Letzte Tage in Fanári
und Umgebung


Wohlergehen

Die restlichen Tage möchten wir uns einfach nur erholen. Trotz weiterhin heißer Temperaturen wagen wir samstags (um die Mittagszeit) einen kleinen Ausflug zum Markt nach Komotiní. Es sind schon über 40 Grad im Schatten, als wir über den Basar schlendern.
Hier kann man wirklich preiswert einkaufen. Wir erstehen eine Pepóni und mehrere andere Kleinigkeiten. Knapp einem Hitzeschlag entronnen wanken wir jedoch schon nach kurzer Zeit wieder davon. In einem schattigen Café nehmen wir Kaltgetränke zu uns.

Am Nachmittag widmen wir uns dem Strandleben in Fanári. Entgegen unserem Vorhaben, mit dem Auto zum benachbarten Sandstrand von Aróghia mit seinen Sonnenschirmen und Liegen zu fahren, gehen wir doch wieder lieber zum nahe gelegenen, dorfeigenen Kiesstrand und finden noch einen freien Schirm.
Eine Stunde Schlaf im Schatten und danach ein Bad im Meer lassen die Lebensgeister langsam wieder erwachen. Im Laufe des späten Nachmittags trudeln noch etliche Familien hier ein, um das Wochenende einzuläuten und die jetzt erträglich warmen Sonnenstrahlen zu genießen. Man schnorchelt, plantscht oder steht einfach im Wasser herum und plaudert. Kinder quietschen herum. Alle scheinen zufrieden, und wir sind es auch.


Noch einmal zum Néstos

Es ist so heiß, dass wir auch nachts nicht mehr durchschlafen. Trotz durchziehender Brise und Ventilator schwitzen wir uns durch die Nacht. Am Vormittag stellen wir fest, dass nun auch noch ein heißer Meltemi weht. Ein Spaziergang zum Basári von Fanári (der schon längst geschlossen hat) wird zu einem fast unerträglichen Unterfangen, obwohl er nur etwa hundert Meter entfernt von unserer Unterkunft liegt. Ein Blick auf den Strand und wir erkennen, dass der Wind sehr kräftig bläst und ein Strandaufenthalt heute wohl nicht in Frage kommt. Noch eine Weile dümpeln wir im Hafen herum.



Doch bald beschließen wir, einen weiteren Abstecher zum Néstos zu machen. Die Fahrt dorthin impliziert auch wieder eine angenehme Zeit im klimatisierten Auto.

Irgendwo bei Xánthi sehen wir plötzlich dicke Rauchwolken vor uns auf unserer Strecke. In einem kleinen Waldstück, das direkt neben der Straße beginnt, brennt es. Zum Glück ist die Feuerwehr bereits da, um die Flammen zu löschen. Ein Polizist spricht unentwegt in sein Handy. Feuer fangende Zweige der Bäume zischen und knallen erschreckend laut. Es ist so leicht vorstellbar, wie schnell sich bei dem Wind aus einem noch überschaubaren Feuer ein Flächenbrand entwickeln kann, der alles vernichtet. Da wir die Löscharbeiten nicht behindern wollen, fahren wir zügig weiter. Wir lechzen nach einer Abkühlung.

Der Néstos ist ein kalter Gebirgsfluss, der heute, am Sonntag, nicht nur uns einlädt. In unserer Lieblingsbucht hat sich bereits eine vielköpfige Familie niedergelassen. Laut tönt Musik aus dem Autoradio. Kinder tollen im Wasser herum. Ein Grill wurde bereits angeworfen. Einer der Männer hat sich auf den Bauch gelegt und lässt sich von seiner Frau genussvoll den Rücken massieren. Daneben strampelt quietschvergnügt ein Baby.

Eine Gruppe junger Männer nähert sich flussaufwärts. Ihre lauten Schreie hallen von den Felswänden wieder. Über eine breite Schlammbank kommen sie herauf. Einer nach dem anderen stürzt sich tapfer ganzkörpermäßig in den eiskalten Fluss, begleitet von Geschrei, weil der jähe Temperaturwechsel anders wohl nicht auszuhalten ist. Oder weil es einfach Spaß macht.

Das Flusswasser kühlt den ganzen Körper so wunderbar, selbst wenn man nur bis zu den Waden eintaucht. Herrlich erfrischend! Die Kinder unserer Nachbarn allerdings springen ganz hinein, sind ständig in Bewegung. Ein kleines Paradies.

Der Fluss führt allerdings heute etwas mehr Wasser als bei unserem letzten Besuch. Langsam ziehen Wolken auf. Über den Bergen regnet es vielleicht.
Kleine Fische kommen bis zum Ufer. Überall blubbert es im seichten Gewässer. Irgendwo bewegt sich etwas Schwarzes, Längliches im Wasser. Eine Flussschlange?

Ein griechisches Paar mittleren Alters hat das Auto geparkt und kommt vorsichtig zum Ufer. Sie haben keinen Mut, auch nur einen Zeh ins Wasser zu halten. Den Steinpfad hinauf wollen sie auch nicht, um zumindest ein wenig die Aussicht zu genießen. Sie haben nämlich Angst vor Überfällen?!
Allerdings wollen sie demnächst eine Zugfahrt entlang des Néstos genießen. Da hätten sie genug Aussicht, meinen sie. Nun ja, so wird es wohl eher nicht sein, denn das Grünzeug am Flussufer versperrt fast gänzlich die Sicht. Das wissen wir aus eigener Erfahrung.

Wir widmen uns weiter unseren Kneippanwendungen im eiskalten Wasser. Nebenan werden quirlige Kinder und Eltern erzogen.
Der Bruder eines kleinen Jungen macht einen Kopfstand im Wasser, in der Nähe des Ufers. Der kleine Junge will das auch, holt sich Rat beim Vater. Der erste Versuch misslingt, der Junge fällt mit dem Gesicht in den Sand und fängt an zu weinen. Der Vater steht ca. zwei Meter daneben, rührt sich aber nicht in Richtung Trostspendung. Der Junge schreit in Richtung Vater: „Hol mich hier raus!!!“ Der Vater: „Komm doch selbst hierher!“ Der Junge: „Du hast es mir falsch gesagt, jetzt hol mich hier heraus, damit ich dich verprügeln kann!!!!“

In unmittelbarer Nähe steht eine Frau mit ihrem Sohn im Wasser. Der Sohn weint quengelig. Die Mutter: „DU wolltest zum Fluss! Ich werde dich zum Piniós bringen, um dich zu ertränken!“ Daraufhin hört der Sohn schlagartig auf zu weinen.

Jäh ändert sich das Bild. Eine ganze Flotte von Kajakfahrern kommt den Fluss von oben herab und legt in unserer Bucht an.


Aus Stavroúpoli kommen sie. Fünfeinhalb Stunden waren sie flussabwärts unterwegs. Fünfzig Euro pro Person kostet es bei Riverland (Stützpunkt Toxótes, Stand 2009). Im Preis eingeschlossen sind An- und Abfahrt mit dem Zug, Verpflegung (Kaffee, Wasser, Sandwich). Kleider und andere Gegenstände können in einem wasserdichten Behälter auf dem Boot verstaut werden. Wäre morgen nicht unser letzter Tag, hätten wir uns sofort für die Flussfahrt angemeldet.
Plötzlich donnert es so laut, dass sich alle erschrocken anschauen. Es ist aber bloß der Zug, der aus dem Tunnel herauskommt.

Auf unserer Rückfahrt nach Fanári halten wir dort an, wo es vorher gebrannt hat. Es kockelt noch immer, obwohl keine Menschenseele mehr in der Nähe ist. Nicht nur der Baumstumpf, den man am Straßenrand abgelegt hat, schwelt, sondern auch aus dem Waldstück heraus ziehen Rauchschwaden heraus. Ich mache eine kurze Videoaufnahme davon, dann suchen wir die nächste Polizeistation, um das Gesehene zu melden, bevor ein größeres Unglück passiert. Etwa eine Viertelstunde später erreichen wir Ghenisséa (ehemals berühmt durch die Tabakherstellung; es soll auch der Tabak- und Zigarettenfabrik Yenidze in Dresden seinen Namen geliehen haben!). Hier sitzen Frauen zum Palavern gemütlich beisammen auf dem Bürgersteig. Die Kafenía sind um diese Nachmittagsstunde ebenfalls gut gefüllt.
Man zeigt uns den Weg zur Polizeistation. Dort führe ich mein Kurzvideo vor, Alex erläutert den Rest. Der Polizist bedankt sich und greift zum Hörer.
Als wir auf unserem Rückweg erneut an der Brandstelle vorbeikommen, sehen wir einen Mann auf einem benachbarten Grundstück herumhantieren. Er wird sich wohl um alles Weitere kümmern. Wir fahren aber weiter, denn mehr können wir nicht mehr tun.

Bei unserer Ankunft in Fanári hat der Meltémi dunkle Wolken aus dem Rodhópengebirge herangeweht. Endlich ist es etwas abgekühlt. Der örtliche Strand ist menschenleer. Ob wir wieder einen dieser gigantischen Sonnenuntergänge zu sehen bekommen?










Busfahrt nach Thessaloníki und erster Abend in der Stadt



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