Ausflug nach Agios Pávlos


Agios Pavlos ist ein kleiner Ort, direkt an der Küste, mittig zwischen Agia Galíni und Préveli gelegen. Ein Ausflug dorthin bietet nicht nur den Weg durch eine sehr schöne Landschaft, sondern hat am Ziel auch eine kleine Bucht, einen angrenzenden längeren Sandstrand sowie eine ziemlich bizarre Felslandschaft mit einer markanten Gesteinsgruppe mittendrin.

Wieder fahren wir durch Kokkinos Pirgos und durchqueren die nicht wirklich reizvolle Treibhausgegend, dann den gehts bergan. Hinter Agia Galíni, in Richtung Réthimno, biegen wir auf Höhe des gegenüberliegenden Kédros-Gebirges ab in Richtung Mélambes und Saktoúria.






Im Radio (89,8 FM, Radio Megalónissos aus Rethimno) läuft getragene kretische Instrumental-Musik mit Lyra und Laute, die uns in eine genießerische Stimmung versetzt, auch weil die Übertragung heute, auf den Sonntag, ohne Unterbrechungen mit ausufernder Werbung auskommt.
Würzige Kräuterdüfte von den Hängen wehen durch die geöffneten Autofenster herein, so intensiv, dass wir des Öfteren anhalten, um uns den Ursprung des einen oder anderen Duftes zu erschnuppern.
Weit und breit scheinen wir die einzigen Touristen zu sein, welch‘ ein Luxus! Der Blick auf den Psilorítis mit seiner stellenweise noch schneebedeckten Spitze, wird uns auch heute begleiten.


Eindrucksvoller, weil viel näher, erscheint mir jedoch der langgezogene Riegel des kahlen Kédros-Gebirges. Neben einem weithin sichtbaren Einschnitt verläuft ein Zickzack-Weg, den ich schon einmal mit einem lieben Freund teilweise bergan gestiegen bin. Geier kreisten über uns in respektvoller Entfernung.
Nach einer Kehre erkennen wir ganz im Hintergrund die weiter entfernt liegenden schneebedeckten Spitzen der Léfka Ori, zu verdanken der guten Fernsicht heute.


Neben der Straße legen wir auf einem kleinen Plateau eine Pause ein. Die Paximádi-Inseln scheinen von hier zum Greifen nah. Stille um uns herum, nur die feinen Geräusche einiger Insekten umhüllen uns.


Auch die beiden Saktoúria-Dörfer erscheinen bei der Durchfahrt im Tiefschlaf zu liegen, kein einziger Mensch ist auf den Gassen zu sehen. Wir empfinden es als äußerst erholsam, durch dieses ruhige Hinterland zu gleiten. Schließlich, nach vielen gut zu befahrenden Serpentinen, kommen wir in dem kleinen Örtchen Agios Pávlos an und parken direkt an der Bucht.
Mittlerweile ist es sehr heiß geworden, schade, dass wir nicht daran gedacht haben, Badeklamotten mitzubringen. Unser Ziel ist ja eigentlich die eindrucksvolle Gesteinsformation auf dem angrenzenden Kap Mélissa, das angeblich wie ein Krokodil aussehen soll, was ich aber ebenso wenig identifizieren kann, wie den Löwen in Léntas.
Wir hätten es uns einfacher machen können, und das Auto direkt oben, neben der Gesteinslandschaft parken können, hätten wir es vorher gewusst. In meiner Erinnerung an die 1990er Jahre gab es hier jedoch weder diverse Parkplätze noch Häuser. Also wählen wir den mühsamen Weg, umrunden die Bucht durch glühenden Sand bis zu einer in den Hügel getriebenen, rustikalen Treppe, erklimmen die steilen Stufen und gelangen schließlich auf den steinigen „Krokodils-Rücken“, der ins Meer hinein ragt. Dunkelgrau und wildgezackt bergen die aufgetürmten Felskronen Brandungslöcher mit Salzablagerungen. Heute liegt alles friedlich und still, bei meinem ersten Besuch in einem Spätherbst schoss das Meereswasser in Fontänen laut zischend durch die Felsen empor.


Auf der rückwärtigen Seite zur Badebucht öffnet sich ebenfalls eine kleine, von ebendiesen Felsen umsäumte Bucht mit glasklarem Wasser, die jedoch aufgrund der Felsplatten und Steinspitzen weniger zum Baden einlädt.


Alle Steinformationen in diesem Gelände scheinen irgendwie zusammengepresst, doch die am meisten Fotografierte, die es sogar als Motiv auf Postkarten gebracht hat, besichtigen wir am Ende unserer Erkundung. Wie lange mag es wohl gedauert haben, die Schichten auf diese Weise zu falten?


Nur wenige Touristen sind noch zusammen mit uns hier oben unterwegs, die meisten frönen lieber den Badefreuden in der kleinen Bucht. Der Ort, den ich vor 25 Jahren noch jungfräulich und naturbelassen erlebte, verfügt mittlerweile über Unterkünfte und Tavernen und ist für Strandliebhaber sicherlich ein erstrebenswertes Ziel, wenn man seinen Urlaub lieber etwas abgelegen verbringen möchte. Ich denke allerdings, dass auch er im Sommer von weitaus mehr Touristen besucht wird, die sich gerne am sich anschließenden Sandstrand tummeln.

Zum Abschluss erfrischen wir uns in einer Taverne direkt am Strand, genießen den Schatten bei kalten Getränken und schwärmen von dem gerade Erlebten. Es ist schon erstaunlich, was Kretas Natur neben den unzähligen Stränden und Badebuchten so alles zu bieten hat!

Durch das Amári-Tal bis nach Arkádi