Ioánnina -
Streifzug durch das Kastroviertel


„Heidi, Heeeeiiiiiidi …“, so schallt es uns am Morgen aus dem Außenlautsprecher eines Autos entgegen, das langsam durch die Straßen rollend Werbung für die Aufführung des gleichnamigen Kindertheater-Stückes macht. Ein „hippes“ Frühstück nehmen wir in einem der Cafés an der Averof-Straße ein, im „Hippo-Style“. Während wir an einem der wenigen Tischchen einen heißen Toast mampfen und uns den Kaffee munden lassen, fließt neben uns der Alltagsverkehr über die breite Straße. Direkt gegenüber befindet sich der Eingang zum großen Kastro-Bereich, den wir uns später ansehen möchten.
Etwas weiter oberhalb, auch auf der anderen Straßenseite, ein modernes Take-Away, früher ein kleines Restaurant, vor dem ich mir einmal einen wirklich öltriefenden Bauernsalat schmecken ließ, als es in den Touristenorten schon vielen Gastwirten klar war, dass ihre Kunden das viele Öl nicht mögen. Aber hier, in Ioánnina, blieben nicht so viele ausländische Touristen hängen. Man verbrachte vielleicht eine Nacht auf der Durchreise von Igoumenítsa zu den berühmten griechischen Denkmälern wie den Metéroa-Klöstern, der Akrópolis in Athen oder dem Ausgrabungsgelände von Delphi. Mich aber verzauberte Ioánnina dirket von Beginn an.
Während mir diese Erinnerungen durch den Kopf gehen, nähert sich eine in Schwarz gekleidete, sehr alte Frau mit kleinen, zarten Schritten unserem Tisch und bietet uns Sträuße von getrocknetem Bergtee an. Die Kräuter seien aus den Bergen, oben aus dem Epirus, wo sie auch herkomme. Sie verkaufe den Tee, damit sie sich etwas zum Essen besorgen könne. Zwei Euro hätte sie gerne für beide Sträuße zusammen. Ihre wässrigen Augen bitten flehentlich. Alex nimmt ihre kleine, runzelige Hand in die seine, drückt ihr zwei Euro und noch ein paar Silberlinge mehr hinein, faltet ihre Hand zusammen und sagt: „Nimm das, Großmutter, das ist für dich, und lass’ es dir gut gehen!“ Die Neunzigjährige freut sich überschwänglich, ihre blassblauen Augen leuchten. Sie wünscht vielfach alles Gute für uns, unsere Kinder und unser gesamtes Leben, bevor sie, auf den Stock gestützt, langsam davon wackelt.

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Wenn man den Kastrobereich besucht, begibt man sich zurück in die Geschichte. Gegründet wurde die Stadt sehr wahrscheinlich im 6. Jahrhundert durch Kaiser Justinian I. Kleine, eingeschossige Häuschen, aber auch größere Herrenhäuser erzählen von der wechselhaften und multikulturellen Geschichte, von der Zeit, als wohlhabende Bürger in der Folge des 4. Kreuzzuges im 13. Jahrhundert aus Konstantinopel flohen und sich hier niederließen, von den knapp sechzig Jahren, in denen die Stadt Hauptstadt des Despotats Epirus war (1358 – 1416).
1430 übernahmen die Osmanen die Herrschaft, die knapp 500 Jahre währen sollte. Von einem der Gouverneure spricht man bis heute: von Ali Pascha, dem „Löwen von Ioánnina“, der hier von 1789 bis 1822 in einem Palast residierte. Unter seiner Regentschaft erlebte die Bevölkerung einerseits ein grausames Regime, und die Stadt andererseits eine große wirtschaftliche Blüte, die unter anderem den schon damals wohlbekannten Erzeugnissen der Silberschmiedekunst zu verdanken war.


Bis 1868 war Ioánnina osmanisches Verwaltungszentrum; 1869 fielen etwa eintausendsechshundert Gebäude einem Großbrand zum Opfer. 1913 erfolgte nach dem Ende der osmanischen Herrschaft der Anschluss an Griechenland. Nur wenige Jahre später, 1922, traf der staatlich verbriefte und organisierte „Bevölkerungsaustausch“ auch viele türkischstämmige Einwohner Ioánninas, die die Stadt nach Osten, in die Türkei, verlassen mussten und im Gegenzug Platz machten für Flüchtlinge aus Kleinasien.
Mit seinen vielen Grünflächen, seiner einzigartigen Lage auf 500 Metern Höhe an einem See, von hohen Bergen umringt, ist Ioánnina heute eine attraktive und gemütliche Studentenstadt, Hauptstadt und Zentrum der Präfektur Epirus, wo das Leben durch die vielen jungen Einwohner pulsiert; eine Stadt am Rande Griechenlands, wo es in den riesigen Waldgebieten noch große Wildtiere gibt. Eine Stadt, deren Charme man irgendwann unwiderruflich erliegt, auch weil Ioánnina neben seinem modernen Leben immer noch von vergangenen Jahrhunderten erzählt.
Um ein wenig von dieser Geschichte zu erfahren. streben wir - als die Sonne schon hoch vom Himmel brennt - dem an der Averof-Straße gelegenen Durchlass in der hohen Stadtmauer zu und betreten das Kastroviertel, das auf einer exponierten Landzunge liegt, die rechteckig in den See hineinragt. Anziehungspunkte sind die Innere Zitadelle an einer der Ecken dieses Vierecks und das Gelände um die Aslan-Pascha-Moschee an der anderen, seeseitigen Ecke. Die Gebäude innerhalb des Burgviertels sind gut erhalten und bewohnt, und es macht Spaß, durch die Straßenzüge und Gässchen zu schlendern und die Architektur zu bewundern, sich vorzustellen, wie das Leben früher hier war.



Die innere Zitadelle - Its Kale

Durch ein imposantes, steinernes Tor, innerhalb des Burgviertels, gelangen wir zur Inneren Zitadelle, (mit der türkischen Bezeichnung Its Kale), der ehemaligen Palastanlage Ali Paschas. Sie ist fast völlig zerstört, ein weites Geländes mit Mauerresten.
Erhalten blieben nur wenige Gebäude, darunter ein größeres, das das Byzantinische Museum beherbergt, das erst 1958 an der Stelle eines Militärkrankenhauses errichtet wurde, wo vorher Ali Paschas Serail stand, sowie die ehemalige Fetiye-Moschee (Sieges-Moschee), im Jahr 1611 erbaut und 1795 von Ali Pascha erneuert, mit einer kunstvoll in zarten Pastelltönen bemalten Gebetsnische.
Anlass für die Errichtung der Moschee war eine misslungene Revolte gegen die osmanische Herrschaft, angeführt von Dionysos, dem Philosophen, in deren Konsequenz die griechischen Bewohner aus dem Kastrobezirk, vor die Stadtmauern, verbannt wurden.
Außerhalb der Moschee befindet sich das schmucklose Grab Ali Paschas, wo sein kopfloser Leib beigesetzt wurde. Einzig die an einen riesigen schmiedeeisernen Vogelkäfig erinnernde Umgrenzung hebt sein Grab aus der Umgebung hervor, ein vormals äußerst mächtiger Despot, heute im Boden verscharrt.


Ali Pascha soll eine grausame und tyrannische Persönlichkeit gewesen sein. Eine der vielen Geschichten, die diesen Ruf nähren, rankt sich um Kirá-Frossíni (Efrossíni), die Geliebte seines Sohnes, die er im See ertränken ließ. Auch ein griechischer Spielfilm aus dem Jahr 1959 (mit Iríni Páppa!) widmet dich dem Thema.
Der Gouverneur beherrschte jedoch nicht nur Ioánnina, sondern auch große Teile des heutigen Albaniens und Griechenlands. Seine Machtfülle konnte er viele Jahre unabhängig vom osmanischen Zentrum in Konstantinopel ausleben, doch 1820 wurde er aufgrund seiner Eigenmächtigkeit geächtet und 1822 auf der Insel im Pamvotída-See von Abgesandten aus Konstantinopel ermordet und enthauptet.


die bewaldete Insel im See vor beeindruckender Bergkulisse

Diese grausigen Geschichten lassen wir bei einem eisgekühlten Saft im Museums-Café Revue passieren, bevor wir uns zum anderen Teil des Burgviertels aufmachen, dem Gelände der Aslan-Pascha-Moschee, die an der anderen Ecke des Kastro-Rechtecks liegt, das in den See hineinragt. Durch das imposante Eingangstor verlassen wir wieder das Gelände des Its Kale.


Etwa in der Mitte der Strecke zur Aslan-Pascha-Moschee passieren wir ein weiteres Tor in der Kastromauer, ein imposantes Bollwerk, das zur Seeseite hin den äußeren Kastrobereich schützen sollte.


Ein paar Gassen weiter sitzt ein älterer Mann im Hof eines Eckhäuschens, das zwischen den renovierten, mehrgeschossigen Residenzen der Nachbarschaft recht unscheinbar wirkt. 84 Jahre alt sei er (die hätten wir ihm nicht gegeben). Das Haus sei sein Elternhaus, hier habe er auch seine Werkstatt, alles sei übersichtlich (weil klein). Mit seiner Familie wohne er aber woanders. Bei OTE habe er gearbeitet und so auch ein paar Worte Deutsch gelernt. Zum Beweis spricht er mich mit „Sehr geehrte“ an und fragt „Wie geht es Ihnen?“ Lachend fügt er noch an, er sei nicht in Rente, nein, er sei in Subvention (Epidhótissi)!


Städtisches Museum - Aslan-Pascha-Moschee

Das Gelände um die Aslan-Pascha-Moschee betritt man über einen leicht ansteigegenden, gepflasterten Weg, der durch ein weiteres Tor führt.


Schräg gegenüber dieses Eingangs, an erhöhter Stelle, steht die imposante Aslan-Pascha-Moschee, die 1618 von Aslan Pascha erbaut wurde und seit 1933 das Dhimotikó Moussío (Städtisches Museum) beheimatet.


Rechterhand befindet sich die Ruine einer alten Kirche. In einem umzäunten Käfig daneben wurden schwere Kanonenkugeln aus früherer Zeit deponiert.


Von der Plattform am Eingang gewähren Lücken in der üppigen Vegetation weite Blicke in alle Richtungen auf den See und die Insel.



Auf der Rückseite des Gebäudes befindet sich ein Friedhof aus osmanischer Zeit, mit alten Gräbern und dem Aslan-Pascha-Mausoleum. [Wohlgemerkt: Aslan Pascha oder Aslan Aga, der einhundert Jahre vor Ali Pascha lebte, wenn man auch Ali Pascha den Beinamen Aslan (Löwe) verlieh.]



Wieder zurück am Museumseingang lassen wir den Blick über ein langgezogenes, zumindest äußerlich gut erhaltenes Gebäude schweifen, das in osmanischer Zeit eine Medrese (Koranschule) beheimatete.


Der Eintritt in das Museum kostet zwei Euro. Beeindruckend ist die Wirkung der Farbgebung der Innenraumes: So sollen die Wände und der Rahmen um den Eingang zum Inneren der Moschee einst tatsächlich bemalt gewesen sein.




Mihrab (halbrunde, nach Mekka ausgerichtete Gebetsnische) und Minbar (Kanzel) im ehemaligen Gebetsraum der Moschee


Muqarnas (Stalaktitengewölbe) am oberen Abschluss der Gebetsnische

Im Vor- und Hauptraum gibt es viele Ausstellungsstücke zu bewundern, Geschenke wohlhabender Einwohner Ioánninas, die die drei großen Gesellschaftsbereiche von einst symbolisieren: die griechische (christliche), die osmanische (moslemische) und die griechische (jüdische) Gemeinde.
Die meisten der Exponate der osmanischen Abteilung befinden sich im ehemaligen Gebetsraum, unter anderem Schmuckkästen und Truhen aus der Zeit Ali Paschas, Orientteppiche, kunstvoll verzierte Korane und eine Sitzgruppe aus Walnussholz mit wertvollen Perlmuttintarsien.



Zu den Exponaten der griechisch-christlichen Gemeinde gehören Gewänder verschiedener Bevölkerungsgruppen (wie den Sarakatsáni, Soulióten und Frauen aus Zagóri), Stoffe mit wertvollen Stickereien aus der Gegend von Bursa, aus Syrien und Persien aus dem 16. bis 18. Jahrhundert und Waffen.



Eines der wichtigsten Kulturgüter über die Jahrhunderte hinweg, bis heute, ist die Kunst der Silberverarbeitung, für die Ioánnina weit über die Grenzen hinweg bekannt war.
Die Silberschmiede Ioánninas wurden immer „Goldschmiede“ genannt, obwohl sie nie mit Gold, sondern ausschließlich mit Silber arbeiteten. Der Werkstoff kam in osmanischer Zeit vor allem aus England, später aus Lavrio/Attika. Heute wird er wieder aus dem Ausland importiert.
Die Schmiede bedienten sich verschiedener Techniken der Silberverarbeitung, wie das Gravieren, Filigranarbeiten, das Emaillieren, Niello oder die Bearbeitung mit kleinen Hämmerchen.




Auch aus Porzellan-, Keramik- und Glassammlungen wurden dem Museum Gegenstände zur Verfügung gestellt.



Wertvolle religiöse Ausstattungsgegenstände stammen aus der jüdischen Geschichte der Stadt. Zu den Schätzen gehören unter anderem prächtige, goldbestickte Altartücher.
Ein besonderes Ausstellungsstück ist ein silberner Zylinder, in dem sich eine handgeschriebene Schriftenrolle befindet, die Esther-Rolle (Megillah), benannt nach der biblischen Geschichte der Esther. Nach einem Brauch der Juden Ioánninas wurde die Rolle vom Vater der erstgeborenen Tochter bei deren Hochzeit jeweils an ihren Ehemann weitergereicht. Die Esther-Geschichte wird ansonsten auch bei den Feierlichkeiten des Purim-Festes verlesen.


Während die Zylinder in Ioánnina meist aus kunstvoll gestaltetem Silber bestanden, ist der hier ausgestellte vergoldet und wurde im Jahr 2010 von Prof. Israel David Bechorópoulos, dem städtischen Museum gestiftet.
Neben seiner Schwester (Erstgeborene der Familie) ist er (der Elftgeborene) der einzige Überlebende seiner Großfamilie, die im Jahr 1944 in den Krematorien von Auschwitz ausgelöscht wurde. Dem Holocaust entkam er nur dadurch, dass er seine Familie schon im November 1942 verließ und sich in den Vororten Athens versteckte. Nach dem Krieg kam er nach Ioánnina zurück, beschloss jedoch, seine Schwester Stamoúla zu treffen, die mit ihrer Familie seit 1936 in Palästina lebte, und die den Zylinder traditionsgemäß zu ihrer Heirat im Jahr 1926 erhalten hatte. Sie bewahrte ihn 45 Jahre lang auf.
Im Jahr 1971 fand ein Wettbewerb zum Thema „Heilige Schriften“ für Jugendliche statt, an dem auch sein Sohn teilnahm und den er gewann. Zu diesem Anlass schenkte Stamoúla den Esther-Zylinder mit der Schriftenrolle ihrem Neffen, der ihn auch wiederum 39 Jahre aufbewahrte.
Nach 84 Jahren wurde die wertvolle Rolle in ihrem Zylinder dann zurück nach Ioánnina gebracht und dem städtischen Museum geschenkt, im Andenken an den Großvater, Israel David.


Der 25. März 1944 stellt für Ioánnina einen bedeutenden Einschnitt dar. Es ist der Tag der Deportation der jüdischen Einwohner der Stadt, deren Vorfahren mindestens seit 1319 (erste schriftliche Erwähnung – laut Ausführung des Museums) in Ioánnina ansässig waren (Romanioten, im Vergleich zu Sepharden, die erst ab 1492, als sie von der iberischen Halbinsel vertrieben wurden, nach Griechenland kamen und sich vor allem in Thessaloniki ansiedelten).
Knapp zweitausend Menschen, fast alle jüdischen Einwohner Ioánninas, wurden in den Morgenstunden dieses Tages, innerhalb weniger Stunden auf verschiedenen Plätzen gesammelt, auf LKWs verladen und zunächst nach Lárissa, in ein Sammellager, gebracht.
Über diesen Tag gibt es traurige Bilddokumente im Bundesarchiv (falls sich eine Suchmaske öffnet, bitte "Ioannina 1944-1944" eingeben), wahrscheinlich die letzten Fotos, die von diesen Menschen gemacht wurden, denn nur wenige Tage später wurden sie mit einem Zugtransport nach Auschwitz gebracht. Die meisten wurden direkt nach ihrer Ankunft, am 11. April 1944, in den Gaskammern ermordet. Fotos über einen Moment, der ihren Tod besiegelte.
In dem Zeitzeugenbericht (engl.) einer ehemaligen Einwohnerin Ioánninas, Frau Rosa Isaacs, kann man die entsetzliche Geschichte der Deportation, der Ankunft und ihres Überlebens in Auschwitz nachlesen.
Zum 50. Jahresgedenken der Deportation wurde 1994 ein Denkmal in der Innenstadt von Ioánnina, in der Nähe des Seeufers, eingeweiht. Einst hatte die Stadt mehrere tausend jüdischer Einwohner, heute noch nicht einmal mehr 50.
Auch Pávlos Vréllis widmet sich in seinem Wachs-Geschichts-Museum (etwa 10 Kilometer südlich der Stadt, an der E5) dem ungeheuerlichen Thema Konzentrationslager in einem seiner Werke.

Nach dem Besuch der ehemaligen Aslan-Pascha-Moschee schlendern wir wieder aus dem Gelände heraus in die Straßenzüge direkt an der Kastromauer (Justinian-Straße), durch das ehemalige jüdische Stadtviertel, wie wir den hebräischen Schriftzügen an einigen Häusern entnehmen.


Auch der Eingang zur alten jüdischen Synagoge liegt hier. Die Namen der in Auschwitz getöteten Mitglieder der jüdischen Gemeinde Ioánninas sind im Innenraum auf Steinplatten entlang der Wände dokumentiert.


Auch andere Hauseingänge ziehen unsere Blicke an: So wohnte man damals, so wohnt man auch heute. Die alten Häuser sind renoviert, vermitteln jedoch den anziehenden Charme der Wohnkultur vergangener Jahrhunderte.


Unsere Lieblingsbeschäftigung, nämlich die Besichtigung alter Steine in praller Mittagshitze, findet nach dem Besuch des Kastros eine Zäsur. Bevor wir zu einer Siesta ins Hotel zurückkehren, stärken wir uns im Schatten einer Taverne, gleich auf der Außenseite der Kastromauer.
Ein Losverkäufer aus einem der Dörfer der Umgebung hat uns als potentielle Kunden ausgemacht. Nun gehört das Loseverkaufen auf der Straße nicht unbedingt zu den einträglichen Geschäften und wird von Menschen betrieben, die sonst eher weniger Chancen auf ein Einkommen haben. Hätte dieser Mann auch nur über einen Funken Menschenkenntnis verfügt, hätte er erkannt, dass Alex im Begriff war, ihm für 10 Euro Lose abzukaufen, ein ganz gutes Geschäft. Stattdessen verwickelt er uns in ein Frage-Antwort-Spiel: Woher kommt ihr? – Aus Deutschland, und Sie? – Aus ..., ein Dorf hier in der Nähe, aus dem auch der berühmte Reeder... kommt. Aus Deutschland kommt ihr? Und dann: „Merkel nix gut!“
An dieser Stelle überkommt Alex ein bisschen die Wut. „Fíghe“ (Geh’ weg!), sagt er bestimmt, doch der erstaunte Mann bleibt an Ort und Stelle. „Fíghe“ sagt Alex noch einmal mit Nachdruck, und liefert auch gleich die Erklärung: „Wie kommen Sie darauf, auf Frau Merkel zu schimpfen? Wieso fragen Sie sich nicht, was in Ihrem Dorf falsch ist, wenn dort doch der berühmte Reeder ... herkommt, und Sie selbst gezwungen sind, Lose zu verkaufen? Was hat Frau Merkel damit zu tun?“ Wir kaufen keine Lose, und dabei bleibt es.

Ioánnina - Ausflug zur Insel im See


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