Methóni



Nach der gestrigen Kurzbesichtigung der Burganlage von Methóni freuen wir uns heute auf die lange Version. Das Wetter ist weiterhin gut, Sonne, warme Temperaturen, manchmal ein paar Wolken, aber kein Regen. Ideal für eine Bildungstour. Die wenigen Kilometer von Ghiálova nach Methóni sind schnell zurückgelegt.


Die alte Stadtanlage von Methóni erreicht Dimensionen, die das Herz eines jeden Mittelalter- und Burgenfans höher schlagen lassen. Auch ihre Lage auf einer Landzunge, die weit ins Meer hineinragt, macht einen besonderen Reiz aus.
Schon in der Antike namentlich erwähnt, wurde der Ort im Wesentlichen von zwei Besatzermächten während je zweier Herrschaftsperioden befestigt und ausgebaut: Von den Venezianern ab dem 12. Jahrhundert und von ca. 1680 bis 1715 (Rückeroberung durch Francesco Morosini) und den Osmanen ab dem Jahr 1500 (Eroberung durch Beyazıd II) und nach 1715 nochmals für etwas mehr als einhundert Jahre. Die Befreiung Methonis 1828 schreibt man dem französischen General Maison während der sogenannten Morea-Militäroperation zu (Morea war zu der Zeit der Name des Peloponnes).

Wir nähern uns dem Gelände zunächst einmal von außen und schlendern zum nördlichen Ende, wo man einen großartigen Eindruck über die gewaltigen Mauern erhält, die die Befestigungsanlage vor den Meeresgewalten schützen. Einer dieser Wälle ist die sogenannte Bembo-Wand, benannt nach einer der ältestens Familien Venedigs.


Auch die Fortsetzung des Küstenabschnittes nach Nordwesten ist rauh und abweisend.

Schießscharten befinden sich überall in den dicken Wänden.

Wir gehen wieder zurück zum Haupteingang und betreten die Burganlage über die imposante Steinbrücke mit den 14 Bögen, die von den begleitenden Wissenschaftlern der Morea-Operation 1828 errichtet wurde und die ehemals hölzerne Brücke ersetzte.



Nach links geht es zum großen Platz, dem ehemaligen Zentrum, doch wir wenden uns zuerst nach rechts und streifen über Treppen und durch schmale Durchlässe durch den Außenbereich der Burganlage, wo man immer wieder den freien Blick auf das Meer hat.







Noch eine Treppe, und wir erreichen den inneren Teil der Anlage. Vom nördlichen Ende der Stadtmauer, kann man die Weitläufigkeit des Geländes gut überblicken. Beim Spaziergang über die Mauer zieht es kräftig von See her.





Auch von hier oben erkennt man mit einem nochmaligen Blick entlang der Nordwestküste, wie gut geschützt die Burg durch die natürlichen Gegebenheiten und ihre imposanten Mauerwälle war.


Von den Türmen sind nur noch Reste erhalten, ebenso von den einstigen Gebäuden. Gut auszumachen sind die Kuppeldächer der ehemaligen türkischen Badehäuser.





Eine kleine Kirche wurde wieder aufgebaut auf Trümmern und aus bereits verwendetem Baumaterial (insbesondere die beiden Säulen am Eingang), die Metamorphosis Sotiras.



Mehr als 2 Stunden lang durchsteifen wir kreuz und quer die alte Stadt, können uns gut vorstellen, dass diese dicht bebaut war mit Unterkünften, evtl. auch für die vielen Pilger, die auf dem Weg ins Heilige Land hier Station machten.

Schließlich erreichen wir das wiedererrichtete Seetor, das den Blick auf ein weiteres, speziell befestigtes, achteckiges Gebäude freigibt: das sogenannte Bourtzi, ehemals ein Leuchtturm, errichtet unter Süleyman, dem Prächtigen, im 16. Jahrhundert.
Der Felsen, auf dem das markante Gebäude erbaut wurde, nannte man seit der Antike (Erwähnung bei Pausanias) schon „Mothon-Fels". Er schützte als Wellenbrecher den damaligen Hafen. Von seinem Namen abgeleitet wurde die heutige Bezeichnung „Methoni“.




Seinen traurigen Höhepunkt als Gefängnis, Folterkammer und Hinrichtungsstätte erlebte es unter der zwar kurzen, aber grausamen Herrschaft von Ibrahim, (Pascha und Vizekönig von Ägypten und Adoptivsohn des aus Kavála stammenden Muhammad Ali Pascha).
Das Seetor selbst sowie der gepflasterte Weg zum Boúrtzi sind erneuert worden.


Eine steile Treppe führt hinauf zum Umlauf um das Gebäude herum.


Einerseits der Blick auf das tiefblaue Meer, in entgegengesetzter Richtung das Seetor mit den Ruinen der königlichen Terrasse, darunter die alte Hafenanlage.


Asprades nannte man die Wellbrecherlinie vertikal zur Burgmauer, die den mittelalterlichen Hafen schützte. Parallel zur Festungsmauer, zwischen Asprades und Bourtzi, verlief früher ein Pier, das einen kleineren Hafen befestigte. Der große Hafen von Mandraki schloss sich nordöstlich an, dort wo sich heute die Badebucht befindet. Die Bucht selbst bot guten Schutz bei stürmischer See. Die Meereslinie verlief früher etwas anders, und den Sandstrand gab es in dieser Form noch nicht. Hier lagen die größeren Schiffe, die in andere Länder fuhren, Fracht aufnahmen oder löschten, Sklaven brachten und in andere Teile der Welt verschifften. Methóni war auch schon unter der ersten venezianischen Regentschaft bekannt für seine Schiffsbaukunst.


Blick vom Burginnenhof auf das alte Hafenareal

Auf dem Weg zurück überqueren wir wieder den großen Platz, das ehemalige Zentrum. An einer Seite steht das innere Eingangstor, an dessen rechter Seite sich der Gebäudeteil befand, in dem Ibrahim Pascha und später General Maison residierten.
Es markierte das Ende der früheren Handelsstraße, die sich über die gesamte Länge des Innenraumes der Anlage zog.


Nach unserer Erkundungstour lechzen wir nach einer abkühlenden Erfrischung im Meer. Die Badebucht direkt neben dem Fort eignet sich dazu hervorragend. Wir planschen im seichten Wasser und lassen uns hinterher auf den Handtüchern unter den spärlichen Bäumchen am Strand trocknen.
Von hier aus kann man gut die Größe des alten Hafens erahnen, in dessen Mitte wir praktisch sitzen. Rechts vor uns, unterhalb der Fortmauer, dümpeln heute nur noch ein paar kleine Boote vor sich hin.


Nur wenige Badegäste genießen die spätsommerlichen Sonnenstrahlen. Ein paar Kinder toben herum, ein Teenie mit Sonnenbrille kommt sehr cool daher. Ansonsten gibt es nichts Aufregendes, sondern nur Entspannendes.


Später bekommen wir Appetit auf eine kulinarische Kleinigkeit. In der benachbarten, direkt am Wasser gelegenen Strandtaverne lassen wir den Rest des Nachmittags dahinplätschern. Nur knöcheltief schwappt das Wasser an die Betonterrasse, eine blau gestrichene Holzkonstruktion stützt das schattenspendende Schilfdach. Die Farben des Meeres lassen uns in Träumerei verfallen. Einfach paradiesisch!



Eine arabische Familie hat ein paar Tische weiter Platz genommen. Ihre Kinder sind angezogen ins Wasser gegangen und veranstalten eine wilde Wasserschlacht, um sich gegenseitig die Kleider nasszuspritzen, was letztendlich auch gelingt. Zwei Herren beobachten die Tavernenszene vom Wasser aus, schreiten von links nach rechts durch das flache Wasser.
Schwärme kleiner Fische schnappen nach den Brotbröckchen, das einzige, was von unserem lukullischen Mahl (Tirokafterí, Choriatikí und Eliés) übrig geblieben ist. Gierig schnappen sie nach dem Futter und wirbeln Wasser auf, eine regelrechte Fressorgie.
So auch verständlich, dass sie an anderen Badestellen meine weißen Füße und Knöchel manchmal mit Weißbrot verwechselt und herzhaft hineingebissen haben. Gut, dass sie nicht größer sind!


Wenn wir auch mittlerweile sehr entspannt sind, machen wir uns am späten Nachmittag doch noch auf die Suche nach ein paar Hintergrundinfos zu dieser faszinierenden Burganlage und versuchen es zunächst im Dorf Methóni selbst, einem gemütlichen Örtchen, dessen ein- bis zweistöckigen Häuser auf der Durchgangsstraße nach und nach wieder hergerichtet werden.





An einer Straßengabelung steht das Denkmal für den Ortsheiligen und Märtyrer, Bischof Gregóris Papatheodórus, der nach der Schlacht von Sfaktiría ein halbes Jahr lang Gefangener von Ibrahim Pascha im Bourtzi war und am 22.10.1825 starb.
Rechterhand zweigt eine schmale Fußgängerstraße ab. Jetzt, am frühen Abend, trudeln die Männer auf ein Palaverstündchen vor den Kafenía ein. Nach der Nachmittagssiesta öffnen Geschäftetreibende ihre Lädchen gerade wieder. Alles geht seinen Gang.


Kaum zu glauben, dass im 2. Weltkrieg Menschen hier verhungert sind, weil die deutsche Kommandantur die italienischen Soldaten nicht ausreichend verpflegte und diese infolgedessen die ansässige griechische Bevölkerung ausplünderten.
Um zu überleben aß man Grünzeugs, das man in der Natur fand, Brennnesseln, Löwenzahn, Nüsse. Man stellte Kaninchenfallen auf und fischte schwarz; einmal fing man einen Fuchs, den es zu Ostern als Stifado gab (aus Zwölf Erzählungen aus Methóni von Konstantínos Kostópoulos, 2011, griechisch).

Leider haben wir im Ort selbst kein Buch zur Burg von Methóni gefunden. Doch in Pílos werden wir noch fündig. Ganz hinten im Schrank kramt die Besitzerin eines Ladens an der Platía ein englischsprachiges Buch eines örtlichen Autors hervor. Er betone, so sagt sie mehrmals, kein Schriftsteller zu sein. Doch das Werk aus dem Jahr 2002 über Chóra, Pílos und Methóni von John A. Biris besticht durch seine vielfältigen Informationen und Fotos.

Ausflug nach Mistrás