Ausflug zur
Traghéa - Ebene


Mit heruntergelassenen Scheiben brechen wir zu unserem ersten Ausflug auf Naxos auf. Im Radio spielen sie ein Lied mit dem Refrain „Endstation Kykladen – hier findest du die Leckereien!“ Na dann, los!

Auch heute sind viele Badegäste an der Pláka unterwegs. Im oberen Strandabschnitt ist der Verkehr jedoch noch nicht so dicht.


Ab dem Campingplatz müssen wir wieder Bussen und Autos ausweichen, schieben uns durch die Tamariskenallee langsam vor in Richtung Agia Anna.


Vor dem Parádisos wird gerade der Sand genässt, damit er den Tavernenbesuchern nicht ins Essen fliegt. Gegenüber die blaue Fahne für beste Wasserqualität – eine gewinnbringende Werbung.


Als wir den Hafen von Agia Anna erreicht haben, sind wir froh, endlich im normalen Tempo über die Landstraße zu fahren. Dabei verpassen wir glatt den Abzweig über Agios Prokópios in Richtung Chóra, fahren einfach geradeaus weiter und schließlich durch Glinádho.
Hier gibt es sie noch, die bambusgesäumten Wege, wo die hohen Halme früher über dem sich durchwurschtelnden Bus zusammenschlugen und über den Lack kratzten.


Unzähligen Agaven begegnen uns, die niemand wirklich auf seinem Grundstück haben will, die jedoch – in voller Blüte – so majestätisch schön aussehen.




Im Weiteren passieren wir eine Schweinezucht, wie man auch den Gerüchen entnehmen kann. Bullige Rinder liegen träge in der Sonne, käuen wieder. Teilweise sind sie an den Hörnern mit Ketten festgebunden.
Über Chóra fahren wir und erhalten heute problemlos ein neues Auto, selbes Modell, weil der CD-Player nicht funktioniert.


Unser Ziel ist nun die Traghéa-Ebene inmitten der Insel mit den beiden größeren Ortschaften Chalkío und Filóti.
Unterwegs lassen wir uns bei Ano Sangrí von der Hauptroute weglocken, biegen spontan ab in Richtung Ghíroulas (Γύρουλας) mit dem Dímitra-Tempel (Demeter, die Göttin der „Fruchtbarkeit der Erde, des Getreides, der Saat und der Jahreszeiten“ (Wikipedia).
Dieser Abstecher lässt unsere Herzen höherschlagen, denn die Landschaft, die wir durchqueren, ist lieblich und weich. Langsam nähern wir uns der Ausgrabungsstätte.





Vor dem Ausgrabungsgelände zu parken ist kein Problem, da wir die einzigen Besucher sind. Ein Schild erinnert daran, ein möglicherweise mitgebrachtes Motorrad vor der Anlage stehen zu lassen.


Ein wunderschön angelegter Weg aus silber- und goldglänzenden Schieferplatten führt hügelan. Auf der einen Seite als Wegbegrenzung ein Band aus weiß und rosa blühendem Oleander, gegenüber Kräuterbüsche jedweder Art, auch Lorbeer, Rosmarin und Thymian.



Im Geäst eines Johannisbrotbaums ist ein Spatz gelandet und hüpft aufgeregt zwischen den reifen Früchten herum. Zikaden geben mit Inbrunst ihr klassisches Konzert. Ein süßer, trockener Duft liegt in der Luft.
Nach einigen Minuten erreichen wir bei ziemlich heißen Mittagstemperaturen die Ruinen. Schautafeln verraten die Hintergrundgeschichte der archäologischen Stätte von Ghíroulas.
Hervorzuheben sind die Überreste des Dímitra-Tempels (530 v.Chr.) und eine kleine Kirche, dicht beieinander.



Einen fantastischen Rundumblick hat man von hier auf die fruchtbare Erde ringsum. Daher verwundert es nicht, dass man den Tempel zu Ehren dieser Göttin ausgerechnet hier errichtet hat. Wir vertiefen uns dieses Mal nicht in die Geschichte, dafür ist es schlicht zu heiß, umrunden lediglich die Gebäude, suchen zwischenzeitlich Schutz im Schatten des Tempels und lassen immer wieder den Blick über die weich gezeichnete Hügellandschaft schweifen.





Die Getreidefelder sind schon fast alle abgeerntet auf einer der wasserreichsten Inseln der ansonsten eher kargen Kykladen.


Als die Sonne immer heißer zu brennen scheint, gehen wir wieder den Weg bergab, bewundern die Anlage nochmals von weitem, steigen in unser Auto und drehen zunächst einmal die Klimaanlage voll auf, bevor wir wieder zurück zur Hauptstraße fahren.

Man sollte es in Zeiten, in denen fast jeder Erwachsene einen motorisierten Untersatz hat, nicht für möglich halten, aber immer noch werden auf den Inseln Esel als Transporttiere eingesetzt. Beide, der Esel und sein Halter, stehen für mich ein wenig als Symbol für einen wohltuenden, entspannten und langsamen Rhythmus.


Bald erreichen wir den Abzweig zur Haupttrasse in Richtung Apóllona, durchqueren Chalkío (Chalki) und gelangen nach Filóti.
Der Ort liegt inmitten der fruchtbaren Traghéa-Ebene, eingebettet in Oliven-, Obst- und prachtvolle Feigenbäume. Leider sind die Früchte noch nicht reif, sonst hätten wir für nichts garantieren können.


Wie man sieht, hat der Wasserreichtum den Menschen in dieser Region Wohlstand beschert; keinen protzigen Reichtum, sondern eine fröhliche Gelassenheit, mit der man die Früchte mitnehmen kann, die das Leben hier bietet. Der Tourismus dient dabei nur als Nebenerwerb; ansonsten hat hier jeder noch Feldwirtschaft, manche halten auch Nutztiere.


Auf der großen Platía von Filóti, unter den schattigen Platanen, kann man es aushalten! Mama’ s Keftédes, Tzatsiki und Xoriátiki auf Paximádhi – ein wunderbares Sommergericht am frühen Nachmittag, jede Menge Wasser und zum Nachtisch einen exzellenten Bohnenkaffee. Der Platz ist so gemütlich, hier könnte man den ganzen Tag vergehen lassen. Hin und wieder streicht sogar eine leichte Brise herüber.


Noch haben wir nicht genug gesehen und fahren nach einer ausgiebigen Rast weiter in Richtung Apóllona. Nicht weit hinter Filóti gibt es einen Abzweig zum Chímaros-Tower. Über eine enge, asphaltierte Straße schrauben wir uns einige hundert Meter (wie mir scheint) nach oben, entlang des Zeus-Berges, mit knapp über tausend Meter die höchste Erhebung der Kykladen. Einmal schon bin ich zu Fuß dort oben gewesen, aber das ist lange her. Doch ich erinnere mich noch gut an die Inselchen, die um Naxos herumliegen, in einem Kíklos (einem Kreis). Einige dieser Inseln sehen wir auch von hier aus. Immer höher führt der Weg, gewährt Ausblicke auf die Erhebungen ringsum und Einblicke in grüne Täler.



Alex als Fahrer hat allerdings nicht ganz so viel davon, sein Augenmerk liegt auf der Straßenführung und dem spärlichen Gegenverkehr.
Die Musik, die wir auf CD mitgebracht haben und uns jetzt begleitet, ist kleinasiatisch. Keine Nissiótika, doch unsere Lieder passen auch sehr gut zu unserer Stimmung. Auf einer Anhöhe, bei einer Kirche, Agios Trífon, halten wir, steigen aus.
Ich gehe ein wenig herum und fotografiere, und als ich mich umdrehe, sehe ich Alex beim Auto, höre, wie er laut ausruft „Dies ist die Agäis!“ und dann zur Musik tanzt.








Er hat Recht, dies ist die Ägäis mit ihrem unbeschreiblichen Licht und einer so fantastischen Aussicht gerade an dieser Stelle, dass man nicht anders kann als zu tanzen.


Noch eine Weile bleiben wir hier, bevor wir weiter in Richtung Chímaros-Tower fahren. Als wir unser Ziel erreichen, sind wir jedoch enttäuscht. Der Turm ist eingerüstet und das Auffälligste ist ein Schild, auf dem es heißt, dass man sich bei Gewitter fernhalten soll.


„Tolle Wurst“, meint Alex, und so kehren wir zügig um und fahren wieder zurück zur Hauptstraße, lesen unterwegs einen Mann auf, der mit einem großen Pott frischem Joghurt unterwegs nach Filóti ist. Der Joghurt sei aus Ziegenmilch, erzählt er. Über 200 Tiere habe er. Er würde sie kaum zu Gesicht bekommen, denn tagsüber seien sie in den Bergen, um von den leckersten Kräutern zu naschen. Nur am frühen Morgen kämen sie, pünktlich wie ein Uhrwerk, um Wasser zu trinken.
Nachdem wir den netten Mann in Filóti abgesetzt haben, fahren wieder zurück in Richtung Apírathos. Die Zeit ist schon so weit fortgeschritten, dass das Dorf (auf der Ostseite) bereits im Schatten liegt. Eine Ortsbesichtigung wollen wir uns daher für einen anderen Zeitpunkt aufsparen. Noch ein Stückchen weiter fahren wir, bis zum Windpark, doch wir erkennen, dass es an der Zeit ist umzukehren, wollen wir später nicht in der Dunkelheit herumgurken.


Plötzlich bekommen wir durch die offenen Fenster einen intensiven „Duftflash“. Hier muss es irgendwo Kräuter geben! Nahe Apírathos, auf einer größeren Freifläche, auf der etliche riesige Marmorblöcke herumliegen, halten wir an und geben uns den Gerüchen hin. Unglaublich, was die naxiotische Natur alles zu bieten hat!
Fruchtbare Täler, karge Bergspitzen und die umgebenden Inseln, die man immer wieder vor sich ausgebreitet sieht, eine wahre Bob-Ross-Landschaft. Das Licht ist jetzt so unglaublich mild, taucht die Bäume und Sträucher, Kugelbüsche und Disteln in liebliche Gelb- und Grüntöne. Welch' eine innere Ruhe die Natur demjenigen doch immer wieder beschert, der sich darauf einlässt!






Die tiefstehende Sonne scheint uns jetzt direkt in die Augen, als wir die Inselmitte überqueren und wieder auf die Westseite gelangen, wo sich die Abendsonne im Meer zwischen Naxos und Paros spiegelt. Unsere Begleitmusik ist jetzt Mediterranean Sundance, während wir, mein Liotrópi und ich, ziemlich abgehoben in den Sonnenuntergang hineinfahren.














Ausflug nach Chalkío und Moutsoúna



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