte Asphaltpiste hinunter, umgeben von Weideland für anspruchslose Tiere.

Wo sich das Tälchen zum Meer hin in südöstlicher Richtung öffnet, treffen wir auf parkende Autos, nicht gerade wenige – es ist Samstag, und man macht Ausflüge oder besucht entlegene Besitztümer.
Unser Wagen verbleibt hinter den anderen oberhalb der Bucht von Paliónissos.
Auf schlechtem Feldweg nähern wir uns der Streusiedlung hinter dem Strand. Verschläge, davor Ziegen, ein Hund, einfache kleine Häuser, umgeben von mehr Grün als im umgebenden Land.
Der Weg wird zum steinigen Pfad, und da wäre linker Hand tatsächlich ein improvisiertes Kafenío, in dessen Garten man sich erfrischen könnte. Das in so einem mickrigen Weiler, kaum zu glauben!
Bald trifft der Pfad entlang leicht verwilderter Gärten auf das Kirchlein, um das herum er strandwärts weiterführt. Hier begrüßt uns ein junger Hund, ganz außer sich vor Erlebnishunger.

Wir stapfen die restlichen 100 oder 200 m vor zum Wasser und wissen sogleich Bescheid.
Es handelt sich um keine Schönheit, sondern um einen ziemlich verschmutzten, unattraktiven Kiesstrand mit einigen wenigen Tamarisken, einer kleinen Mole, Seeigeln und insbesondere auf der linken Seite einigen Häusern, die sich ein paar Meter buchtauswärts erstrecken. Einige wenige Fischerboote liegen an Land, ein Netz, irgendwelche Behältnisse.
Eine Handvoll Badegäste, griechische, dazu zwei Franzosen, sind auch da. Wir setzen uns auf einen Baumstamm hinter dem Strand, vor dem Zaun zum ersten Garten bzw. Weideland.
Eine leicht schräge kalimniotische, sich selbst genügende Samstagnachmittagsatmosphäre im totalen Abseits.
Bald werde ich fündig, greife nach einem angeschwemmten türkischen Fruchtsaftbehältnis, dann nach einer abgelösten türkischen Flaschenbanderole. Der Orient ist nah.
Später sagt man uns, dass wir, wären wir irgendwo auf der rechten Buchtseite nur ein Stückchen weiter rausgewandert, einen zumindest etwas schöneren Strand gefunden hätten.
Auf dem Rückmarsch verzichten wir auf einen Kafeníobesuch, nehmen weitere Eindrücke der Sommer– bzw. Wochenendsiedlung in uns auf. Ich hatte es mir doch einsamer vorgestellt, auch schöner, jedenfalls nicht so bebaut und kleindorfartig.

Über Skália geht es noch einmal nach Arjinónda, wo wir auf die neue, makellos geteerte Verbindungsstraße zum Tal von Vathi abbiegen.


Nach Vathí, einmal von Nord her

Von Nord her, aber erst einmal ostwärts, anfangs auf einigen verdrehten Haarnadelkurven. Das Tal bleibt so hübsch, wie es immer war. Auf der anderen, der südlichen Seite zieht sich der Wanderpfad dahin.
Es ist jedoch auch für den Autofahrer eine schöne, lohnenswerte, ja geradezu einsame Route.

Am Talschluss angekommen, biegen wir in einen Feldweg ein, der einige Hundert Meter ostwärts hinaufführt. Wir parken unten und gehen zu Fuß.
Da oben steht ein überdachter Unterstand, nicht nur ein Aussichts–, sondern auch ein Jagdposten, wie aus dem Schild hervorgeht.
Noch ist zu wenig zu sehen von einer gewissen Bucht dort unten, deshalb eile ich über Stock und Stein und quer durch die Polsterbüsche ein gutes Stück in nordöstlicher Richtung weiter, bis ich deutlich mehr Einblick in die phänomenale Bucht von Pezónda (Pesónda) habe, diesen von Berghängen eingerahmten Meeresteil am Ende der Welt.
Hier ist Wanderland, kahles Wunderland, das Reich der Stille. Über eine Zufahrt von Metóchi im Tal von Vathí aus ließe sich der Sattel von Stavrí erreichen, von dem aus es sich hinuntersteigen ließe in diese Bucht.

Vor vier Jahren habe ich diesen Punkt, wo heute der Unterstand hingepflanzt ist, schon einmal zu Fuß erreicht, von Arjinónda aus auf dem Wanderweg. Hatte gehofft, von dieser Höhe aus bereits hinübersehen zu können ins Großtal, aber zu früh gefreut: Es ist noch ein Gipfelkamm dazwischen.
Als Motorisierter fährt man lediglich 500 oder 600 m die neue Straße weiter, und schon genießt man die Optik, die man sich erhofft hatte.
Man tastet sich in einem großen Umweg fast hangparallel an den südlichen Abhängen einer Bergkette hinunter bis ans westliche Ende der großen Talung, wo die Straße südostwärts umknickt. Im Straßenabseits erkennen wir Grüppchen von Menschen, die im Gelände herumstiefeln. Es sind wohl Imker, die neue Standplätze für ihre Bienenkästen suchen.

Das, was auf der Karte als größerer Ort eingezeichnet ist, nämlich Stiménia, entpuppt sich als bloße Streusiedlung. Großartig der Blick hinauf zu der südlichen Talbegrenzung, der höheren Bergkette mit dem Profíti Ilía als höchster Erhebung (676 m immerhin).
Noch bevor wir die erste größere geschlossene Siedlung, Metóchi, erreicht haben, freuen wir uns über eine störende großflächige Kalkplatte, die südlich unserer Route etwas erhaben über den Talboden hinausragt, in ihren niedrigen Flanken überall Höhlen.

Wir haben es auf Plátanos abgesehen, das Dorf mit den riesigen Platanen auf der Platía. Und mit der unspektakulär aussehenden Kneipe auf der linken Seite, wenn man von West her einfährt.
Die Münchner Bekanntinnen waren schon einmal hier in diesem ihrem Urlaub und kennen sich aus. Hier wird nur wochenends gegrillt, dann aber extrafein! Drinnen im dunklen Innenraum vor dem Küchendurchgang sitzt die Wirtsfamilie um einen Tisch rum, begrüßt die Eintreffenden teils Bekannten. Der Grill aber ist draußen neben dem Haus, was darauf brutzelt, sieht sehr lecker aus, wohl Schweinefleisch.

Während ich schon an einem der Tische draußen Platz genommen habe und mir ein Erfrischungsgetränk einverleibe, gehen meine Begleiterinnen einkaufen zu dem großen Stand unter einer der Platanen. Sie kehren zurück unter anderem mit den köstlichsten, weichsten, zartesten und unschmierigsten Loukoumádhes, die ich je versucht habe. Wenn, dann diese – sonst keine!
Ich tu mich dennoch etwas schwer mit dem süßen Dessert, wurde mir doch bereits mein Chirinó vom Grill aufgetischt, mit köstlichen Patátes und einem ebensolchen Salat. Davon probieren sie, und ich probiere ihre Süßspeise, später. Wir sind alle sehr zufrieden.
Direkt uns gegenüber führt eine Kleinfamilie ihr Wochenendleben, schaut uns von ihrem Vorgärtchen aus ungeniert ins Gesicht, kriegt alles von uns mit und wir von ihnen.

Nach dem Aufbruch heißt es sich wieder zwischen dem berühmten Mauerwerk der Zitrus– und Blumengärten hindurchzuarbeiten, auf einer sehr schmalen Straße. Da wir keinen Linienbus fahren, fällt uns das relativ leicht. Nach ein paar Kilometern durch die grüne Idylle können wir unseren Wagen auf dem Parkplatz beim Ortseingang von Rína abstellen.


Besuch bei Manóli in Rína

Nach einem kleinen Hafenrundgang bis zum Ostende der rechten Uferstraße führe ich meine Begleiterinnen über die Terrasse meiner Lieblingstaverne zu dem Sträßchen, das im zweiten Glied am Tor des Gartens der Pension Manólis vorbeiläuft.
Besagtes Tor lässt sich unschwer öffnen und wieder schließen, wir dringen einfach ein, tun so, als wären wir Logiergäste.
Ich zeige die Gemeinschaftsterrasse vor dem Backofen–Grill, den Eingang zur Gemeinschaftsküche, den Aufgang zu Manolis' oberem Stockwerk, das er selber bewohnt, führe die "Neulinge" ums Haus herum, öffne auch noch das hintere Gartentürchen hinaus zu den beiden Kapellen. Hier gleich in dem Zimmer hab ich einmal einige Tage gewohnt.

Als wir um die Ecke biegen hin zu den beiden Prachtzimmern mit der großen Aussichtsterrassenfläche davor und das Treppchen hinuntersteigen, bemerke ich, dass gerade jemand ankommt. Es ist Manólis selbst. Ermís, der immer noch jung und munter wirkende Schäferhund (keine Ahnung, wie alt er ist), stürzt freudig auf uns los – er akzeptiert ja jeden ganz bereitwillig.
Und Manólis lässt sich seine Überraschung zumindest nicht anmerken, scheint sich über den Besuch zu freuen und bittet uns zu Tisch, zu leckeren Getränken, teils aus eigener Familienproduktion und ebensolchen süßen Kleinigkeiten.
Im Laufe der Unterhaltung schildert M. wieder sein Anliegen, allen Gästen auch das reiche Kulturerbe der Insel näherzubringen. Die musts der kulturellen Sehenswürdigkeiten kommen zur Sprache, darunter nicht nur eine Kirche in der Nähe, sondern beispielsweise auch die Reste der "alten Basilika" am Ortsende von Chorió und das neue archäologische Museum in Póthia.

Beim Abschiednehmen nach einer guten Stunde steigen wir an dem einzigen Paar vorbei – es sind junge Deutsche – das zu dieser Zeit in der Pension wohnt. Schon eine Schande. Vor nicht allzu langer Zeit noch hat man sich um eines der Zimmer bei Manóli gerissen, nun herrscht gähnende Leere. Mag ja sein, dass noch viel mehr Reisewillige einfach sparen müssen oder das Reisen vorsichtshalber lieber bleiben lassen, angesichts der wirtschaftlichen Lage. Kann aber auch gut sein, dass immer mehr Leute nun schickere Unterkünfte bevorzugen.
Wird schon wieder werden, Manóli – lass es uns hoffen! Denn wo sonst (außer bei Andóni) wird man so fürsorglich mit allem Möglichen bedacht? Wo sonst nimmt man an kostenlosen Bootsausflügen zu Stränden um die Ecke teil? Wo in Rína herrscht eine vergleichbar herzliche Atmosphäre? Wo sonst werden die Damen so galant mit frisch gepflückten Blumenblüten verabschiedet?


Télendos, noch einmal, und Árgos


Nach Télendo

Die Idee, einen Ausflug nach Télendo zu unternehmen, hatten bei der Vorplanung der Reise the three of us, und auf Kálimno selber A(n)dónis. Unser Zimmerwirt wollte die beiden Frauen das Angeln mit der Rute lehren.

An jenem Tag war ich schon etwas eher ausgezogen, auf Stadterkundung, wollte auch eher auf der Nebeninsel sein, sollte die anderen drei erst auf Télendo wiedersehen. Der Bus ist wieder relativ gut gefüllt, und noch oberhalb von Melitsáchas und Mirtiés muss er eine Umleitung fahren, kann nicht die strandnahe Strecke nehmen.
So steigen ein paar Leute eben oberhalb aus: Meine Wenigkeit und eine Mutter mit Oma und zwei Kindern – es schwäbelt sehr, vielleicht sind es auch Badener ("Badenser"). Denen kann ich gleich den Weg zeigen, so gehen wir zusammen die letzte Kurve hinunter, dann vorüber am Abzweig nach Melitsáchas und finden schließlich die kurze Stichstraße runter zur Mole von Mirtiés.

Dort dümpelt bereits eines der kleineren Boote, die den Fährdienst nach Télendos übernommen haben, der Skipper scheint die letzten Handgriffe vor dem Ablegen zu tätigen.
Doch falsch, Martin, Du hast es Dir nicht gemerkt, dass hier niemand vor einer gewissen Zeit zwischen 10 und 11 ablegt, zu dieser Jahreszeit zumindest. Klar gibt es auch frühere Boote, aber ich scheine immer, weil per Bus unterwegs, zu dieser Aktivitätsdelle anzukommen und muss dann eben länger warten.
So habe ich die beiden Frauen – die Oma ist zu Besuch aus Deutschland gekommen – völlig umsonst zur Eile angespornt. Die lange Wartezeit überbrücken wir mit ein wenig Unterhaltung, und die Kinder turnen auf der Reling herum, sodass die Omi fast in Ohnmacht fällt, angesichts der Gefahr, dass ihre Kleinen über Bord fallen. Doch die noch recht junge Mama ist da weit weniger übervorsichtig, meint, aus Erfahrung lerne man, und die Kinder könnten ruhig solche Erfahrungen machen.
Die sehr gefestigte, sehr selbstbewusste Deutsche ist auf Kos verheiratet, mit einem Lehrer, wenn ich mich recht erinnere. Sie wohnen außerhalb der Stadt, vermieten bei Tingáki auch Zimmer. Die Frau spricht sehr gut Griechisch und unterhält sich gerne mit den nach und nach zusteigenden Einheimischen, während die Oma etwas mürrisch und skeptisch dreinblickt. Es handelt sich um einen Tagesausflug nach Kálimno, und man hat nicht viel Zeit für Télendo, muss relativ bald wieder zum Fährhafen zurück. So verliere ich sie denn auch aus den Augen, nachdem wir auf Télendo angelandet sind.

Denn ich spaziere diesmal etwas hangaufwärts, gucke mir einige Unterkünfte aus der Nähe an, umfasse die Nordhälfte der Siedlung von hinten auf zugewachsenen Pfaden. Enttäusche wiederum die Hoffnungen aller möglichen Ufertavernenwirte, weil ich ihre Etablissements auf dem Rückweg links liegen lasse.
Schau dann wieder am Chochlakás–Kieselstrand vorbei, balanciere hoch darüber auf eine Felsnische.
Dreh dann um und begebe mich in die eine Taverne, die ich früher schon einmal beehrt habe. Die am linkesten Rand des Uferspektrums, von Kálimno her gesehen. Nette Bedienung, hier. Bestelle mein Mittagessen, schau dem Nachbartisch beim Speisen zu, sehe meine Bekanntinnen zusammen mit Andóni auf einer Mole in der Nähe angeln.
Nur Andóni scheint mich zu bemerken, er kommt einmal zu mir her, als die beiden anderen besonders konzentriert ihre Bambusausleger schräg in die Höhe halten, fragt, warum ich mich nicht blicken lasse. – Na ja, in dieser knallheißen Sonne an-geln, meine ich.
Es dauert gar nicht so lange, da bekomme ich meine Mahlzeit, es dauert gar nicht so lange, da beißen da drüben die ersten Fische an. Bravo!

Nach einer Weile entscheide ich mich für eine weitere Unternehmung und verabschiede mich von Télendo. Man muss immer darauf achten, von welcher kleinen Mole gerade ein Schiffchen loslegt, aber ich erwisch eines zu einer guten Zeit.


Nach Árgos und darüber hinaus

Drüben fährt in absehbarer Zeit kein Bus Richtung Hauptstadt. Da überleg ich nicht lange und geh die paar Kilometer zu Fuß – immer die Straße entlang. Kurz vor Chorió/Chóra geh ich direkt bei einer Art Desperado–Café rechtsab, weiter oben eine größere Serpentine aus, nähere mich in einer immer enger werdenden ansteigenden Talfurche dem Abzweig nach Nord zum Inselflughafen. Je höher ich gestiegen bin, desto wunderbarer die Rückblicke zu den zentralen Inselbergen und auf das große Kástro hinter Chorió. Der Vorteil, wenn es Schritt für Schritt geht und man sich auch einmal umwenden kann, ohne gleich in den Straßengraben zu schliddern oder über die Böschung hinauszuschießen. Je mehr ich an Höhe gewinne, desto freier und befreiter fühle ich mich, irgendwie abgehoben, hoch über der üblichen Welt.
Nur einen Kilometer, wenn überhaupt, wäre der neue Inselairport entfernt, ein abenteuerlich hoch da droben platziertes, schonungslos allen Winden exponiertes Konstrukt mit beiderseits besonders jäh abfallenden Enden der Start– und Landebahn. Es müsste bald die Nachmittagsmaschine von Athen her kommen, die einzige am Tag.
Und ich laufe allmählich in Árgos ein, das sich in spätnachmittäglicher Trägheit präsentiert. Alles Dörfliche liegt im Wesentlichen rechts abseits der Straße, und ich geh auch besser geradeaus weiter, mache keinen Schwenk nach rechts, hab ja noch was vor.

An der Rechtskurve da vorne gegenüber einer ummauerten Kirche liegt ein besonders ausgewachsenes Exemplar von Großhund VOR dem Hoftor, also außerhalb, straßenwärts, wartet wohl auf die Heimkehr seiner Alphamenschen. Da hab ich's wieder einmal toll erwischt! Rufe innerlich alle einschlägigen christlichen Heiligen an, die das fälschlicherweise als solches eingestufte Monster sofort in einen derartig tiefen Trancezustand versetzen, dass es mich anstandslos vorbeiziehen lässt.
Das war denn auch die größte zu überwindende Hürde in Árgos! Ach Ihr gelangweilten, abenteuerlosen, vor allen Gefahren beschützten umkäfigten Autotouristen!

Man nähert sich wieder einem Siedlungskern, doch schon biegt man linksherum, dem Straßenverlauf folgend, nach 200 m wiederum links, seinen Instinkten folgend. Denn nicht das eine hochsteigende Tal ist gemeint, sondern das weiter südlich gelegene. Auf die Karte 1:25.000 von Anávas(s)i ist hier Verlass.

Es ist die richtige Entscheidung, diesen nach rechts, also bergwärts abbiegenden Feldweg in Richtung eines Bauernhofes zu nehmen. Ob mich dort ein anderes Monster in Empfang nehmen wird?
Das andere Monster entpuppt sich als ein weiterer gutmütiger Afrikaner: Ein Vogel Strauß – ich denke zurück an Sífnos – ein Einzelexemplar, das neugierig über einen Zaun von rechts herüberguckt. Der Bauernhof zur Linken liegt still da, es tut sich nichts. Halt, von hinten nähert sich ein Laster. Der stoppt aber im Hof und lässt mich unbehelligt auf das breite Holzgatter zugehen, hinter dem sich ein steiniger, ein ausgesprochen gerölliger Feldweg in die Höhe hinaufwindet, zu einem nahen und doch ziemlich entlegenen Kirchlein.
Das ist der Weg, den ich zu gehen habe, und ich hätte gut daran getan, meine Wanderschuhe anzuhaben, nicht meine Sandalen. Aber: ti na kánoume; (= Fragezeichen)

Hier hoch geht die Gemeinde nur am Feiertag des Heiligen, denke ich bei mir. Ein Brummen erfüllt die Gegend. Langsam entschwindet die große Olympic–Propellermaschine in weiter Kurve Richtung großer Talung von Póthia und weiter drehend westwärts, mit Ziel Athína. Toll: Ich hab den Start des einzigen Flugzeugs am Tag miterlebt!
Der relativ steile Aufstieg zieht sich, obwohl es nur eine lächerliche Strecke von gut 1 km ist.

Oben angekommen in der Mulde zwischen zwei Bergeshöhen, überblickt man eine kleinere Hochebene mit weiter vorgeschobenem Feldweg, der jedoch im Nichts endet.
Vor einem die Kirchenanlage. Sie ist umzäunt bzw. ummauert, man dringt ein in die Umfriedung, fühlt sich drinnen wie der erste Mensch, einmalig und allein. Angekommen, beim Heiligen Konstandínos. Es ist eine einsame, verlassene Höhe, ein Durchlass zwischen den Bergen, eine Startmöglichkeit zu einer weiteren Erkundung. Hinunter in unbekannte Tiefen, zu den fern der Zivilisation in aller Stille lebenden Nonnen, tief unten ein Stück über dem nicht selten tosenden wilden Meer. Ihre Verbindung zur Außenwelt: der Bootsanleger.

Aber bleiben wir oben beim Ájio Konstandíno. Es lohnt sich, vor dem Kirchlein zu verweilen. Drinnen ist es kein besonders erwähnenswertes Kunstwerk. Draußen herrscht Bergeinsamkeit. Und Abendstimmung. Stimmung ist Licht, wie im Theater, wie in der Oper. Hier ist nur Stimmung, ohne Theater. Nirgendwo sehe ich Weidetiere. Bin ganz allein. Stehe gegen das Licht im Westen. Chancenlos. Recke und strecke mich an erhöhten Stellen des Zauns, erhasche aber trotz allem keinen Blick in die Tiefe. Hier müsste man tatsächlich noch ein Stück hinuntersteigen, dieses abenteuerlich verkeilte und fest zugeklemmte Gartentürchen aufstemmen, es überschreiten, der Ungewissheit folgen. Lieber nicht so alleine, es ist zu spät am Tag. Das Streudorf im Blick, und doch so einsam.

Nach dem Abstieg in die Zivilisation und dem Passieren der entschwundenen Hundegefahr nähere ich mich, vorbeigehend an einem allmählich abendlich auftauenden Kafenío, dem östlichen Ende von Árgos. Vor mir dieser unbeschreiblich schöne Abendblick.
Ich will weitergehen. Doch der Jugendliche auf seinem Michanáki (= Moped) hält an. Eine ganz natürliche, selbstverständliche Geste. Auch wenn der Beglückte vielleicht 35 oder 40 Jahre älter ist.
Wieder dieses schwammige, alles andere als geheure Entschweben auf dem Rücksitz eines Zweirads, das Bremsen bergab mit dem gewissen Kick, obwohl der Fahrer die Kurven ganz behutsam nimmt. Ein echt irre seltenes Erlebnis!


Der letzte Tag auf Kálimno

Meine Bekanntinnen haben die Insel bereits Richtung Sandoríni (über Kos) verlassen. Nochmals will ich kurz nach Rína exkursieren. Verspreche mir, einen alten Bekannten als Busfahrer wiederzusehen. Leider nicht. Ein Jüngerer hat übernommen. Wo ist Jannis?

In der Werft am östlichen Ortsende von Póthia liegt tief unter der Straße eine Panagía Spilianí, ein Schiff zur Reparatur.
Die Fischfarmen auf dem Weg, unten in Meeresbuchten, haben eher zu– als abgenommen.
Aussteigen am Großparkplatz von Rína.

In aller Ruhe kann ich nun in meinem Lieblingslokal einkehren, dem am Ansatz des Hafenfjords, über dessen Terrasse man hin zur Pension Manólis abkürzt. Eine Kurzwanderung über die linke Buchtseite hinauf zu den antiken Stätten, zur jetzigen Kapelle, diese fest verschlossen. Eine Wahnsinnshitze, und das im Mai.
Ein köstliches Mittagessen. Betrachten danach.

Vor der Busabfahrt gönne ich mir noch ein Eis, ein offenes, aus der Theke des Supermarktes, dessen Oma mir einst meine auf derselben Reise auf den Klippen von Matala, Kreta, zerrissene Hose geflickt hat – mit eigens von ferner herangeschifftem, farblich passendem Garn.

Wieder zurück in Póthia, nehme ich den nächsten Bus Richtung Westküste. An seinem Endhalt, dem Nordende von Massoúri, steige ich notgedrungen aus und gehe ein wenig zurück, ortswärts.
Eine Taverne fällt mir sofort auf: die Snack Bar Fatolítis. All die ortsansässigen Kletterer, insbesondere Schweizer, scheinen das Lokal zu ihrer Lieblingskneipe auserkoren zu haben. Es ist deshalb auffällig gut gefüllt. Von den Preisen her durchaus verständlich, denn die sind für Knicker wie für weniger gut Betuchte wirklich paradiesisch.
Als ich dem Wirt ein Kompliment zu seiner Preispolitik mache, reißt er kurz seine Familiensituation an: 6 Kinder. Es ist schwierig, das nötige Kleingeld zu beschaffen.
Das, was mir hier kredenzt wird, ist gut – ich kann die Lokalität nur weiterempfehlen. Eine einfache Familie, aber sehr aufmerksam, beflissen und bemüht, es den Gästen recht zu machen.

Póthia ist ganz anders, eine eigene, faszinierende Welt. Eigentlich der Höhepunkt der Insel – und doch lässt sich all das andere, außerhalb Gelegene nicht wegdrängen. Es ist die Vielfalt, die auch diese liebenswerte Insel ausmacht.

Copyright puchheim = MartinPUC, August/September 2009

Von Kálimno über Ko nach Sandoríni