Eine Wanderung von Sívas nach Vathí.
Im Süden Mittelkretas.

Copyright puchheim = MartinPUC, November 2003, Juli 2006


Was verstehen Sie unter einem üppigen griechischen Frühstück – für Touristen, versteht sich? – Ich sag’s am besten gleich, was eine wohlmeinende griechische Pensionswirtsfamilie darunter versteht.

Ein großes Glas Orangensaft. Ein großer griechischer Jaoúrti (Joghurt), Honig (méli) geschickt in einem Ausgießglas mit Stopper verstaut. Viel Brot. Zwei Päckchen Butter. Auf Wunsch und falls vorhanden zusätzlich ein oder zwei Spiegeleier (avgá mátia), oder andere Varianten. Großer Becher Nescafé, optional auch noch einen zweiten. Gegen Ende des Mahls noch eine gehäufte Ladung Stafília (Weintrauben), Karpoúsi (Wassermelone), schön hergeschnitten, bzw. frische Síka (Feigen), die man am besten mit der Haut isst, wie sie hier sagen.

Eine bis fünf Katzen aller Farben und Entwicklungsstadien betteln um einen herum, auf etwas Butter oder Joghurt – vielleicht sogar mit Honig? - spekulierend.
Meine Wanderfreundin nimmt sich eines winzigen, hellbraun-weiß-farbenen, bestimmt noch Muttermilch saugenden, recht hilflos im Konkurrenzkampf dreinschauenden Katzenbündels an, bringt ihm bei, wie man Jaoúrti me méli von einer Fingerkuppe leckt. Da läuft nun für die nächsten Stunden ein Kätzchen mit einem strahlend weißen Nasenfleck aus Joghurt rum.

Und wie viel kostet das, dieses Götterfrühstück? - Drei Euro. Die beiden Nescafédes alleine, d.h. jeweils nur halb so große, hätten überall anders schon mehr gekostet.

Schnell die Wanderschuhe angezogen, den Teleskopstab mitgenommen, etwas Proviant, etwas Wein und viel Wasser. Tschüss, und auf geht’s, wir verlassen unser Blütenparadies.
Wir sind eh schon am südlichen Dorfende von Sívas, wandern die Teerstraße weiter nach Süd, Richtung Lístaros hinaus, die Ausläufer der Asteroússia-Berge vor uns. Lauter große, alte Olivenbäume ((inzwischen sind viele davon verbrannt)), rechts der einsame graubraune Hengst auf strohiger Weide. Feldwege zweigen ab. Wie wohltuend der Anblick des versengten, strohgelben Grases zwischen den silbriggrünen Ölbäumen. Oben in der Ferne, rechts der Straße, neben einem Durchlass zwischen zwei Bergkuppen, leuchtet die weiße Kapelle.

Die Straße steigt an, einige Haarnadelkurven. Es gibt Abkürzungen. Kaum Verkehr. Rechterhand ein Haus mit Garten. Wir grüßen zwei Griechen. Die Häuser von Lístaros kommen näher und näher.
Wir wenden uns mehrmals um, der Blick übers Land wird immer großartiger.

Zu Füßen von Lístaros am Ort vorbei. Große Häuser rechts unterhalb der Straße. Das Dörfchen selbst praktisch aufgekauft, in fremder Hand. Belgier, Schweizer, Franzosen, Deutsche, ..... Das Kafenío habe nur vormittags (sehr untypisch!) auf, wenn überhaupt. Trost: Unten an der Durchgangsstrasse, etwa 200 m außerhalb Richtung Berge, befindet sich gerade eine Taverne im Bau ((- jetzt, 2006, längst fertig, abends manchmal Live-Musik)). Lebensmittel kann man aber nur in Sívas kaufen, etwa 2 – 3 km bergab.

Weiter bergauf, bis rechterhand die Kapelle auftaucht: Ágios Eftychianós. Eingefriedet. Mit Aussichtsterrasse. Blick über die Ebene und hin zum riesigen Psilorítis-Massiv, westlich davon der nach Ost sanft abfallende, ansonsten steile, zerklüftete Kédros-Berg, prächtig anzusehen.
Überdacht an der Kapellennordseite ein alter Felsblock mit Geschichte. Hier soll dem Heiligen eine Hand abgeschlagen worden sein. Leider können wir die Katharévoussa-Inschrift auf der Wandtafel nicht ganz entziffern. Der Abdruck der Hand sowie der Axt tief im Stein eingeprägt.
Wir verweilen eine Zeit lang. Ein Blick in den Kirchenraum, die Tür ist unverschlossen. Der Ort hat etwas. Numen inest, würde E. Kästner sagen, die Gottheit ist spürbar. - Mäusegräusche im Dach der Kirche. Eine Ziege in der Nähe.

Setzen wir den Schweißmarsch also fort. Ab hier ist es schon wieder flacher. Zwischen den Kuppen geht es hinein in das Bergland. Ein Stück hinunter. Große Rechts-, dann Linkskurve. Ab da ein neu geteertes, noch breiteres Straßenstück bis zum Marien-Kloster Odigítrias, wo die Asphaltstraße zu einem breiten Feldweg wird, der in vielen Kehren hinunterführt nach Kalí Liménes, dem verschlafenen Hafenörtchen mit den vorgelagerten Tank-Inseln für Ölimporte aus Libyen.
Weite Ausblicke nach Ost, wo sich eine Art hügeliger Hochebene auftut, jenseits wieder Bergketten. Reich gegliedertes Rätselland mit zahlreichen neu angelegten Staubpisten.

Aus Richtung Pitsídia kommt ein Wanderpaar quer über die Böschung herunter, von einem oberen Feldweg. Ich erinnere mich an damals, als ich den Weg hierher auch von diesem ferneren Ort aus schaffte, zuletzt ein längeres Stück an einem Drahtzaun entlang, bevor es endlich irgendwie auf die damals noch ungeteerte Straße vor dem Kloster herunterging.

Kleinlaster mit schwarzen Wassertanks rauschen nun ständig an uns vorbei. Hirten, die ihre Herden mit dem kühlen Nass versorgen. Ein PKW mit kirchlichen Würdenträgern kommt uns in mäßigem Tempo entgegengerollt.

Gewaltige Schilder vor dem Kloster mit der schwarzen Madonnen-Ikone, das nun als DIE Touristenattraktion feilgeboten zu werden scheint. Auch ein Hinweis auf ein minoisches Gräberfeld hinter dem Kloster.

Unterhalb des Hügels, nach Eintritt durch das untere Tor, ein Brunnenbecken, Wasserhahn zum Abzapfen für die Wanderer.
Wir schleichen erst einmal nördlich und östlich um die Anlage herum. Hühner. Oliven. Verschläge. Steinhaufen. Einige Baugerüste. Das meiste aber schon fertig saniert. Durch eine Nebentür treten wir in den Klosterhof.

Vieles wirkt wie neu, fast zu gut saniert. Das Alte ist auf den ersten Blick vielfach nicht mehr als solches auszumachen. Eine ganz neue Toilettenanlage. Der Pírgos, der Wehrturm, wird offensichtlich zum Museum umgebaut, er kann schon betreten werden, obwohl noch Baustelle, ist voller Píthi, den großen Amphoren. Einige durchlöchert, angeblich Türken-Gewehrkugeln.
Bänke zum Rasten an der Kirchenflanke. In der Mitte des Hofes steht sie, die alte Kirche. Innen wundervolle, kerzenrauchgeschwärzte Fresken. In der Hauptapsis die Ikone der schwarzen Madonna. Eine Fotografie davon ist in der Kirche zu kaufen. Man legt einfach eine Münze seiner Wahl hin. Nur noch ein französisches Paar, im Hof noch ein deutsches.

Die Tür zum Speiseraum im Osttrakt steht offen. Bauarbeiter werden wohl gerade verköstigt. Zwei Katzen warten geduldig auf Überbleibsel. Ein Mönch schreitet würdevoll heraus, durchquert den Hof und verschwindet in einem Seitentrakt. Wenig später wird die Kirche zugesperrt. Die Klosteranlage steht aber weiterhin Besuchern offen.
Wir verlassen den Innenhof durch das westliche Haupttor, vorbei an einer Klosterfrau, die aus dem Südtrakt herausguckt.

Noch eine kurze Besprechung mit dem etwa gleichaltrigen deutschen Wanderpaar, das sich auf der Bank über der Straße gegenüber dem Kloster niedergelassen hat. Sichtlich langjährige Kretafahrer. Er würde gerne weiterwandern, sie ist schon zu erschöpft und zu skeptisch.

Wir nehmen den Abzweig gleich beim Kloster nach Südwest, einen guten Feldweg. Wollen sehen, wie weit wir kommen und rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit umkehren, um wenigstens wieder an der Teerstraße vor dem Odigítrias-Kloster zu sein, nur vielleicht 7 km von Sívas entfernt.
Es sollte eine der allerschönsten meiner bisherigen Wanderungen auf Kreta werden. Und es wurden wohl insgesamt 30 km, am Ende. Kein einziger Tourist sollte uns von nun an begegnen.
Das kenne ich von früher ganz anders. Sind die Leute gehfaul geworden? Vielleicht, man sieht ja fast nur mehr Paare in kleinen Mietautos, die sich bevorzugt auf asphaltierten Straßen bewegen. Oder bestenfalls Wandergruppen, organisierte, gegen gutes Geld.

So saugen wir dieses besondere Erlebnis förmlich in uns hinein, wenn auch ziemlich schwitzend. Erst einige leichtere Kurven, vorbei an einer Abzweigung zu einem Stall mit Tieren und einem uns verblüfft nachblickenden Hirten. Rechts die Serpentinen hoch. Vollbeladene Bauernlaster stauben an uns vorüber.
Ein Gefühl wie noch vor 15 oder 16 Jahren der Staubweg von Plakiás nach Lefkógia! Nur ohne Flusskrabben. Der Staubfahne ausweichen, auf der windmäßig „richtigen“ oder zumindest der talwärtigen Straßenseite gehen.
Oben angelangt, bald mehrere primitive Wegweiser. Der Weg nach Mártsalo und Vathí ist hier noch derselbe. Nur zu einem Heiligen geht es in die andere, nördlichere Richtung. Vielleicht ein kleiner Weiler in der vielgekämmerten Berglandschaft zwischen Mátala und der äußersten Südspitze Kretas, dem Kap Líthino?
Wir biegen im rechten Winkel auf den Weg nach links ab, es geht hügelab, zu einer Schafherde und Stallungen, dann wieder hügelan auf eine Hochfläche mit einem Weiler, Schafkoppeln, einigen Häusern rechts des Weges weiter hinten. Irgendjemand muss ja auf die Tiere achten, nachts, falls die Hunde anschlagen sollten. Wie viel wird doch gestohlen, vor allem Vieh! Angeleinte Hunde überall, wo Tiere hinter Zäunen sind. Und Hundegebell. Gott-sei-Dank keine frei laufenden Ungetüme.

Und Gott-sei-Dank eine paradiesische, weit geschwungene Landschaft auf dieser Hochfläche, mit kleinen Büschen und Büscheln, das riesige dunkle Kap mit dem fast 390 m hohen Gipfel und der weißen Kapelle immer vor unseren Augen. Schafland. Hirtenland. Land einsam dahinschwebender Vögel und Meerland, die salzige Luft spürbar, noch intensiver jedoch die Düfte Kretas, im Überfluss riecht es nach Pflanzen und Kräutern. Die Paximádia-Inseln grüßen bald aus ungewohntem Winkel herüber.

C. marschiert tapfer, eine ideale Partnerin, keinerlei Jammern oder Beschwerden, trotz noch ein wenig dahingrassierender, fast überstandener Grippe. Reinstes Wanderglück.
Bei einer Weggabelung nehmen wir die Abkürzung geradeaus und sparen uns einige hundert Meter, kennen grob die Richtung, obwohl gerade auf der eigentlichen Fahrpiste weiter unten noch Wegweiser stünden.
Vor uns das riesenhoch wirkende Kap, ein Feldweg führt seinen Rücken entlang ganz hoch. In der Fußregion noch eine kleine Siedlung mit Tierpferchen, Bauernautos davor. Fernes Gebell.

Nun kommt uns ein dunkelhäutiger, schwarzhaariger, in leichten Bauern-Militärlook gekleideter, schmucker jüngerer Kreter in seinem Pick-up entgegen. Wir halten ihn an und fragen sicherheitshalber nach dem Weg nach Vathí.
Er sagt, er habe hier viele Tiere. Ist sehr freundlich und natürlich, keine Spur von abweisend. Der Weg führt, wie vermutet, durch ein Gatter, das etwa 300 m von uns entfernt rechts des Hauptweges erkennbar ist. Es ist zweisprachig beschriftet! Griechisch und Englisch. Weg nach Vathí. Die Bucht liegt also deutlich rechts (= nördlich) des großen Kaps, während Mártsalo links (= südlich) davon liegt.

Einige hundert Meter durch dieses Schaf- und Ziegenland mit einigen neugeborenen Jungtieren, dann wieder ein Gatter. Nun weiter auf freier Staubstraße – und keine Beschilderung mehr, was zu Verwirrung führt. Von der traumhaften (wieder einmal ...) Wanderstrecke zweigt nämlich bald ein Weg nach links ab, und der sieht so aus, als ob er der Hauptweg wäre.
Ich weiß nicht warum, aber ich glaube es nicht. Nicht das erste Mal, dass ich Instinkt beweise. Wir gehn also lieber geradeaus weiter, trotz C’s Zögern, unserer beginnenden Erschöpfung und der allgemeinen Unsicherheit, hin zu einer kleinen Fläche mit Steinen und Holzresten, wo der Weg zu enden scheint. Aber nein, er führt nach rechts weiter in ein Tal hinab.

Uns gegenüber wird eine Klippenwand ähnlich der von Mátala sichtbar, und am meerwärtigen Talende eine Art beginnender Canyon. C. meint, da führe kein Weg hinein. Ich sehe aber einen Einschnitt und bin fest davon überzeugt, dass es hier zum Meer geht. Wir gehen also die Wegschleifen aus, riskieren weitere 1,5 km nagende Ungewissheit, wieder eine Stallung rechts. Bald ist der Weiterweg zwischen Bäumen tatsächlich zu sehen, und ein gelbes, neu gebautes Haus in der Schlucht!!! Hinunter auf immer staubiger werdender Piste. Meersand, von weidenden, flüchtenden Ziegen immer wieder zu Staubwolken aufgewirbelt. C. macht Fotos, wird immer begeisterter.

Immer mehr Häuser tun sich da unseren erstaunten Blicken auf, es sind etwa 8 bis 10, insgesamt, aber beim Vorbeigehen – auf der anderen Seite des ausgetrockneten Flussbettes- ist keine Menschenseele zu sehen. Eine kleine private Brücke zu einem Haus. Schafe, Ziegen vor Türen auf Terrassen ruhend. Eine richtige Sommersiedlung, viel kleiner als etwa Agios Jánnis unterhalb von Kapetanianá, am Livikó Pélagos (ist Neutrum) gelegen. Aber eben da, präsent, Trost spendend. Ob die Taverne beim Strand wohl aufhat? Da kommen doch angeblich auch Ausflugsboote aus Mátala vorbei, Zwischenstation auf dem Weg zur Agiofárango-Schlucht oder zumindest auf dem Rückweg, der letzten bedeutenderen Schlucht Richtung Kalí Liménes.

Die Taverne hat zu, leider. Wohl zu spät im Oktober. Kunstwerke stehen stelenartig davor, und Tamarisken. Kurze Rast auf einer Bank an der Wand unter dem Terrassendach. Dann schnell die paar Schritte zum verlassenen Strand. Was für eine herrliche Bucht, ein richtiger kleiner Fjord, mehrfach seitlich eingedelltes großes „U“, das sich ins Land hinein vorschiebt. Schöner Strand, etwa 250 – 300 m lang, Sand und Feinkiesel. Am Nordende eine kleine, Schatten spendende Höhle. Kleider runter und hinein auf ein erfrischendes Bad! Etwas kühl für unsere verschwitzten Leiber, aber einfach klasse. Handtücher und Badezeug haben wir nicht dabei. Weit und breit keine Menschenseele. Das wäre was für ein paar erholsame Tage, vielleicht noch im September, wenn die Boote vielleicht auf Bestellung Proviant mitbringen könnten oder die Taverne noch geöffnet hätte und, wer weiß, sogar noch die eine oder andere Unterkunft hier evtl. in Matala buchbar wäre!?
Irgendwo steht doch geschrieben, der Tavernenwirt von Vathí lebe das ganze Jahr über hier. Zumindest an diesem Tag Fehlanzeige. Das Etablissement sieht wirklich „dichtgemacht“ aus, nicht etwa nur für ein paar Stunden geschlossen. Keine herumstehenden Getränkekästen, Flaschen, Gläser usw.

Nach etwa 1 Stunde Aufenthalt müssen wir zurück, um nicht in die Dunkelheit zu kommen.

Volle 3 Stunden haben wir vom Kloster Odigítrias aus bis hierher gebraucht – ich glaub es kaum, vielleicht auch Irrtum.
Und zurück sollten es nur knapp über 2 Stunden sein!

Für den echten, perfekt ausgerüsteten Wanderprofi wäre es nun wohl verlockend, einfach die Schlucht, das ausgetrocknete Flussbett Richtung Hinterland weiterzugehen, durch Gestrüpp, über Stock und Stein. Könnte ja gut sein, dass dieser Flusslauf mit dem im Seitental von Matala identisch ist. Wer weiß? Zwar gibt es auch auf Kriti Zecken („ticks“, auf Englisch), aber die müssen nicht unbedingt so gefährlich sein wie die in einigen Gebieten unserer Heimat .....
Unsereiner entscheidet sich für den bequemen Feldweg, denn eine Strecke wirkt auf dem Rückweg doch immer ganz anders als auf dem Hinweg.

Die richtige Entscheidung für uns. Wundervolle Spätnachmittagsbeleuchtung. Goldenes Licht hüllt die Landschaft ein. Die schönste Stimmung, jeder Theaterbeleuchter könnte glücklich sein mit ihr. Konturen treten allmählich deutlicher hervor, auch die Zwieback-Inseln draußen vor Agía Galíni und Mátala.
Kap Líthino, das „steinerne“, wirkt noch imposanter, noch gewaltiger. Kostas, der Pensionswirt in Sivas, erzählt uns diesen Abend, an ganz ganz klaren Tagen sei vom Gipfel aus sogar Kairo zu sehen – ich denke, er meint wohl nachts die riesige Lichtglocke über der vielfachen Millionenstadt. Oder etwa Alexandria? Und oben habe sich im Krieg eine deutsche Radarstation befunden – die Überreste seien immer noch auffindbar.

Wir bemerken, dass das frei weidende Vieh nun zusammengetrieben wird, in die Pferche gebracht. Einige Pick-ups, leider wiederum voller Leute und mit vollgestellter Ladefläche – schwarze, leere Wassertanks! – holpern an uns vorbei. Kein Platz für uns.
Irgendwann sind die Teerstraße und das Kloster erreicht. C. füllt noch einmal ihre Wasservorräte auf. You never know.

Weiter geht es zu Fuß, 4 km bis Agios Eftychianós. Dort sehen wir einen Olivenbauern zusammenpacken. Kurz darauf ist sein Gefährt auf unserer Höhe, hält an. Die letzten 3 km haben wir uns also erspart.
C’s Stirn vor einem Flintenlauf, ich an die Tür gepresst. Unterhaltung. Das Gewehr angeblich nicht geladen. Hasen hat er auch nicht geschossen, ich seh zumindest keinen.

Vor der Villa K. in Sivas springen wir aus dem Pick-up. Geschafft! Erstaunte, wissensbegierige Gesichter. Auch der Mittouristen, alle Supermotorrad- bzw. Autofahrer der Extraklasse.
Die Familie von Kostas meint: „Was, über 30 km zu Fuß?“ – „Zu Fuß von hier nach Vathí???“

In dem Bewusstsein, Volltrottel zu sein und nichtsdestotrotz merkwürdigerweise irgendwie geachtet zu werden, ziehen wir uns jeder auf sein Zimmer unter die Dusche zurück, den „Tschähdross“ im Kopf, eine kommende Großtat, die Anstiege mit Sicherheit wesentlich ausgeprägter und steiler als heute. Ob wir wohl Adler sehen werden?

Ach, es geht doch nichts über ein gutes, ausgedehntes Frühstück, und einen Schluck Bauernwein mit Fistítscha (Pistazien) zur Mittagszeit weit weg von allem.

Copyright puchheim = MartinPUC, November 2003, Juli 2006