Teatro alla Scala und Museum


Eigentlich wäre für noch mehr künstlerischen Input nach dem ausgiebigen Besuch des Brera-Museums jetzt gar kein Platz mehr. Allein, es ist unser vorletzter Tag, und morgen haben wir etwas gänzlich anderes vor. Wenn wir also tatsächlich einen Blick in die Scala werfen möchten, ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt.
Vom Stadtteil Brera bis zur Piazza della Scala ist es ein schöner Spaziergang durch die Straßen Mailands, genial, um weitere Eindrücke vom Alltagsleben zu sammeln. Mittlerweile kennen wir uns in der Innenstadt schon recht gut aus, man kann sich kaum verlaufen.

An der Scala angekommen sehen wir schon von weitem eine lange Schlange vor dem Kassenhäuschen, in die wir uns einreihen. Während neben uns Besucher ohne Anzustehen vorbeihuschen, stehen wir uns eine halbe Stunde lang die Beine in den Bauch. Kann man mal machen.
Am liebsten hätten wir eine der Führungen durch das Opernhaus in Anspruch genommen, doch auch diese waren schon lange vor unserem Besuch ausverkauft. Deshalb hatten wir uns darauf versteift, zumindest einmal aus einer Loge heraus die Luft des weltberühmten Opernhauses zu schnuppern. Diese Möglichkeit ist in den Besuch des Scala-Museums (direkt neben dem Opernhaus) integriert (normales Erwachsenenticket 9,00 EUR – Stand 2019). Vom Eingang geht es eine Treppe hinauf, die von Plakaten aus längst vergangenen Zeiten gesäumt ist, die an die Geschichte des Hauses mit glanzvollen Vorstellungen um den Beginn des 20. Jahrhunderts erinnern.




Gegründet wurde die Oper von der Erzherzogin Maria Theresia von Österreich, um das bei einem Feuer zerstörte Teatro Regio Ducale zu ersetzen. Mit dem Bau wurde der neoklassizistische Architekt Giuseppe Piermarini beauftragt, die Kosten brachten die Logenbesitzer dieses früheren Theaters auf. Eingeweiht wurde das Haus am 3. August 1778 mit der eigens zu diesem Zweck geschriebenen Oper L’Europa riconosciuta (Die wiedererkannte Europa) von Antonio Salieri.
In der ersten Etage werden wir automatisch zu einer der geöffneten Logen geleitet. Vor uns auch hier etliche Besucher, und so stehen wir wieder einmal an, doch nicht so lange, denn bald öffnet man noch weitere Türen, sodass man sich beim Fotografieren nicht unbedingt auf den Füßen steht.
Vielleicht ist es die Geschichte des Hauses, oder seine Größe – es passen immerhin mehr als 2000 Zuschauer hinein, eventuell ist es auch einfach nur das Wissen um den Stellenwert der Scala in der Welt, dass hier die berühmtesten Komponisten, wie Donizetti, Puccini und Verdi ihre Werke uraufgeführt und weltbekannte Opernsolisten ihrer Zeit das Verlangen vieler Opernfans angestachelt haben, zumindest einmal bei einer ihrer Darbietungen dabei gewesen zu sein. Auf jeden Fall empfängt uns ein altehrwürdiges Flair, als wir den Blick durch den Raum mit den rot-plüschig ausgestalteten Logen schweifen lassen. Wie gut man sich vorstellen kann, wie Enrico Caruso oder Maria Callas dort auf der Bühne das Publikum verzauberten, wie tosend der Applaus nach einer gelungenen Aufführung war.






Arbeiten am Bühnenbild einer neuen Aufführung

Von Pavarotti ist überliefert, dass die Logenbesitzer allerdings auch ganz anders können, wenn ihnen etwas nicht gefällt oder fehlerhaft ist: „Die Loggionisti, die für die Oper leben, hatten Recht, mich auszubuhen. Sie hatten gutes Geld dafür gezahlt, mich singen zu hören und protestierten zu Recht, als Gegenleistung keine gute Aufführung erhalten zu haben. Wenn ich möchte, dass man mir applaudiert, wenn ich gut singe, dann muss ich genauso das Gegenteil erwarten.“ (aus dem Begleitheft zur CD „Pavarotti alla Scala“)
Richtig gerührt sind wir, als wir die Loge nach einigen Minuten wieder verlassen. Jetzt hätten wir Lust, uns eine Aufführung anzuschauen. Zurzeit werden Giselle (Ballett) und L'Elesir d'amore (Oper) gegeben. Allein, uns fehlt die Zeit, und so begnügen wir uns am Ende mit dem Besuch des Scala-Museums.
In mehreren Räumen werden Spenden von Opernliebhabern aus aller Welt ausgestellt, Büsten, Gemälde von Komponisten, Opernsängern und -diven, Musikinstrumente, Kostüme und Requisiten des Hauses selbst.








Gioachino Rossini (1792-1868)


Gaetano Donizetti (1797-1848)


Isabella Angela Colbran (1785-1845)

Giuditta Pasta (1797-1865)


Maria Callas (1923-1977)


Renata Tebaldi (1922-2004)


Das wertvollste Ausstellungsstück des Museums könnte das Klavier von Giuseppe Verdi (1813-1901) sein.

Für Giuseppe Verdi Antonio Barezzi 1832
(Mäzen, Förderer und späterer Schwiegervater Verdis)


Auf diesem Pianoforte soll Franz Liszt in der Scala gespielt haben. Mit Hilfe von Spenden wurde es restauriert.


Dieses Exemplar möchte nicht von ungeübter Hand berührt werden: Indocta Manus noli me tangere
(Inschrift über den Tasten)

Von einem finden wir allerdings überhaupt nichts. Pavarotti sei einfach zu jung, meint die Verkäuferin im Museums-Shop später lachend, als sie uns eine CD einpackt.

Draußen, auf einer der Holzbänke vor dem Eingang, lassen wir den Tag unter einem mittlerweile wolkenverhangenen Himmel noch ein wenig nachhallen. Schön war es, und anstrengend heute, aber um nichts in der Welt hätten wir die beiden Museumsbesuche verpassen wollen.

Schließlich bummeln wir ein letztes Mal durch die Galerie Vittorio Emanuele II, wo wir wieder enorm viel Geld sparen, weil wir weder bei Prada noch Gucchi, Vitton, Armani oder anderen etwas erstehen.
Egal, wie sonnig, neblig oder regnerisch man die Piazza vor dem Dom betritt, man wird überwältigt von seiner Silhouette.


Ein letztes Mal genießen wir diese Atmosphäre, lauschen der Gitarren-Rockmusik von zwei Straßenmusikern, gehen hoch zu den Pforten des schon geschlossenen Doms, lassen den Blick über den Platz mit dem Denkmal und den vielen Menschen und Tauben noch einmal schweifen und wissen, dass dies unseren Abschied von Mailand nun so langsam eingeleitet hat.

Ausflug zum Comer See





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