Ausflug zu den
Prinzeninseln


Ein so sonniger Frühlingstag wie heute bietet sich idealerweise an für eine Fahrt zu den Prinzeninseln, die vor der türkischen Küste im Marmarameer liegen. Von Kabataş (Bosporus) aus, mit einer Standseilbahn vom Taksim-Platz in wenigen Minuten erreichbar, legen die Fähren mehrmals am Tag ab.
Als wir dort ankommen, haben wir noch eine Stunde bis zur Abfahrt der nächsten Fähre. Token ziehen wir schon mal am Automaten: 5 TL kostet die Fahrt, etwa 1,70 €, geschenkt. Die Zeit überbrücken wir in einem Café direkt am Wasser. Nur wenige Gäste sind da, kein Vergleich zu den Menschenmassen vom gestrigen Tag.
Ein paar Schüler toben ausgelassen am Ufer herum, einer von ihnen testet sogar die Temperatur des Wassers, indem er auf die Felsen steigt. Leute Schreie lassen erahnen, dass das Wasser noch sehr kalt ist. Die Jungs haben auf jeden Fall ihren Spaß. Und dann tauchen plötzlich, ganz nah am Ufer, Delfine auf. Gleich stürzen alle Café-Besucher dorthin, doch die Fische sind so schnell. Ein paar Mal kann man noch die eine oder andere Flosse erkennen, die sich im Halbrund aus der Wasseroberfläche hebt, um dann wieder abzutauchen, jetzt schon in weiterer Entfernung. Und schließlich sind sie wieder verschwunden.
Zurück am Tisch schlürfen wir noch die letzten Reste unseres Kaffees, doch Alex lässt seine verunglückte Capuccino-Instantmischung stehen, was vom Kellner mit einem auf Türkisch dahin gebrummten „Dem Araber hat der Kaffee nicht geschmeckt!“ kommentiert wird und uns schmunzeln lässt.
Etwa zwanzig Minuten vor Abfahrt besteigen wir die Fähre. Das Sonnendeck ist bereits vollends besetzt, und so nehmen wir im Innenraum, auf einer der Bänke, senkrecht zur Fahrtrichtung, Platz. In der Mehrheit sind es Ausflügler wie wir, die die Inseln besuchen wollen. Besucher aus aller Welt. Hier, so dicht gedrängt auf den Bänken, kommt man sich etwas näher: Familien aus der arabischen Welt, dazwischen Touristen, türkische Ausflügler, übermütige Jugendliche, eine Paréa mit großem, gefräßigem Albinohund. Eine erwartungsfrohe Stimmung macht sich breit. Eineinhalb Stunden soll die Fahrt dauern, bis wir die größte der Prinzeninseln, Büyükada, erreicht haben.


Die Fahrt führt von Kabataş aus zunächst am wenig attraktiven Leanderturm vorbei, nähert sich dann der asiatischen Küste. Kurz vor der Anlegestelle passieren wir das alte, jetzt geschlossene Gebäude des Haydarpascha-Bahnhofs, einst Ausgangspunkt der legendären Bagdadbahn. Immer noch eindrucksvoll hebt sich das gelbbraune Gebäude von seiner Umgebung ab. Im Jahr 2010 war der Dachstuhl während Renovierungsarbeiten abgebrannt, danach sah man keine Notwendigkeit mehr, das Ganze wieder aufzubauen, da der Startschuss der Marmaraybahn unter dem Bosporus hindurch und deren nahegelegenem Bahnhof kurz bevor stand. Über kurz oder lang wird das Gebäude zerfallen, wenn es nicht mehr gepflegt oder anderweitig verwendet wird.






Im Hafen steigen noch jede Menge Fahrgäste hinzu, nicht alle finden einen Sitzplatz. Bis das Be- und Entladen abgeschlossen ist, lauschen wir der Musik, die am Hafenrand von einer Straßenband dargebracht wird.




Nach dem Ablegen verlassen wir die Meerenge des Bosporus und gelangen nun auf das offene Meer. Diese Art zu reisen, auf den alten, blank gescheuerten Holzbänken auf einem der langsameren Schiffe entschleunigt die gestresste Seele und lässt Ruhe einkehren. Viele Gespräche werden geführt, Kinder amüsieren sich, während wir träge das Meer der unzähligen Hochhäuser auf dem Festland vorbei ziehen lassen.


Es sind ja nicht nur die vielen Menschen aus den restlichen Teilen der Türkei, die hier ihr Glück versuchen, sondern auch Flüchtlinge, die es aus Afrika und Asien hierhergeschafft haben und die Stadt als Sprungbrett für eine bessere Zukunft in einem europäischen Land verstehen. Jeder versucht, irgendwie zu überleben. Für viele ist es sehr schwer, wie wohl für den Jungen, der mit seiner Ziehharmonika russische Weisen erklingen lässt, während die ältere Schwester oder Mutter durch die Sitzreihen geht und in einem Plastikbecher Geld einsammelt. Oder eine ältere Frau, die Nachthemden verkauft, was bei einigen unserer Sitznachbarinnen reges Interesse weckt. Sie drehen und wenden einige der Blümchengewänder und kaufen dann schließlich zwei davon.
Der Teeverkäufer, der immer mal wieder schnellen Schrittes durch die Reihen eilt und im Befehlston sein Angebot herausbellt, ist wohl eher ein Angestellter der Schiffslinie oder eines Cateringservices.
Am besten gefällt mir die Vorstellung eines jungen Mannes, der einen Trolley auf einem der Abfallkörbe, mitten auf unserem Deck, platziert, ein Schälmesser zückt und mit lauter Stimme seine Ware nicht nur anpreist, sondern auch wort- und gestenreich vorführt. Verschiedene Sorten Gemüse trägt er mit sich herum, die jetzt für jeden sichtbar in Lichtgeschwindigkeit geschält werden. Zusätzlich zerlegt er auch Karotten in schmale Streifen, was unglaublich schnell mit diesem Gerät zu bewerkstelligen ist. Ich bin begeistert und erstehe nach der Vorführung spontan ein solches Gerät für läppische zehn Euro. Es sieht sogar noch schön aus, aus mattsilbernem Metall. Mein Kauf war ein Startsignal, zahlreiche Augen wissender Frauen lächeln mich an und sogleich beginnt der Run auf die Schälmesser. Wieder in Deutschland muss ich nach einem Test zugeben, dass dieser Kauf einer der besten unseres Urlaubs war!

Schon bald steuern wir die erste der autofreien Inseln an. Den Namen Prinzeninseln erhielten sie schon vor langer Zeit. Bereits in byzantinischer Zeit waren sie bewohnt. Klöster entstanden, die selbst heute noch besichtigt werden können. Hierher schob man unliebsame Thronanwärter ab, die man nicht ins Machtgefüge eingliedern wollte.
Auch als Pinieninseln, Marmarainseln oder Priesterinseln wurden schon sie bezeichnet. Im Türkischen heißen sie Kızıl Adalar (Rote Inseln), aufgrund ihres Vorkommens an Kupfer bzw. rotem Gestein oder einfach nur Adalar. Diese Bezeichnung befindet sich auch auf den Schildern in den Fährhäfen.


Mit Beginn des Niedergangs der osmanischen Herrschaft im 19. Jahrhundert schufen sich wohlhabende Bürger aus Pera (dem heutigen Beyoğlu) ihre Sommerresidenzen auf diesen Inseln, die bis heute zumindest teilweise erhalten sind. Heutzutage nutzen viele Istanbuler die Inseln im Sommer als Ausflugsziele am Wochenende, um dem Stress der Millionenstadt an den Badestränden für eine Weile zu entgehen. Von den insgesamt neun Inseln sind fünf bewohnt, vier werden von den Fähren angesteuert. Man plant allerdings, noch zwei weitere Inseln für die Besucher zu erschließen. Die Letzte, an der wir anlegen, ist gleichzeitig die Größte: Büyükada (die Große Insel) heißt sie nämlich auch auf Türkisch.


Ein unendlicher Menschenstrom ergießt sich vom Schiff aus auf das Pier, alle drängen, als gäbe es kein Morgen. Wir warten lieber ab, latschen am Ende hinter der Herde her.




Nachdem wir das kleine Hafengelände hinter uns gelassen haben, steigt gegenüber eine Straße etwas bergan und verzeigt sich dann ins Dorf hinein, wo sich die Menschenmenge verliert. Doch bevor wir soweit kommen, müssen wir zunächst viele herausgeschriene Verkaufsangebote über uns ergehen lassen, werden angerempelt von kreuz und quer stolpernden Besuchern, durchschreiten Duftwolken aus gegrilltem Fisch und Fleisch aus den unzähligen Tavernen.
Die Sonne brennt dermaßen heiß herab, dass wir Sonnenmilch besorgen müssen. Der Verkäufer zögert nicht lange und stellt schnell seinen Verkaufsständer mit Sonnenschutzprodukten und Sonnenhüten vor dem Geschäft auf. Vielleicht gibt es ja noch andere Interessenten.
Schließlich setzen wir unseren Weg fort, einfach weg vom Hauptmenschenaufkommen, in eine Seitenstraße. Hinter einer Kurve gelangen wir auf einen Uferweg, der uns zunächst durch ein kleines Hafengelände führt.








Wie idyllisch und schön es hier ist! Wir passieren große, mehrstöckige Holzhäuser im osmanischen Stil, einige von ihnen schlimm heruntergekommen, die meisten wieder hergestellt und gepflegt, richtige Villen sind das, wohl die alten Residenzen der Oberschicht von Pera. So konnte man es früher gut hier aushalten. Eines der imposantesten Häuser in Ufernähe steht unter Denkmalschutz und ist kurz vor seiner Restaurierung.


Der Blick schweift immer wieder über das unendliche Häusermeer des Festlandes. Man kann tatsächlich nicht erkennen, wo Istanbul anfängt und wo es aufhört.




Irgendwann biegen wir vom Uferweg ab, und schlendern über eine wunderschöne Allee wieder ins Dorf hinein, vorbei an niedrigeren Häuschen, aber auch an alten, hochgebauten Holzhäusern, die an vergangene Zeiten erinnern.










Schließlich gelangen wir an einen Platz, auf dem einige Pferdekutschen stehen. Zu Fuß würde es doch ziemlich viel Zeit in Anspruch nehmen, um auch nur einen Teil der Insel zu sehen, und so bietet sich eine Fahrt mit der Kutsche oder einem geliehenen Fahrrad an.
Da die Insel autofrei ist, greift man als Einheimischer auch zu anderen Hilfsmitteln, mit denen man sich fortbewegen kann, wie Gabelstaplern, E-Roller und insbesondere Fahrräder.
Touristen leihen eher normale Fahrräder, viele Einheimische fahren jedoch elektrogetriebene Räder (also keine Pedelecs, die ja noch zusätzlich getreten werden müssen). Und für den Fall, das eines der vielen Räder krank wird, hat man eigens ein entsprechendes Krankenhaus eingerichtet.


Lediglich zwei elektrogetriebene PKWs haben wir bei unserem Spaziergang gesehen und ein paar Feuerwehr- und Baufahrzeuge, die sicherlich eine Sondergenehmigung haben.
Eines der Hauptverkehrsmittel, zumindest für Touristen, ist jedoch die Pferdekutsche. 70 TL (etwa 25 Euro) wird die 45minütige Fahrt kosten. Es gibt auch noch längere Rundfahrten, doch für einen ersten Eindruck soll uns die kurze Runde genügen.


Als wir auf der knallroten Sitzfläche Platz genommen haben, setzen sich die beiden Pferde in Bewegung, verfallen in einen rhythmischen Trab, werden sogar stellenweise vom Kutscher zu einem Galopp angetrieben, aber nur dort, wo man Anlauf für die Fahrt nach oben nehmen muss. Eine solche Fahrt können wir wärmsten empfehlen! Das werden bestimmt auch die anderen Fahrgäste, denn es gibt sehr viele Kutschen die uns entgegenkommen oder uns überholen.


Witzig klingt die Glocke, die der Kutscher betätigt, wenn irgendwelche Touris im Weg stehen, am besten mitten auf der Straße. Häufig wird das Signal auch ignoriert, bis plötzlich zwei Pferde angerauscht kommen.
Unsere Kutschfahrt führt außerhalb des Ortes durch einen großflächigen Kiefernwald. Etliche Pedalisten keuchen bergan. Auch Wanderer haben sich die Strecke vorgenommen.




An der höchsten Erhebung, auf einem Pass zwischen den beiden von alten Klöstern gekrönten Hügelspitzen der Insel, legen wir eine Pause ein. Auf einem Kutschenparkplatz steigen wir ab, zehn bis fünfzehn Minuten dürfen wir verweilen, dann soll es weitergehen. Ein Tee im Open-Air-Lokal kommt jetzt gut. Von hier kann man die ganze Szene auf dem Platz gut überschauen. Die Rösser ruhen sich aus, während ein paar Reiteselchen auf Kundschaft warten.




Den Kutscher möchten wir zum Tee einladen, doch im Lokal bedeutet man uns, dass er das Getränk hier umsonst bekommt. Dann gibt es später eben ein Trinkgeld, auch gut.
Im schnellen Schritt ziehen die Pferde nun die Kutsche wieder bergab, und zwar so schnell, dass der Kutscher die Bremskurbel drehen muss. Hochherrschaftliche Chalets passieren wir. Vielleicht war es in einer dieser Villen, wo Leo Trotzki zwischen 1929 und 1933 Jahre seines Exils verbrachte. Hier entstanden seine Autobiografie und „Die Geschichte der Russischen Revolution“.
Schließlich, hinter einer Spitzkehre, steht das Kloster Agia Nikóla zur Linken, schon fast wieder auf Höhe des Meeres, das ägäisblau zwischen den Baumstämmen hindurchscheint.


Nach der Bremsaktion haben die Pferde wieder Fahrt aufgenommen. Dieses Mal überholen wir ein paar Wagen, um uns schließlich wieder einzureihen und dann selbst wieder überholt zu werden. Einer der Touristen in einer Kutsche grüßt lässig mit dem Victory-Zeichen, wir sind uns schon einige Male begegnet.
Am Ende erreichen wir wieder den Hauptort und beenden unsere Tour an derselben Stelle, an der wir zuvor eingestiegen sind. Im Anschluss schlendern wir noch ein wenig im Hafen herum.




Auf einem Gedenkstein dort steht einer der Leitsätze der Atatürkschen Außenpolitik: Yurtta sulh, cihanda sulh (Frieden in der Heimat, Frieden in der Welt), ein schönes Schlusswort zu einem gelungenen Tag auf der Insel.




Angesichts der immer noch vollgestopften Straßen beschließen wir, nicht mit der allerletzten Fähre zurückzufahren, sondern die nächste, schon um 17.20 Uhr, zu nehmen. Da wir unbedingt die Rückfahrt auf dem Sonnendeck verbringen möchten, um von den anderen Inseln dieses Mal auch etwas zu sehen, kaufen wir unsere Token schon frühzeitig und gehen vor zum abgesperrten Tor, durch das wir auf die wenige Meter entfernt liegenden Fähre gelangen werden.
Diese Idee haben auch etliche andere Fahrgäste. Ruckzuck füllt sich der Bereich um uns herum, insbesondere mit ausgelassenen Jugendlichen, die wohl auf Klassenfahrt sind. Voller Vorfreude auf das Sonnendeck sichern sie sich eine gute Ausgangsposition, und als das Tor geöffnet wird, stürzen etwa fünfzig kreischende Teenies auf den Eingang des Schiffes zu, entern die Treppe nach oben und fliegen auf die hinteren Sitze. Zum Glück ergattern wir mit weniger Hektik einen guten Platz, von dem aus wir die Rückreise mit einer fröhlichen Kölner Familie neben uns teilen können. Beim Auslaufen des Schiffes können wir noch einmal das imposante Hafengebäude bewundern.






Auch von der Fähre aus gesehen stechen die mehrstöckigen Herrenhäuser aus osmanischer Zeit hervor, auch wenn einige einer dringenden Restaurierung bedürfen.






Äußerst beeindruckend ist die Skyline der asiatischen Küste Istanbuls. Irgendwo dort steht das letzte Haus, das noch zu Istanbul gehört, doch das wird morgen schon überholt sein, denn die Riesenkrake Istanbul dehnt sich unaufhaltsam aus.


Im warmen Nachmittagslicht gleitet unsere Fähre gemütlich über das Meer. Als nächstes steuern wir die zweitgrößte der Prinzeninseln, Heybeliada, an. Zur Zeit der alten Griechen nannte man sie Dämoneninsel, danach in Griechenland bis heute Chálki.
Eine besondere Brisanz birgt das griechisch-orthodoxe Priesterseminar, hoch oben auf dem Hügel der Hoffnung, gegründet 1844, geschlossen 1971, zusammen mit allen anderen privaten Schulen in der Türkei. Unglaubliche Kostbarkeiten beherbergt die Bibliothek des Seminars von Chálki. Mit einhunderttausend alten und seltenen Werken zählt sie zu den wertvollsten unseres Kulturkreises.




Mittlerweile sind Privatschulen in der Türkei wieder erlaubt, das Priesterseminar bleibt jedoch weiterhin geschlossen. Es wird allerdings bewirtschaftet und könnte jederzeit den ursprünglichen Betrieb wieder aufnehmen. Die Hoffnung auf eine baldige Wiedereröffnung ist gar nicht so weit hergeholt, denn immer wieder gab es Anzeichen dafür, zuletzt im Jahr 2013 durch die Rückgabe eines Grundstücks, das zum Seminar gehört, an die Stiftung, die den Besitz verwaltet. Am Ende wurden seitens der türkischen Regierungsvertreter aber immer wieder Gegenforderungen gestellt, die bisher nicht erfüllt wurden oder werden konnten, wie z.B. die Einräumung des Rechtes, dass der Mufti in Westthrakien von der dort lebenden türkischen Minderheit gewählt werden darf, anstatt von den griechischen Behörden bestimmt zu werden.
Nachdem wir im malerischen Hafen von Heybeliada angelegt haben, stürmen auch hier junge, kreischende Menschen das Schiff. Das Sonnendeck ist ja bereits besetzt, und auch sonst werden die Sitzplätze langsam knapp.





Langsam schippern wir am Rest der Insel vorbei.


Die Nachbarinsel, die wir als nächstes ansteuern, heißt auf Türkisch Burgazada (Burgazadası), im Griechischen Antigóni. Dieser Name geht zurück auf Dimítrios I Poliorkitís, der nach der Überlieferung zu Ehren seines Vaters Antigónos im Jahr 298 v. Chr. eine Festung erbauen ließ. Neben christlichen Gebäuden befinden sich auf der Insel auch Synagogen und Moscheen.


Nach dem Kurzbesuch legen wir noch auf der letzten der Prinzeninseln an, der kleinen Kınalıada (Hennainsel). Die Bezeichnung aus dem Türkischen bezieht sich auf die rote Erde durch das einstige Kupfervorkommen. Im Griechischen heißt sie Próti, die erste, vielleicht, weil sie am nächsten zu Istanbul liegt.






Ein ungesundes Gemisch aus Abgasen und Feinstaub schwebt in einer gelblichen Glocke über dem asiatischen Festland, aber nicht nur hier, sondern auch über der Silhouette der Altstadt, wie wir erkennen.
Langsam wird es im Licht der sich langsam senkenden Sonne etwas kühl. Jacken sind jetzt gefragt. Als wir in den Bosporus einbiegen, liegt das alte Byzanz im Gegenlicht vor uns, ein Wahnsinnsblick, insbesondere die Konturen der Agia Sofía, wie ein Wahrzeichen. Kein Gebäude wirkt imposanter. Zu dieser Stunde beschließen wir, ihr die Tage einen erneuten Besuch abzustatten. Wir möchten das Gefühl in dem einzigartigen Gebäude wieder erleben, durch das man ermessen kann, welche Bedeutung die „Heilige Weisheit“ tausend Jahre lang hatte.




Neben den Fähren, Jachten und Fischerbooten durchpflügen auch Megafrachter das Gewässer, kommen vom oder fahren zum Schwarzen Meer.





Noch ein kurzer Stopp in Kadıköy, bevor es wieder zurück nach Kabataş geht.




Ging es den Fahrgästen vorher nicht schnell genug, an Bord zu kommen, wollen sie hier, an der Endstelle, alle auf einmal von Bord. Wir genießen jedoch die letzten Minuten an Deck und freuen uns über diesen schönen Tag.
Hinter dem Hafenausgang quetschen wir uns in die bereitstehende, voll besetzte U-Bahn, die uns in wenigen Minuten wieder zum Taksim-Platz bringt. Zum Abendessen suchen wir ein ausgewiesenes Fischrestaurant, das Alex im oberen Bereich der İstiklâl gesehen hat. Für einen wirklich schlechten und unaufmerksamen Service von teilweise überheblichem Personal, das uns unbedingt unsere Plätze in einem fast leeren Restaurant vorgeben muss, lassen wir 200 TL und haben gerade mal zwei dürftige Hauptgerichte mit Salat und Wein zu uns genommen. Abzocke nennen wir das. Und so wundert es nicht, dass das Lokal fast leer ist. Weniger ist manchmal mehr.

Zum Ausklang des Tages treiben wir uns noch etwas in den Seitengassen herum, landen in einem netten kleinen Lokal, das im Außenbereich nur ein paar Tischchen stehen hat, mit einem sehr netten, jungen Kellner (wir tippen auf einen Studenten) und der Musik der Gipsy Kings, die sich gegen Uffda-.Klänge der Nachbarschaft durchzusetzen weiß. Man muss jung sein, um die Dezibel aus den Schuppen zu ertragen, doch dort, wo wir sitzen, ist es einfach nur angenehm. Dazu gesellen sich alsbald zwei Musikanten mit einer Klarinette und einem Schlaginstrument. Einer der beiden singt so schön, dass er sich einiger Lira sicher sein kann.

Shoppen im Basarviertel