Langsam neigt sich unser New-York-Aufenthalt dem Ende zu. Obwohl wir uns heute schon den zweiten Tag in Midtown aufhalten werden, können wir die Fülle der Sehenswürdigkeiten vor oder nach dem Besuch des Empire State Building nicht zur Gänze besichtigen. Unsere Prioritäten liegen daher in einem recht überschaubaren Rechteck zwischen der 34. und 50. Straße, sowie der 5. und 6. Avenue, zwischen Empire State Building und Rockefeller Center. Umringt wird dieses – verglichen mit den Dimensionen Manhattans - kleine Karree von zahlreichen Sehenswürdigkeiten, wie dem mit überdimensionierten Werbetafeln illuminierten Times Square, Madame Tussauds New Yorker Wachsfigurenkabinett, dem Chrysler Building, dem krachneuen One Vanderbilt Gebäude mit seinen futuristischen Erlebnisausstellungen und der neugotischen St. Patrick‘s Cathedral, dem alteingesessenen Kaufhaus Macy’s und vielem mehr, das man an einem Tag kaum bewältigen kann. Wir werden sehen, wozu unsere Aufnahmekapazität reichen wird.
Einmal möchten wir uns auf jeden Fall Manhattan von oben ansehen. Zwei Stadtbezirke bieten mit ihrer Dichte an Wolkenkratzern verschiedene Zugänge für die Öffentlichkeit: Lower Manhattan (Südspitze) und eben Midtown, hier allen voran der Top of the Rock im Rockefeller Center mit einem 360-Grad-Rundumblick durch eine verglaste Front im 70. Stock (insbesondere auf das Empire State Building und den Central Park); der futuristisch anmutende, Summit (Gipfel) genannte Aussichtspunkt auf dem Vanterbilt-Gebäude, der für das erlebnishungrige Publikum zwischen der 91. und 93. Etage einiges zu bieten hat: Außenaufzüge mit gläsernem Boden, nach außen verglaste Räume mit immersiven Ausstellungen, in denen mit Hilfe von Spiegeln und viel Glas Illusionen erzeugt werden und nichts für Menschen mit Höhenangst ist; Edge in Hausnummer 30 Hudson Yards, ein markanter Vorsprung, der sich kühn aus der 100. Etage ins Freie schiebt und mit abgeschrägten Glaswänden Ausblicke direkt nach unten erlaubt; für schwindelfreie Kletterbegeisterte gibt es noch den Extrakick, gut gesichert über eine Stiege, komplett im Freien, bis fast zur Gebäudespitze, auf ein weiteres Podest zu gelangen und dort, nur durch ein Seil gehalten und auf den Fußspitzen an der Kante des Podests hunderte Meter über der City zu balancieren. Und dann bleibt noch das ehrwürdige Empire State Building aus dem Jahr 1931, auf das unsere Wahl letztendlich fällt. Aus dem 86. Stockwerk gibt es eine unverglaste 360-Grad-Aussicht von einer gut gesicherten Plattform aus. Man könnte noch auf eine weitere Aussichtsplattform in die 102. Etage fahren, allerdings schaut man hier durch Glasscheiben aus dem Innenraum. Wir hingegen freuen uns schon sehr auf die Aussichtsterrasse mit freiem Blick. Tickets erstehe ich für die Mittagszeit kurzfristig per Internet. Es wird für uns die teuerste gebuchte Attraktion in Manhattan sein (44 USD für Erwachsene, 42 USD für Senioren (62+) – auch der Zugang zu den anderen Plattformen bewegt sich in dieser Größenordnung). Doch um nichts in der Welt wollen wir uns den Ausblick entgehen lassen. Jetzt sollte nur noch das Wetter halten. An der Penn Station, einem Durchgangsbahnhof in der 34. Straße, beginnt unser heutiger Besichtigungstag. Bis zum Einlass in das Empire State Building haben wir noch etwas Zeit, um unterwegs bei Macy’s vorbeizuschauen, dem „größten Kaufhaus der Welt“, dem Flaggschiff der gleichnamigen Handelskette in New York. ![]() Gegründet wurde die Kaufhauskette im Jahr 1858 vom Namensgeber Rowland Hussey Macy, der schon zuvor Erfahrungen im Handelsgewerbe gesammelt hatte. Etwas später, in den Jahren 1879 bzw. 1881 wurden in Deutschland, vielleicht sogar nach dem amerikanischen Vorbild, die Warenhäuser Kaufhof und Karstadt gegründet. Ich habe mir immer vorgestellt, dass das weltberühmte Macy‘s ein teures Kaufhaus mit Luxusgütern sei oder zumindest eine exklusive Sortimentsauswahl bieten würde, etwa wie das 1907 eröffnete KaDeWe in Berlin. Allerdings wähne ich mich am frühen Vormittag, als wir die Stockwerke von Macy’s abklappern und erst wenige Kunden unterwegs sind, in einem zwar überdimensionierten, doch sehr „normalen“ Kaufhaus. Das Angebot ist in Macy’s zwar riesig, doch ähnelt es sehr den noch als einzige aus der goldenen Warenhauszeit verbliebenen Galeria-Kaufhäusern in Deutschland. Leider sehen wir nichts Ausgefallenes oder Besonderes, was wir vielleicht als Souvenir erstehen könnten. Nur die Masse an ähnlichen Waren ist größer und daher über neun Stockwerke verteilt. Vielleicht haben die Warenhäuser auch in den USA zu knapsen, weil sie dem überwiegenden Publikum nicht mehr das bieten können, was zeitgemäß erscheint, oder anderweitige Konkurrenz besser aufgestellt ist, denn nach turbulenten Jahren mit der Ausweitung von Verkaufswegen und anderen Modernisierungsmaßnahmen hat Macy’s schon eine Insolvenz, Fusionen, Übernahmen, Schließungen und Mitarbeiterentlassungen erlebt. Dennoch zählen amerikaweit aktuell immer noch 700 Filialen zu der Kette, Brötchengeber für 130.000 Mitarbeiter. ![]() Mittlerweile haben wir schon fast die Mittagszeit erreicht, sodass unserem heutigen kulturellen Highlight, dem Besuch des Empire State Buildings, nichts mehr im Wege steht. Es befindet sich im benachbarten Häuserblock. Empire State Building Spricht man vom Empire State Building, so ist bis heute ein Gebäude der Superlative gemeint. Zwar ist es seit seiner Fertigstellung 1931 ein wenig in die Jahre gekommen, dennoch stellt es – vielleicht wie kein anderes Gebäude - ein wichtiges Element der Skyline Manhattans dar. In Manhattan war der Wettlauf zum Himmel seit Beginn des 20. Jahrhunderts allgegenwärtig. Neue technische Errungenschaften, wie die Möglichkeit stabiler Stahlskelettkonstruktionen, ermöglichten den Bau in schwindelerregende Höhe und die Erfüllung des Traumes von Macht und Prestige in Form des höchsten Gebäudes der Stadt, ja sogar der Welt. Innerhalb von dreißig Jahren schossen zahlreiche Hochhäuser und Wolkenkratzer empor, die damals das Non-plus-Ultra darstellten, und die 200 Meter-Höhenmarke bald hinter sich ließen. Erstmalig knackte das Chrysler-Building im Jahr 1930 mit 319 Metern die nächste Hunderterdimension, gefolgt vom Empire State Building, das mit 381 Metern ein Jahr später das höchste Gebäude der Welt wurde. Diese Marke hielt bis 1973, eine recht lange Zeit, wenn man bedenkt, wie in den Jahren davor die Höchstmarke ständig überboten wurde. Die Nachfolgegebäude, die beiden Zwillingstürme des ehemaligen World Trade Centers, die mit 415 bzw. 417 Metern das im Art-Déco-Stil gebaute Empire State Building als höchstes Gebäude ablösten und direkt und weithin sichtbar an der Südspitze Manhattans platziert standen, hatten bereits ein moderneres, dem Zweck als Weltwirtschaftszentrum angemessenes, eher kühl-funktionales Aussehen. Das aktuell höchste Gebäude der Welt, das Burj Khalifa in Dubai, misst mit seinen 163 nutzbaren Etagen stattliche 828 Meter und ist damit mehr als doppelt so hoch wie das Empire State Building. Weitere Superbauten mit Höhen zwischen 1000 und 2000 Metern sind in Planung bzw. im Bau. Doch – wie es heißt – liegen infolge der Pandemie und der Baustoffknappheit etliche Baustellen brach. Höhendimensionen scheinen – bis auf das Problem des Eigengewichts - keine Grenzen mehr zu finden. Künftige neu eingesetzte Materialien könnten auch diese Hürde schon bald überwinden. Maximal Naturerscheinungen, wie Stürme oder Erdbeben, müssen in schwindelnder Höhe bewältigt werden, doch auch diese Herausforderung ist nicht neu und bereits gut erforscht. Bemerkenswert finde ich, dass nur noch eines der zehn höchsten Gebäude der Welt, das One World Trade Center in Manhattan mit 541 Metern, in den USA steht, alle anderen befinden sich in Asien. Auch auf diesem Kontinent hat sich ein ehrgeizig-rivalisierendes Wettbauen um die absolute und gigantomanische Superlative der spektakulärsten und außergewöhnlichsten Monolithen in beeindruckender und weithin sichtbarer Höhendimensionen etabliert. Wurden früher Hochhäuser errichtet, um aus praktischen Erwägungen viele Wohn- oder Büroeinheiten übereinander zu schichten und damit Grundstücksplatz zu sparen, so werden heute daneben häufig einzelne Etagen von Wolkenkratzern zu astronomischen Summen als Luxuswohnungen, an Luxus-Hotels oder als Büros an Weltkonzerne verkauft. Privatpersonen oder Firmen, die in einem der neuen Glaspaläste unter dem Himmel residieren, haben dadurch enorm an Prestige gewonnen, einfach weil sie es können: Es riecht nach Geld und Macht. Für lohnabhängige Normalsterbliche scheint schon ein Zipfel der Fläche in solchen Kultbauten unerschwinglich, geschweige denn, eine komplette Wohnung. Doch wie sollten die Menschen bei allem grenzenlos erscheinenden Höhenwahn ganz profan und vor allem sicher in die oberen Stockwerke transportiert werden? Dieses Problem war schon Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Erfindung des elektrischen Fahrstuhls samt Sicherheitsfangvorrichtung für die Personenbeförderung gelöst worden. In Wolkenkratzern befinden sich Dutzende, um die vielen Besucher in die Höhe zu bringen. Einen davon haben wir schon angepeilt. Er befindet sich im Empire State Building und wird uns innerhalb kurzer Zeit knapp 80 Stockwerke in die Höhe katapultieren. ![]() Eingangshalle des Empire State Buildings Zunächst werden wir durch verschiedene Gänge geleitet, dann zu Fuß eine Treppe hoch und durch weitere Gänge und um mehrere Kurven zum Einchecken. Rechts und links des markierten Weges kann man sich anhand von Schautafeln und eines Films über die Besonderheiten des Empire State Buildings informieren. Doch wir streben zügig zu den Aufzügen, fiebern der Aussichtsplattform entgegen. Da noch nicht viel Betrieb ist, brauchen wir auch nicht lange vor den Aufzügen anzustehen. Ein Guide weist die Besucher ein. Mit rasender Geschwindigkeit fliegen wir hinauf zum 80. Stock. Die Aufwärtsbewegung ist tatsächlich kaum spürbar. Abgelenkt wird man durch einen Film, der zeitgleich in der Aufzugskabine über unseren Köpfen mitläuft, und ebenso rasant im Zeitraffer einzelne Bauphasen in luftiger Höhe zeigt und suggeriert: so flink, wie wir in die Höhe schnellen, ist auch dieser Wolkenkratzer entstanden. Die Bauzeit des 102 Stockwerke hohen Gebäudes betrug tatsächlich nur ein Jahr und fünfundvierzig Tage. Schließlich erreichen wir die erste Aussichtsplattform, die sich im Inneren des Hochhauses befindet. Die ersten Ausblicke durch die Fenster sind schon ziemlich phänomenal. ![]() Ein weiterer Aufzug bringt uns die nächsten sechs Etagen hoch zu unserem Ziel, die Open-Air-Plattform mit dem 360-Grad-Blick ohne störende Glasscheiben und vor allem draußen, an der frischen Luft. ![]() Der Umlauf um den Innenraum bietet eine atemberaubende 360-Grad-Sicht in alle Stadteile New Yorks. Schon einmal war ich 1975 hier oben und habe meine analogen Foto-Aufnahmen später nicht wiedererkannt. Aufgrund der damaligen Luftverschmutzung konnte man kaum einzelne Gebäude darauf ausmachen. Das ist heute ganz anders, insbesondere auch, weil zwischenzeitlich sogar die Sonne hervorkommt. Tief hängende Wolken verleihen der Häuserwelt unter uns dennoch eine gewisse Dramatik. ![]() Gut kann man erkennen, wie vergleichsweise niedrig nach heutigen Maßstäben die älteren Steinhochhäuser sind. Damals wurden sie jedoch ob ihrer Höhe sicherlich schon als bemerkenswert empfunden und trugen zur Neugestaltung der Skyline Manhattans bei. Doch die Glaspaläste der heutigen Zeit, allen voran das One World Trade Center oder das 2020 fertiggestellte Vanderbilt-Gebäude, ragen um etliches höher in den Himmel. ![]() mit Legosteinen gebaut? Doch nicht nur die Höhe bringt den Hingucker-Effekt. Auch die Platzierung und vor allem neue, asymmetrische Gestaltungsformen erregen die Aufmerksamkeit. Gewundene, abgeknickte oder andere besondere Formen mit hohen Türmen, manche sogar mit mehreren, lassen Hochhäuser und die höchsten Wolkenkratzer der heutigen Zeit noch wesentlich eindrucksvoller in Eleganz und Einmaligkeit erscheinen. ![]() die beiden Copper Buildings direkt am East River, zwei geknickte Türme, die durch einen mehrstöckigen Steg miteinander verbundenen sind ![]() One World Trade Center in Lower Manhattan, Nachfolger der beiden Zwillingstürme des Welthandelszentrums und höchstes Gebäude der USA ![]() One High Line, Bezeichnung der beiden verdreht wirkenden Hochhäuser mit gemischter Nutzung ![]() New York Life Building mit vergoldeter Spitze ![]() Die Hudson Yards mit Vanderbilt Gebäude, gut erkennbar die Aussichtsplattform Edge ![]() Nicht ganz so hoch, dennoch eines der markantesten Bürogebäude in Manhattan: das dreieckige, etwa neunzig Meter hohe Flatiron-(„Bügeleisen“-) Gebäude, Ecke Broadway/23rd Street und 5th Avenue, aus dem Jahr 1902, das im Jahr 2023 für 161 Millionen Dollar an einen einzigen Eigentümer zwangsversteigert wurde. ![]() Herausragend die Spitzen markanter Wolkenkratzer aus verschiedenen Epochen nebeneinander: Vanderbilt, Metlife (früher Pan Am), Chrysler und andere Der ohrenbetäubende Straßenlärm hat es bis nach hier oben nicht geschafft. Auch das Gewusel auf den Straßen Manhattans ist in dieser Höhe ohne Bedeutung und die Autos scheinen von hier aus kleiner als Kinderspielzeug. Vielmehr schwebt der Blick in die Weite, zur Südspitze Manhattans mit den beiden von uns besuchten Eilanden und dem New Yorker Hafen, wo Hudson und East River zusammenfließen. Alles auf einen Blick, was für Dimensionen! ![]() Blickrichtung Süd nach Lower Manhattan und den New Yorker Hafen mit Liberty und Ellis Island ![]() Liberty und Ellis Island ![]() Blickrichtung Nord: Irgendwie verschwommen erahnt man die grüne Fläche des Central Parks und den dahinter liegenden Stadtteil Harlem. ![]() Blickrichtung Ost zum East River mit den dahinter liegenden New Yorker Stadtteilen Queens und Brooklyn ![]() Blickrichtung West: die 16 Gebäude der Hudson Yards nehmen den Blick gefangen; davor das schwarze Hochhaus nennt sich One Penn Plaza, im Hintergrund New Jersey ![]() Hier die 1975er Version, noch mit unverbautem, aber recht dunstigem Blick auf die gegenüberliegende Seite des Hudson River. Fast eine Stunde haben wir uns auf der Plattform des Empire State Buildings aufgehalten, haben langsam und mehrmals den Innenraum umrundet und die faszinierende Perspektive nicht nur auf Manhattan, sondern auf ganz New York ausgiebig genossen. Irgendwie ein bisschen unwirklich und unfassbar in ihrer Dimension erzeugen die verschiedenen Blickwinkel auf die Stadt ein erhebendes Gefühl hier oben, gleich unter den Wolken. Mit dem Lied Empire State of Mind haben haben der Rapper und Musikproduzent Jay-Z und die Singer-Songwriterin Alicia Keys ihr persönliches und offensichtlich ebenso erhebendes New-York-Feeling in eine musikalische Hymne gegossen (hier 2016 während eines gemeinsamen Auftritts am Times Square).
Weiter durch Midtown Ebenso schnell, wie wir mit dem Lift zuvor nach oben geflogen sind, schnellen wir auch wieder hinunter in den allgegenwärtigen und ohrenbetäubenden Baustellen- und Verkehrslärm der Streets of New York. Alle paar Minuten erschrecken uns die gellenden Sirenen von vorbeibrausenden Krankenwagen und Feuerwehrautos. Auffällig viele SUVs und fette schwarze Limousinen mit getönten Scheiben sind unterwegs. Es wimmelt vor Menschen, die hin und her eilen, viele lebhaft und gestenreich am Telefonieren, mit Musik im Ohrhörer oder konzentriert im Gehen auf das Handy starrend. Daneben, am Straßenrand, zeigt sich auch ein anderes Bild von armen, schlafenden oder dumpf vor sich hin schauenden, abgerissenen und schmutzstarrenden Menschen. Es sind diejenigen, die sich den amerikanischen Traum nicht leisten können. Unser Ziel ist das Rockefeller Center. Nicht, um auf den gleichnamigen Turm zu fahren, sondern um den Gebäudekomplex ein wenig von außen zu erkunden. Unser Spazierweg führt über die 6th Avenue, die sogenannte Avenue of the Americas, in Richtung 49. Straße. Etliche kleine Shops säumen den Bürgersteig, darunter auch ein Takeaway mit Köstlichkeiten wie Sandwiches und Burger, zwischendurch auch mal ganz lecker. Nach wenigen Blocks öffnet sich auf der rechten Seite, ein paar flache Treppenstufen hoch, der Eingang zum öffentlichen Bryant-Park, der schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts anlegt wurde. Er liegt zwischen der 5. und 6. Avenue und erstreckt sich von der 40. bis zur 42. Straße. An einer Seite grenzt er an die New York Public Library, die wir gestern besucht haben. Im Winter kann man auf einer Fläche im Park sogar Schlittschuh laufen. ![]() Eingang zum Bryant Park Gegenüber, auf der 6th Avenue, ragen einige ähnlich aussehende, markante Hochhäuser mit unterschiedlicher Funktion empor. ![]() Wir sind schon recht nah am Gebäudekomplex des Rockefeller Centers angekommen, machen noch einen kleinen Umweg an einer der legendären New Yorker Veranstaltungshallen vorbei, der Radio City Music Hall aus dem Jahr 1932, die zunächst für ihre Radioshows bekannt wurde, später ihre Pforten als Veranstaltungstheater öffnete und heute in das Rockefeller Center integriert ist. Sie liegt an der 50. Straße, wo sie von der 6th Avenue nach rechts abzweigt. ![]() Berühmt ist bis heute die dort auftretende Showtanzgruppe The Rockettes. Zu Weihnachten führt sie jährlich ein glimmerndes, schimmerndes, goldflimmerndes Spectacular auf. Rockefeller Center Ein paar Meter weiter, die 50. Straße entlang, gelangen wir schließlich zum 19 Gebäude umfassenden Büro-Komplex des berühmten Rockefeller Centers. Initiator war John D. Rockefeller Jr., derselbe, der auch das Gebäude für die Uno gekauft hatte. Für den Bau des Rockefeller Centers mussten 228 Gebäude abgerissen und 4000 Mieter umgesiedelt (Seite 9 oben) werden. 1931 wurde mit dem Bau der ersten Gebäude begonnen, 1939 wurden die vorerst letzten vollendet. Erst später wurden weitere Gebäude integriert. Eigentlich sollte auch die MET in eines der Gebäude einziehen, doch während der Weltwirtschaftskrise ab 1929 fehlte hierzu letztendlich das Geld.
Zentrum des Komplexes ist die Rockefeller-Plaza mit dem Hauptgebäude, dem Comcast Building (30 Rockefeller Plaza).
![]() Über dem Haupteingang prangt der Spruch Wisdom and knowledge shall be the stability of thy times (Weisheit und Wissen sollen die Stabilität deiner Zeit sein). Der Fries wurde vom amerikanischen Künstler Lee Lawrie gestaltet, der sich auch in anderen Kunstwerken Manhattans verewigt hat. ![]() Über eine Treppe im Zentrum der Plaza gelangt man auf die untere Ebene und ein Viereck, in dem man im Winter Schlittschuh und im Sommer Rollschuh laufen kann. Die Begleitmusik haben wir schon von weitem gehört. ![]() Die vergoldete, über 5 Meter hohe und 8 Tonnen schwere Prometheus-Statue vor einem Wasserfall, auf der gegenüberliegenden Seite des von Fahnen vieler Länder umsäumten Karrees, verleiht dem Platz eine besondere Note. ![]() Hinter dieser Skulptur wird jährlich im Winter, bereits seit 1937, der überdimensionierte, weltweit bekannte Weihnachtsbaum aufgestellt. Die Einstichstelle ist im Pflaster sogar gekennzeichnet. ![]() Wunderschön finde ich die angelegten, vom Platz wegführenden Blumenbeete in den sogenannten Channel Gardens, die zu dieser Jahreszeit mit bunten Frühlingsblühern bepflanzt sind und von einer schmalen Wasserkaskade durchlaufen werden. In dieser kleinen Oase lässt es sich auf einer der vielen Bänke bestens entspannen. Eine ganze Weile bleiben wir hier, nippen an unseren Wasserflaschen, schauen uns die vorbeiziehenden Menschen an und genießen den schönen Frühlingstag, mittlerweile sogar im Sonnenschein. ![]() Am oberen Ende grenzt die Parkanlage an die 5th Avenue, über die wir das Rockefeller Center wieder verlassen. Eine letzte Sehenswürdigkeit, direkt hier, schräg gegenüber, möchten wir uns noch ansehen, bevor die Sightseeing-Tour für heute endet. St. Patrick Cathedral Haben wir heute bisher Hochhäuser und Wolkenkratzer in ihrer verschiedenartigen Höhe und Formgebung bewundert, gelangen wir nun zu einer katholischen Kathedrale, die in ihrer jetzigen Form 1878 fertiggestellt wurde und mit ihrer neugotischen Fassade und den über 100 Meter hohen Türmen auf der Vorderseite aus der Masse der modernen Gebäude einmalig hervorsticht. Diese Kirche, die St. Patricks Cathedral, könnte ich mir auch gut in einem Pariser Straßenzug vorstellen. ![]() Die St. Patricks Cathedral dient aber offensichtlich nicht nur der Glaubensausübung, sondern auch als Treffpunkt für Mitglieder von Gewerkschaften (wie die Plumbers Local Union No. 1 New York City, International Painters and Allied Trades), denn auf den Treppenstufen zum Haupteingang hat sich eine kleine Menschenmenge gebildet, die für bestimmte Forderungen eintritt. ![]() Durch die Versammlung schlängeln wir uns hindurch, zum Eingangsportal und ins Innere der Kirche. Ebenso wie das Eingangsportal ist auch der Innenraum der dreischiffigen Kirche reichhaltig mit Blumen geschmückt. ![]() ![]() ![]() Bewundernd stehe ich vor den gotischen Elementen, die den großen Bau so einzigartig schlank wirken lassen und den Blick in die Höhe lenken. ![]() Altar unter einem kunstvollen Baldachin Nischen mit kleineren Kunstwerken befinden sich in den Seitenschiffen. ![]() Kunstvoll gestaltete Kirchenfenster unter Spitzbögen erhellen in zwei Reihen übereinander den Innenraum. ![]() Nach unserem Rundgang hat sich die Menschenansammlung vor der Kirche vervielfacht. Wieder wuseln wir uns einen Weg hindurch und streben nun der nächsten U-Bahn-Haltestelle zu, von wo wir ohne umzusteigen wieder zum Hotel kommen wollen. An der Ecke 53 Straße/5th Avenue treffen wir auf eine Megabaustelle mit Baulärm in unvorstellbarer Dezibel-Stärke. Er wird von Bohrern verursacht, die tief hinab in die Erde getrieben werden, sodass einem im zweiten Untergeschoss der Metro ein mulmiges Gefühl erwächst, ob die Vibrationen nicht doch vielleicht Wände oder Decken zum Einstürzen bringen könnten. Während wir auf unsere Bahn warten, rasen weitere Linien mit zig Waggons und vollem Karacho durch die Tunnel und in die Halte-Station hinein. Was für eine Hektik nach der beschaulichen Ruhe in der Kirche zuvor. Nach unserer kurzen Fahrt nach Queens erwartet uns in Richtung Ausgang ein Violinist, der völlig hingebungsvoll und inbrünstig Musik von Vivaldi spielt. So erleben wir New York jeden Tag: vielfältig, laut, international, menschlich, hektisch, ruhig, freundlich, musikalisch... Wer kann sich dem Charme einer solchen Stadt entziehen? Wir haben ja schon etliche Städtereisen innerhalb Europas unternommen und waren beeindruckt, doch eines weiß ich schon jetzt: New York City gehört eben wegen dieser Vielfalt auch nach meinem zweiten Besuch zu meinen Lieblingsstädten. Ich spiele sogar schon mit dem Gedanken, ein weiteres Mal wiederzukommen. Vielleicht mal im Winter? Schon wieder ist es später Nachmittag geworden, und ebenso sind wir nach unserer heutigen Besichtigungstour wieder ziemlich erschöpft. Am frühen Abend rappeln wir uns trotz unserer Mattigkeit wieder auf zur Vernon Street. Dieses Mal werden wir Türkisch speisen. Für meinen Gaumen ist das Satir hier im Viertel bisher das Lokal mit den leckersten Speisen. Der Eigentümer stammt aus Istanbul und hat in mehreren Städten Europas gearbeitet, auch in Deutschland, bevor er in die USA kam. Obwohl während der Woche nicht so viel Publikum zum Sitzen einkehrt, läuft der Lieferservice – wie auch in den umgebenden Lokalen - auf Hochtouren, ein ständiges Kommen und Gehen. Dennoch verspüren wir keine Hektik, ganz im Gegenteil. Bei schönem Wetter könnte man sogar draußen sitzen. Nach einem sehr delikaten Mal wandern wir wieder zurück zum Hotel, bereit uns für unseren letzten Tag in New York auszuruhen. |