Anreise


Saarbrücken ist, was die Verkehrsanbindung angeht, ziemlich weit ab vom Schuss. Braucht man einen Flughafen, der unsere Wunschdestinationen einigermaßen preiswert bedient, muss man eine zwei- bis dreistündige Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln einplanen. Benötigt man einen schnellen Zug in irgendeine andere Ecke Deutschlands, ist dies immer mit Umsteigen und Wartezeiten verbunden. Doch einen Vorteil hat die Lage im Südwesten Deutschlands: In deutsch-französischer Kooperation verkehren TGV und ICE von Saarbrücken nach Paris und umgekehrt bei bis zu dreihundertfünfzig Stundenkilometern in weniger als zwei Stunden. Und wenn man früh bucht, zahlt man für beide Strecken pro Person unter 100 Euro. Im Vergleich zum Auto ist die Reise mit dem Zug nach unserem Ermessen daher unschlagbar!
Ankunft ist am Gare de L‘Est (Ostbahnhof), von wo man nach Montmarte, im 18. Arrondissement, mit der Metro (einmal umsteigen) oder mit einem Bus (30er, Direktverbindung) zur Haltestelle Blanche gelangt. Im Vergleich zu deutschen Großstädten sind die Ticketpreise im öffentlichen Pariser Nahverkehr sehr günstig: Im Zehnerblock am Automaten kostet eine Fahrt gerade einmal 1,40 EUR, die Einzelfahrt 1,80 EUR und das Ticket, direkt im Bus gekauft, 2,00 EUR. (Stand 2015)
Wir entscheiden uns für die Metro, die allerdings dermaßen überfüllt ist, dass man Mühe hat, sich mitsamt seinem Gepäck in den Eingang zu quetschen und (mit unserer Erfahrung aus der Athener Metro) gleichzeitig Vorsicht vor Taschendieben walten zu lassen.
An der Haltestelle Blanche, am gleichnamigen Platz, steigen wir direkt vor der weltbekannten roten Mühle aus, mit einem Gewusel von Menschen, das sich aus allen Richtungen über den Boulevard de Clichy schiebt. Das Moulin Rouge (aus dem Jahr 1889) erwarb seinen weltweit anrüchigen Ruf durch Varieté-Shows der freizügigen Art. Auch heute kann man ab 90 EUR pro Person (ohne Getränke) aufwärts eine der Shows besuchen. Ansonsten hat diese Gegend nichts von einem Rotlichtmilieu, sondern vielmehr von einem lebendigen, bunten Stadtteil.
Getreidemühlen gab es in Montmartre seit dem 17. Jahrhundert. Zwei davon sind nur noch als Gebäude erhalten geblieben. In der Moulin de la Galette, ganz in der Nähe, kann man heute die französische Küche genießen.


Eine Familie hat sich auf dem Bürgersteig, neben der Haltestelle am Place Blanche eingerichtet: die Mutter mit Kleinkind auf der Erde mit einem Becher zum Geldeinwurf vor sich, der Junge mit einem Maronengrill, allerdings vollkommen unbeachtet von den Passanten, der Vater, der über alles wacht. Was für ein elendes Leben der Ärmsten!
Wir überqueren die Straße, hinüber zur Rue Lepic, die sich als quirlige Geschäftsstraße den Hügel hinauf zur Rue des Abbesses zieht. Verschiedene Düfte wabern aus den internationalen Läden mit Lebensmitteln, Bäckereien, Käsegeschäften und kleinen Imbissläden, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft!
Unser Apartment befindet sich in der Rue Adran, einer schmalen Seitenstraße. Ein halbes Stündchen warten wir auf die Schlüsselübergabe, bis unser Vermieter uns über die schmale Wendeltreppe hinauf in den dritten Stock begleitet. Wir sind angekommen und bleiben auch gar nicht lange im Haus, wollen vielmehr gleich den Stadtteil kennenlernen.


Montmarte - Place du Tertre -
Sacré-Coeur